Das Bildmotiv der Zeitungsleser am Kamin von Fritz Reiss ist durchaus bekannt.Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Hausbesitzer entdeckt historisches Werbeschild und kann sich Herkunft nicht erklären

Von Timo Beyer

Ein Leser unserer Zeitung hat auf seinem Dachboden ein uraltes Werbeschild des Schwarzwälder-Boten gefunden. Die Herkunft bleibt rätselhaft.

Rottweil. Da staunte Wolfgang Karrais nicht schlecht, als er beim Aufräumen auf seinem Dachboden ein Werbeschild des Schwarzwälder Boten fand. Da es mit der verrosteten Rückseite nach außen am Kamin gelehnt hatte, war es bisher niemandem aufgefallen.

Wie das Schild ursprünglich auf den Dachboden gelangt ist, kann sich Karrais nicht erklären. Das Haus ist seit dem Bau im Jahre 1903 in Familienbesitz. "Wir haben nie etwas mit dem Schwarzwälder Bote zu tun gehabt. Mein Urgroßvater war Schriftsetzer bei der Schwäbischen Zeitung", wundert er sich. Der schwäbischen Zeitung blieb die Familie auch als Abonnenten treu, bis sich diese aus Rottweil zurückzog. Daher gehört Karrais erst seit einigen Jahren zu den Lesern des Schwarzwälder Boten.

Älter als 100 Jahre?

Doch das Schild ist natürlich wesentlich älter. "Auf alle Fälle ist es über hundert Jahre alt", schätzt Karrais. Er vermutet, dass das in das Blech geprägte Bild früher an einem Zeitungskiosk an der Stelle hing, wo der Schwarzwälder Bote auslag.

Um mehr zu erfahren, haben wir uns an Carsten Kohlmann gewandt, der das Stadtmuseum und das Stadtarchiv Schramberg leitet und sich mit der Geschichte unserer Zeitung bestens auskennt. Er stellt fest: "Das Werbeschild, das der Leser gefunden hat, ist in der Tat sehr alt. Es stammt aus der Zeit um 1900 und befindet sich in einem insgesamt ordentlichen Erhaltungszustand."

Kunstvolles Markenzeichen

Und auch das Bildmotiv ist nicht unbekannt. Schon an der Signatur lässt sich erkennen, dass es vom berühmten Schwarzwaldmaler Fritz Reiss (1857-1915) stammt. Ab circa 1900 war es auf zahlreichen Postkarten, Blech- und Emailleschilder, die für den Schwarzwälder Boten warben, zu sehen. "Das ansprechende und einprägsame ›Reiss-Bild‹ mit der diskutierenden Männerrunde am heimeligen Kamin war um 1900 schon so etwas wie ein Markenzeichen des ›Schwarzwälder Boten‹. Mit seinem hohen Wiedererkennungswert brachte jeder, selbst oberflächliche Betrachter das Bild spontan mit dem "Schwarzwälder Bote‹ in Verbindung," schrieb Heinz Nienhaus, ein Kenner der Geschichte des Schwarzwaldes.

Nienhaus hat auch herausgefunden, dass das Emaille-Schild von der Schramberger Firma Email-Schweizer hergestellt wurde, die heute den Namen Schweizer Electronic AG trägt. Die Spur der Variante aus Blech führt aber in eine andere Richtung. Die winzige Signatur "ROB. MÜLLER. Fürth i/B" lässt eine Herstellung in Bayern vermutet. Und tatsächlich findet sich eine identische Beschriftung auf einem Werbeschild der bayrischen Brauerei Wieninger. Mehr ist nicht in Erfahrung zu bringen. Geschichte ist eben auch immer ein Rätsel.