Normalerweise werden der Tierkörperbeseitigungsanstalt vom Schlachthof nur die dort nicht verwertbaren Tierabfälle zugeführt. Wenn sich bei der Fleischkontrolle problematische Krankheitsbilder ergeben, muss der ganze Tierkörper dort vorschriftsmäßig entsorgt werden. Foto: Breloer

Beseitigung von Tierkörpern und Schlachtabfällen wandert wohl vom Bodensee zu Zentrale im Oberland.

Kreis Rottweil - Die Beseitigung toter Tiere und von Schlachtabfällen soll bald nicht mehr in der Hand des Zweckverbands Protec Orsingen liegen. Die Aufgabe des am Bodensee ansässigen Betriebs könnte vom Zweckverband Warthausen übernommen werden, dessen Anlagen zwischen Memmingen und Illertissen liegen. Während in Orsingen laut einem Wirtschaftsprüfer bei einer Kapazität von 40 000 Tonnen zuletzt jährlich 16 000 Tonnen angeliefert wurden, profitiert Warthausen vom Großschlachthof in Ulm und einem sehr großen Einzugsgebiet.

Geschuldet ist das Ansinnen des Zweckverbands, den Beseitigungsbetrieb in Orsingen stillzulegen und die Aufgabe in einem öffentlich- rechtlichen Zweckverband mit Warthausen wahrzunehmen, zunehmenden Verlusten in den vergangenen Jahren. So beläuft sich der Verlustvortrag mittlerweile auf fast drei Millionen Euro.

Dass deshalb wirtschaftlichere Strukturen geschaffen werden müssen, ist in den zwölf Landkreisgremien aus dem Südwesten von Freiburg bis zum Bodensee unumstritten. So auch im Bereich Rottweil. Um den Einstieg in das neue Versorgungskonzept, das ab 2014 greifen könnte, mit einer sauberen Bilanz machen zu können, tätigen die Landkreise im kommenden Jahr für einen Verlustausgleich eine Sonderumlage.

Kreis Rottweil soll mit 254 000 Euro zur Kasse gebeten werden

Diese bewegt sich zwischen 425 000 Euro (Ortennaukreis) und dem Stadtkreis Freiburg (144 000 Euro). Der Landkreis Rottweil soll mit 254 000 Euro zur Kasse gebeten werden. Der Zweckverband Orsingen soll zunächst erhalten bleiben, vor allem wegen seiner weiteren Funktion als Träger eines Nahwärmeversorgungsnetzes im Bereich seines Betriebsstandorts.

Als Grund dafür, dass die eigentliche Aufgabe des Zweckverbands Protec Orsingen nicht mehr wirtschaftlich darstellbar ist, gilt unter anderem ein deutlich gesunkenes Mengenaufkommen, nicht zuletzt weil eine EG-Verordnung eine höhere Trennung tierischer Nebenprodukte verlangt.

Aber auch geringere Erlöse bei Tierfett, das Zusammenbrechen des Marktes für Häute und Felle zur Innenausstattung von Fahrzeugen (infolge der Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf den Automobilsektor) sowie eigentlich notwendige Investitionen in die Verarbeitungstechnik können als Sargnägel für den Betrieb in Orsingen angesehen werden.

Auch Betrügereien im Betriebszweig Nahwärme sorgen für rote Zahlen

Geschwächt haben den Betriebszweig Tierkörperbeseitigung offenbar auch verdeckte Provisionen im Zusammenhang mit der Realisierung des im April 2010 eingeweihten Nahwärmeprojektes des Zwecksverbands, bei dem der Tierkörperverwertungsbetrieb durch überhöhte Zahlungen und Preisabsprachen um etwa eine Million Euro geschädigt worden sein soll.