Schon von außen lässt sich der Zustand des gut versteckten Bauwerks erahnen, der Rest des Gebäudes ist im Gegensatz dazu frisch saniert. Foto: Kammerer

Turbinenhaus im Neckartal hergerichtet. Wasserschäden und Müllkippe nach Leerstand.

Rottweil - Acht Jahre lang stand das denkmalgeschützte Gebäude leer: Wasser- und Frostschäden sowie kaputte Böden zeigten den Verfall im ehemaligen Turbinenhaus der Pulverfabrik. Seit Anfang des Jahres erstrahlt das Bauwerk in neuem Glanz. Die Renovierung des Gebäudes Neckartal 93 durch die Firma Geoteam dauerte ein halbes Jahr. Das Unternehmen für Umwelt- und Geotechnik hat dort seine neuen Büroräume bezogen.

Derzeit läuft die Sanierung im zweiten Teil des Gebäudes. Obwohl der alte, feuchte Parkett bereits entfernt wurden sind die Wasserschäden deutlich zu erkennen. "Alle Heizkörper und Heizkessel waren durch Frost gerissen. Auslaufendes Wasser führte zu Feuchtigkeitsschäden im gesamten Gebäude. Die Hälfte des Parkettbodens war nicht mehr zu retten. Der Rest konnte ausgebessert, abgeschliffen und neu versiegelt werden", erzählt Eric Utry vom Geoteam. Wegen der Wasserschschäden musste zudem die gesamte Elektrik überprüft werden. Auch mehrere kaputte Fensterscheiben beschleunigten den Verfall. Fenster, Türen und Innenwände mussten ebenfalls gestrichen werden. Die Heizung war ein "Totalausfall", und es wurde eine neue Gasheizung installiert.

"Ein von außen zugänglicher Lagerraum wurde offensichtlich jahrelang als Müllkippe genutzt", erzählt Utry. Allein dort wurden zwölf Tonnen Müll wie Farbeimer, Ölkanister, Bauschutt und asbesthaltige Eternitplatten entsorgt.

Während der acht Jahre, in denen das Gebäude leer stand, wurde zudem eine Abwassergrube an der Rückseite stillgelegt. Somit war das Gebäude von der Kanalisation abgeschnitten. Es musste eine Anlage installiert werden, um das Abwasser von der Rückseite zur öffentlichen Kanalisation in der Neckartalstraße pumpen zu können. "Auch die Außenanlagen waren total verwildert", betont Utry. "Deshalb musste vor der Neugestaltung erstmal gerodet werden."

Die ehemalige Turbine samt technischer Anlage ist in einem ähnlich schlechten Zustand, wie das Gebäude vor der Renovierung. Das imposante Bauwerk ist von Rost und Wasser angegriffen. Auch das feuchte Mauerwerk und zerfallende Holzbalken tragen deutliche Zeichen der verwaisten Zeit. Deshalb überlegt Utry, ob er auch Turbine und Decke restauriert und damit eine interessante und geschichtlich bedeutende Sehenswürdigkeit wieder herrichten soll.

Das ehemalige Turbinenhaus im Neckartal gehörte zu Max Duttenhofers Pulverfabrik, die vor allem Patronen für Jagd- und Kriegszwecke produzierte. Höhepunkt der Firmenentwicklung war während des Ersten Weltkriegs. Rund 2000 Menschen arbeiteten auf dem Rottweiler Areal, die gesamte Stromversorgung der Stadt kam aus dem Kraftwerk der Fabrik. Die meisten der heute noch erhaltenen Gebäude stammen aus dieser Phase. Auch die ehemalige Turbinenanlage der Pulverfabrik wurde im Jahr 1908 erbaut. Der Industriekomplex ist noch heute erhalten und steht als Ensemble unter Denkmalschutz.