Die Verteidigung hat am siebten Verhandlungstag eine Vertriebsmitarbeiterin konfrontiert. Foto: Steffen

Siebter Verhandlungstag: Verteidigung konfrontiert Vertriebsmitarbeiterin. Chef-Situation im Hause BFW beleuchtet.

Kreis Rottweil - Von vielen Prozessbeteiligten wird im Zeugenstand mehr oder weniger offen ausgesprochen, dass nach ihrer Einschätzung in erster Linie der frühere Geschäftsführer der Bösinger Fleischwaren GmbH (BFW) und seine frühere Frau als Kopf des Betriebs die kriminellen Machenschaften zu verantworten haben, die ab dem Frühsommer 2011 – nachdem durch die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens externen Krisenmanagern die seltsamen Geschäftspraktiken offenbart wurden – scheibchenweise ans Licht der Öffentlichkeit kamen und dann für die Einleitung des derzeitigen Strafverfahrens vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Rottweil wegen Betrugs und Untreue sorgten.

Die beiden Verteidiger indes versuchen die Vorstellung zu trüben, hier hätten allein Chef und Chefin sich am Betriebsvermögen in strafwürdiger Weise gütlich getan. So konfrontierte die Anwältin gestern eine als Zeugin geladene Vertriebsmitarbeiterin mit dem Vorwurf, nicht eine von den Chefs genötigte Helfeshelferin gewesen zu sein, die sich aus Existenzangst zu dem illegalen Tun habe hinreißen lassen.

Vielmehr habe sie sich auch selbst aus Geldkuverts bedient. Dafür habe sie (die Anwältin) einen Zeugen an der Hand – nämlich den Wirt einer Gaststätte an der Ostsee – dem die Mitarbeiterin wenige Wochen vor der Insolvenzeröffnung bei einer Tagung der BFW-Vertriebsleute geflüstert haben soll, nur mit Hilfe von Geldern aus dem Schwarzverkauf habe sie mit ihrem Mann ein Haus bauen können.

Haushälterin von Betrieb bezahlt

Bei weiteren Zeugenvernehmungen am gestrigen – siebten Verhandlungstag – wurde auch die Chef-Situation im Hause BFW beleuchtet. Da ist von einem Geschäftsführer die Rede, der ursprünglich ein immer für die Firma zur Verfügung stehender Schaffer gewesen sei. Mit Einzug seiner zweiten Frau habe sich in der Firma schrittweise vieles geändert.

Im Hintergrund habe sie die Fäden gezogen und ihren damaligen Mann zu Entscheidungen veranlasst, und ihm dabei auch einen luxuriösen Lebensstil schmackhaft gemacht. Dazu gehörte offenbar auch, wie ein 2009 aus der Firma ausgeschiedener Zeuge schilderte, dass neben einer vom Betrieb bezahlten Haushälterin auch er selbst hauptsächlich für die Erledigung privater Angelegenheiten des damaligen Ehepaars seinen Lohn bekam.