Arzu Paj lässt Kunden, die Pelz tragen, nicht mehr in ihren Laden. Vierbeiner dagegen schon. Foto: Otto Foto: Schwarzwälder Bote

Aktion: Arzu Paj will ein Zeichen setzen / Schild am Eingang ihres Friseursalons lässt keine Zweifel offen

Rottweil. Arzu Paj macht keine Kompromisse mehr: Als bekennende Tierschützerin ist sie strikt gegen das Tragen von Pelz. Das bringt sie nun auch in ihrem Laden am Münster zum Ausdruck. Pelzträger – zweibeinige – müssen draußen bleiben. Und damit meint sie nicht nur klassische Pelzmäntel, die es ja sowieso nicht mehr häufig zu sehen gibt, sondern auch Pelzbesatz an Jacken und ähnliches. Eine ungewöhnliche und für manchen vielleicht recht drastische Aktion.

"Ich will ein Zeichen setzen, dass Pelz nicht salonfähig ist", sagt die Friseurmeisterin, die auch durch ihren Einsatz für die Tauben und die Eindämmung der Population als Tierschützerin in Rottweil bekannt ist. Das neue Schild an ihrem Salon ruft nun viele Reaktionen hervor – die meisten positiv. "Ich find’s gut, ich bin auch gegen Pelz", sagt eine Kundin, die während des Gesprächs mit dem Schwarzwälder Boten gerade den Salon betritt. "Mutig, Hut ab", sagt eine andere. Es gebe viel positive Resonanz, berichtet Arzu Paj. Andere haben aber auch vielleicht an der Tür gleich wieder kehrt gemacht.

Für die resolute Tierschützerin verursacht die Pelzproduktion "Tierleid in schlimmster Form". "Es gibt inzwischen andere Textilien. Wir sind ja keine Neandertaler", sagt sie. Es habe sie geärgert, ständig – auch bei jungen Leuten – Jacken mit Pelzkragen in ihrem Salon zu sehen.

"Ich will das einfach bei mir nicht mehr haben." Auf ihrem Schild am Eingang weist sie darauf hin, dass Pelz das Kleid der Tiere ist, und schreibt: "Wir bitten Sie darum, unser Geschäft nicht mit echtem Tierpelz zu betreten. Unsere vierbeinigen Freunde sind weiterhin herzlich willkommen." Mit ihrer Aktion wolle sie die Leute aufwecken, und sie hat die Hoffnung, dass vielleicht andere mitziehen.

Bei Walter Rützel, der unweit des Salons das gleichnamige Pelzatelier betreibt und jahrzehntelang als Kürschner arbeitete, ruft die Aktion – erwartungsgemäß – Unverständnis hervor. "Es ärgert mich, dass alles über einen Kamm geschoren und nicht differenziert wird", sagt er, als wir ihn um seine Meinung bitten. Und während seit Jahren eine Kampagne gegen Pelz laufe, seien Lederjacken oder Lammfelle – die schließlich nichts anderes seien – weiterhin salonfähig. Für ihn paradox. Die Branche, das alte Handwerk, sei ohnehin kaputt. Inzwischen würde in Deutschland bei rund 560 000 erlegten Füchsen im Jahr das Fell einfach "mitverscharrt", weil sich das Gerben nicht mehr lohne. Nur fünf Prozent würden noch verarbeitet. Der Pelz sei ein umweltverträgliches Naturprodukt, ergänzt seine Frau Roswitha. Dagegen seien Daunenjacken, die umweltschädlich produziert werden, weit verbreitet. Doch beschönigen wolle man freilich nichts, sagt sie mit Blick auf Pelzfarmen in Russland oder China – Länder, die den Weltmarkt anführten. Dass Arzu Paj mit ihrer Aktion etwas bewegen kann, bezweifeln Rützels.

Für die Rottweiler Friseurmeisterin ist das keine Frage. Wer etwas bewegen will, muss handeln, sagt sie. Das Schild wird bleiben.