Nachgefragt: Bürger wundert sich über Unterschiede bei der Gebühr für Niederschlagswasser

Rottweil. Immer wieder kommen Bürger bei uns in der Redaktion vorbei, um zu erzählen, wo ihrer Ansicht nach etwas im Argen liegt: zum Beispiel bei der Gebühr für Niederschlagswasser. Die sei nämlich, darauf weist uns ein erboster Leser hin, in Rottweil über die Maßen teuer. Und da wüsste er doch gerne mal warum!

Wir gehen dem Thema nach. Bei der jüngsten Neuordnung der Gebühren im Gemeinderat (wir berichteten) wurde die Gebühr für Niederschlagswasser – die sich nach der versiegelten Fläche auf dem jeweiligen Grundstück bemisst – gleichbleibend wie im Vorjahr auf 0,53 Euro pro Quadratmeter festgesetzt. Und wie sieht es in den Städten und Gemeinden um Rottweil herum aus? Auf den ersten Blick kommen Bürger da tatsächlich meist günstiger weg. Zum Vergleich: In Zimmern liegt die Gebühr aktuell bei 0,32 Euro pro Quadratmeter, in Balingen sogar nur bei 0,28 Euro und in Villingen-Schwenningen bei 0,30 Euro. Auch Tuttlingen liegt mit 0,38 Euro deutlich unter dem Rottweiler Gebührensatz. Und in kleinere Gemeinden liegt der Preis für die "Entsorgung" des Oberflächenwassers meist noch deutlich darunter, wie beispielsweise in Bösingen bei 0,20 Euro pro Quadratmeter.

Wie erklärt die EnRW diesen teils deutlichen Unterschied? EnRW-Pressesprecher Jochen Schicht erklärt auf Anfrage, man sehe die Niederschlagwassergebühr im Vergleich mit anderen Gemeinden als "nicht besonders hoch" an. Er führt als "vergleichbare Städte" Spaichingen (0,47 Euro) und Trossingen (0,44) an, wo die nur geringfügig unter den Gebühren von Rottweil lägen. Schramberg liege sogar darüber. Tatsächlich: 0,63 Euro sind dort zu berappen.

Laut Schicht hinke zudem ein Vergleich der Niederschlagswassergebühren mit stark ländlich geprägten Gemeinden, da das Verhältnis von versiegelter zu entsiegelter Fläche ein völlig anderes sei und deutlich weniger Abwasserinfrastruktur vorgehalten werde. "In städtischen Quartieren wie insbesondere der Rottweiler Innenstadt ist allein schon aufgrund der Struktur ein hoher Versiegelungsgrad mit schwierigen Entsorgungsverhältnissen gegeben", so Schicht. Und nicht zuletzt sei die Niederschlagswassergebühr ja auch ein Instrument, um der zunehmenden Versiegelung von Flächen entgegen zu wirken. "Je niedriger die Gebühr, desto weniger Hemmungen bestehen, Flächen zu versiegeln", meint er. In der Gebühr stecken laut Schicht auch die Kosten für eine funktionierende Abwasserbeseitigung in einer topologisch herausfordernden Umgebung. Zudem habe man in den vergangenen Jahren viel investieren müssen, um die Kläranlage auf dem Stand der Technik zu halten.

Dennoch: Dass man in Rottweil über dem Durchschnitt liegt, belegen Zahlen des statistischen Landesamts Baden-Württemberg. Demnach haben die Bürger im Land 2018 durchschnittlich 0,47 Euro Niederschlagswassergebühr bezahlt.

Ein kleiner Trost: Frischwasser ist mit einem Preis von 2,12 Euro pro Kubikmeter in Rottweil um drei Cent günstiger als im Landesdurchschnitt zu haben.