Über den riesigen Andrang freuen sich die Organisatoren der DKMS-Typisierungsaktion für Pius Keller im Rottweiler Kraftwerk. Foto: Zelenjuk

Lange Schlangen vor dem Kraftwerk bei Typisierungsaktion. Mit 3400 Registrierungen überwältigendes Ergebnis.

Rottweil - Beeindruckend, wie viele Leute das Schicksal von Pius Keller aus Rotweil bewegt. Die Typisierungsaktion für den an Leukämie erkrankten 21-Jährigen hat gestern erstaunlich viele Neuregistrierungen gebracht.

Kein freier Parkplatz, Staus Richtung Neckartal und lange Schlangen vor und im Kraftwerk – die Bereitschaft, sich typisieren zu lassen, war gestern überwältigend. Auch um 16 Uhr war noch kein Ende der Aktion in Sicht. Dabei war der Andrang bereits zum Beginn um 11 Uhr enorm: potenzielle Spender mussten Schlange stehen, um ins Gebäude zu gelangen und sich Blut abnehmen zu lassen.

Mehr als 100 ehrenamtliche Helfer waren noch früher da gewesen. Um 9 Uhr hatte man mit dem Aufbau begonnen, eine Stunde später hatte es eine Einweisung durch die Mitarbeiter der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) gegeben.

Auch Yvonne Renz von der DKMS zeigt sich gestern beeindruckt. Vergangenes Wochenende waren bei einer ähnlichen Aktion in Sulz circa 1600 Spender dabei. Die Typisierungsaktion in Rottweil bewies aufs Neue, dass Menschen helfen wollen. Ängste hätten die Spender nicht, so Renz. Die meisten hätten sich im Vorfeld intensiv mit dem Thema beschäftigt und ihre Entscheidung ganz bewusst getroffen, erklärt sie. "Und die letzten Ängste beseitigen wir hier", sagt die DKMS-Mitarbeiterin.

Immerhin tauchten jede Menge Fragen auf: Wie funktioniert die Blutabnahme? Darf ich mich trotz Krankheit oder Medikamenteneinnahme registrieren lassen? Die häufig gestellten Fragen konnten die ehrenamtlichen Helfer auch selbst beantworten. Bei besonderem Klärungsbedarf standen ihnen drei DKMS-Vertreter zur Seite.

Die Typisierungsaktion im Kraftwerk in Rottweil hat Familie Keller zusammen mit der DKMS in nur zwei Wochen auf die Beine gestellt. Nach der ersten Besprechung im engsten Kreis folgten die Suche nach Räumen und Helfern, Pressearbeit und das Sammeln von Geldspenden. "Familie Keller ist sehr gut vernetzt und hat unheimlich viele Kontakte", berichtet Yvonne Renz. Das habe die schnelle und reibungslose Vorbereitung ermöglicht.

Was die gestrige Aktion so besonders machte, war der niedrige Altersdurchschnitt von Spendern. Außerordentlich viele junge Leute haben sich angesprochen gefühlt und auch ihre Freunde zum Mitmachen angeregt. Teilweise waren ganze Familien zu sehen: Kinder, Eltern und Großeltern. Manche waren schon in der Datei und kamen, um Freunde oder Familie zu begleiten.

Am Eingang konnte man sich über Stammzellenspende informieren, das Prozedere gliederte sich in einige Stationen. Bei der Datenerfassung wurden Fragen geklärt. Bei der Zwischenkontrolle bot sich die Möglichkeit, Geld zu spenden, um zur Blutkrebs-Bekämpfung beizutragen. Und die Sparboxen wurden außerordentlich gut gefüllt.

An der nächsten Station wurden fünf Milliliter Blut aus der Armvene entnommen, und bei der Endkontrolle alles noch einmal gecheckt. Rund 32 Blutabnehmer waren im Einsatz – Krankenschwestern und Ärzte, die ehrenamtlich halfen. Das Deutsche Rote Kreuz war mit zwei Krankenwagen und einigen Liegen für den Notfall präsent.

Der Bruder von Pius, Maximilian Keller, der insbesondere in sozialen Netzwerken viele Spender für die Aktion gewonnen hatte, findet das Feedback überwältigend. "Und das von überall her: von Berlin über Wien bis Mallorca." Auch unbekannte Menschen hätten in sozialen Netzwerken die Informationen über die Typisierungsaktion geteilt, viel Kraft gewünscht.

Bis 13 Uhr haben sich gestern schon mehr als 1000 Menschen typisieren lassen, am Abend waren es kaum glaubliche 3400. Durch Mundpropaganda, Zeitung, Radio und Internet haben die Menschen von der Aktion erfahren und sich entschlossen, teilzunehmen. Melanie und Christiane Knaisch hatten wie viele das Bedürfnis, zu helfen. "Wenn man selbst in der Situation wäre, würde man sich über jede Hilfe freuen", erklärt Melanie Knaisch.

Hannes Amann aus Wellendingen packte als Helfer mit an. "Pius ist ein Freund von mir. Und er soll leben", bekräftigt er. Ganz viele bekannte Gesichter habe Amann im Kraftwerk gesehen, Freunde, Arbeitskollegen. "Wir hoffen alle sehr, dass der passende Spender dabei ist."