Eine Toilette als Futterlager, ... Foto: Bienger

Einrichtung in Rottweil platzt aus allen Nähten. Stadt verweist auf Ausschüttungen aus einer Stiftung.

Rottweil - Es herrscht Platzmangel im Tierheim, ein Anbau muss dringend her. Doch das geht nur mit finanzieller Unterstützung, denn das Geld ist notorisch knapp – und ab hier wird’s kompliziert.

Dass das Tierheim Eckhof aus allen Nähten platzt, ist nicht zu übersehen. Die Hundeboxen sind mit zwei Quadratmetern viel zu klein. Um in einige Katzenräume zu kommen, muss man zunächst durch andere Räume hindurchlaufen – jedes Mal besteht dabei die Gefahr, dass Keime übertragen werden. Die Aufnahme von Kleintieren und Exoten muss das Tierheim ablehnen – "Wir haben einfach keinen Platz", klagt Günther Hermus, Leiter des Tierheims. Es ist klar: Ohne Anbau geht es so nicht weiter. Das Veterinäramt hat der Anlage die sprichwörtliche Pistole auf die Brust gesetzt – und das bereits im März vergangenen Jahres.

Bei einer Vor-Ort-Begehung vergangene Woche gemeinsam mit Forum-für-Rottweil-Mitgliedern hatte Hermus auf die Raumproblematik und die voraussichtlichen Kosten für den geplanten Anbau – im Gespräch sind rund 400.000 Euro – verwiesen (wir berichteten). Sollte sich nicht bald etwas an der Platznot ändern, müsse das Tierheim schließen, hieß es beim Ortstermin. Bezugnehmend auf die gesetzliche Verpflichtung der Kommunen, für die Kosten von Fundtieren aufzukommen, hatte Hermus der Stadt vorgeworfen: "Sieben Umlandgemeinden beteiligen sich jährlich mit 32 Cent pro Einwohner an den nicht unerheblichen Tierschutzkosten. Die Stadt Rottweil leistet keine entsprechenden Zuwendungen." Diese lägen bei rund 8000 Euro jährlich, wenn man voraussetzte, dass auch Rottweil eine entsprechende Pro-Kopf-Pauschale einführte.

Diesen Vorwurf lässt die Stadt nicht auf sich sitzen. "Die Darstellung, wonach Rottweil sich nicht an den Kosten beteiligt, ist falsch", stellt Bürgermeister Werner Guhl auf Nachfrage klar. Zwar verweist er, wie es schon in der Berichterstattung von vergangener Woche heißt, auf die 1998 gegründete Walter-Jehmüller-Stiftung, die die Kosten für die Stadt Rottweil übernimmt. Doch weder Guhl noch der zuständige Fachbereichsleiter Bernd Pfaff sehen darin ein Problem, dass die Stadt durch die Stiftung finanziell entlastet wird. Im Gegenteil: Sie verweisen auf die Vorteile, die sich dadurch für das Tierheim ergäben.

Rund 56 Prozent sind "Fundtiere aus Rottweil"

"Die Stiftung schüttet ein Vielfaches aus", stellen Guhl und Pfaff klar und meinen damit mehr als die 8000 Euro jährlich, von denen Hermus spricht. "Jährlich sind das zwischen 13.000 und 15.000 Euro, die an das Tierheim überwiesen werden. Davon profitieren auch die Umlandgemeinden." Mithilfe der Stiftung, die sich aus dem Privatvermögen des inzwischen verstorbenen Rottweiler Tierfreundes Walter Jehmüller speist, könne man sehr viel für den Tierschutz tun, argumentiert Pfaff. Seit ihrem Bestehen habe die Stiftung "zigtausend" Euro an den Tierschutz in Rottweil entrichtet, zudem stelle die Stadt das Tierheimgebäude pachtfrei zur Verfügung. Er versteht deshalb die Aufregung nicht: "Weshalb sollte das nicht rechtens sein?", fragt er in Bezug auf die gesetzliche Pflicht der Behörden, für die Kosten von Fundtieren aufzukommen. Denn laut Paragraf 5a Ausführungsgesetz Bundesgesetzbuch sind die Gemeinden zuständige Fundbehörden. Alleine im vergangenen Jahr waren 56 Prozent der Tierheimbewohner "Fundtiere aus Rottweil", sagt Hermus.

Guhl erinnert seinerseits daran, dass sich die Umlandgemeinden noch vor nicht allzu langer Zeit überhaupt nicht an den Kosten beteiligten: "Damals wurden nur vonseiten der Stadt Zuschüsse entrichtet. Weil im Rottweiler Tierheim aber auch Fundtiere aus den Umlandgemeinden aufgenommen werden, entschied man sich für eine Zusammenarbeit." 2013 sei das Konzept so mit den sieben Kommunen abgestimmt worden, erläutert Pfaff, seit fünf Jahren Stiftungsvorsitzender.

Für diesen Schritt sei das Tierheim der Gemeinde dankbar, "gar keine Frage", betont Hermus. Doch das Heim bekomme trotzdem zu wenig Geld. Alleine im vergangenen Jahr beliefen sich die Ausgaben laut Auflistung auf knapp 7000 Euro monatlich, also rund 84.000 Euro pro Jahr. Im vergangenen Jahr lagen die Einnahmen – davon knapp 11.000 Euro aus der Stiftung – bei 39 .258 Euro, wenn man von einer einmaligen Erbschaft in Höhe von 84.578 Euro einmal absieht. Dass die Stiftung "ein Vielfaches" abwerfe, stimme natürlich; dennoch ist das Geld "nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", wie der Vorsitzende des Tierschutzvereins, Adrian Hermus, betont.

Was die Lösung der Raumproblematik und die dafür notwendigen Finanzen angehe, sei man derzeit im Gespräch mit der Tierheimleitung, sagt Guhl. Und auch Günther Hermus bestätigt: "Wir befinden uns inzwischen mit der Stadt in Verhandlung." Das gelte vor allem für die derzeit geltende Pro-Kopf-Pauschale der Umlandgemeinden: Hermus möchte hier auf 1,50 Euro pro Einwohner erhöhen.

Am 22. April wird es ein Treffen zwischen Tierheim, Stadt und Veterinäramt geben; auch die Finanzierung für den geplanten Anbau soll dann geklärt werden. Vater und Sohn Hermus hoffen hier auf eine gute Zusammenarbeit, denn, wie Adrian Hermus klarstellt: "Wo das Geld herkommt, ist uns egal, aber es ist wichtig, dass es kommt."