FFR informiert sich beim Nachbar über Energiekonzept

Rottweil. Neidvoll, so heißt es in einer Pressemitteilung, blicken die Mitglieder von Forum für Rottweil (FFR) nach Tuttlingen. Was sie für Rottweil schon lange forderten, ein sinnvolles, zielgerichtetes Konzept zur Energiewende, sei dort Wirklichkeit geworden, teilen sie mit.

In seinem Referat zum Thema "Energiewende in Tuttlingen – ein Modell für Rottweil?" zeigte Tuttlingens Pressesprecher Arno Specht Entstehungsgeschichte und Entwicklung der Tuttlinger Energiegespräche auf. Impulsgeber für die Neuausrichtung der städtischen Energiepolitik war dort eine Gruppe engagierter Bürger. Doch diese blieben nicht allein mit ihren Zielen, sondern hätten in Oberbürgermeister Michael Beck "einen engagierten und richtungweisenden Förderer" gefunden. Mit der Rolle des Grußonkels habe sich Beck nicht zufrieden geben wollen, führte Specht aus. Dem OB habe daran gelegen, die Stadt im Bereich der Erneuerbaren Energien voran zu bringen, und dabei als Impulsgeber eigene Akzente zu setzen.

Doch wie die Stadtwerke Tuttlingen zu einem zukunftsfähigen Dienstleister umbauen und dabei gleichzeitig die Bevölkerung mitnehmen? Tuttlingen habe dafür den Weg einer gezielten Bürgerbeteiligung gewählt. Eingeladen zu ersten Gesprächen über die geplante Energiewende in Tuttlingen seien rund 30 Vertreter von Umweltverbänden, Unternehmen, Gewerbe, Handel, Volkshochschule, Hochschule und Kirchen.

In vier Arbeitsgruppen hätten diese anschließend über einen Zeitraum von einem halben Jahr gemeinsame Zielsetzungen für einen energiepolitischen Wechsel in Tuttlingen erarbeitet. Diese, vom Gemeinderat im Sommer abgesegneten Beschlüsse, sähen vor, dass Tuttlingen bis zum Jahr 2020 rund die Hälfte des in Tuttlingen verbrauchten Stroms aus Erneuerbaren Energien gewinnt. Und das möglichst vor Ort oder zumindest in der Region. Den Stadtwerken Tuttlingen (SWT) obliege nun, aus diesem Programm ein schlüssiges Konzept zu entwickeln. Tuttlingen könne die festgelegte Strommenge nicht auf eigenem Gebiet realisieren, sei angewiesen auf Kooperationspartner in Umlandgemeinden und Projektbeteiligung in der Region. Für Specht liege darin auch noch ein gewisses Risiko. Man stehe erst am Anfang des Umsetzungsprozesses, habe er gesagt.

Ob der kurze Zeitraum von neun Jahren nicht zu ehrgeizig festgelegt worden sei, müsse sich weisen. Auch stünden die SWT als recht kleiner Betrieb mit dünner Personaldecke vor einer Herkulesaufgabe, das wolle er nicht verhehlen. Doch überwögen für ihn positive Aspekte des Verfahrens. Ein Modell für Rottweil? Für Specht trotz anderer Voraussetzungen im Energieversorgungsbereich durchaus denkbar. Allerdings müssten Verwaltung und Gemeinderat an einem Strang ziehen.