Beeindruckende Aufnahme vom Feuerwerk im vergangenen Oktober. Einzelne Raketen haben Spuren auf der Membran hinterlassen. Foto: Nädele

Spuren des Feuerwerks sollen bis Ende Juni verschwunden sein. Fünf bis sechs Zentimeter lange Schmauchspur.

Rottweil - Bis Ende Juni werden vier Arbeiter am Testturm damit beschäftigt sein, die Spuren des Feuerwerks an der Membran zu beseitigen. Etwas länger dauert es, die Außenhülle so zu ertüchtigen, dass sie Sturmböen schadlos übersteht. Das ist überraschenderweise nicht der Fall.

Es war der Schreckensmoment nach einer rauschenden Party. Frank Höreth, Leiter Projektmanagement des Membranspezialisten Taiyo Europe GmbH, erinnert sich noch gut an jenen ernüchternden Augenblick im vergangenen Oktober, als sich die Mitarbeiter nach der Turmfest-Eröffnung wieder an die Arbeit machten. "Wir waren entsetzt."

Fünf bis sechs Zentimeter lange Schmauchspur

Was ihn und seine Mitarbeiter aufschreckten, zeigt Höreth am Donnerstagmorgen in einem von Thyssen-Krupp Elevator (TKE) anberaumten Pressegespräch anhand eines Fotos. Darauf zu sehen ist eine circa fünf bis sechs Zentimeter lange Schmauchspur auf dem Membrangewebe. Der Brandfleck stammt vom Feuerwerk, das als Höhepunkt der Turmeröffnung gedacht war. Funken der Raketen regneten auf den Turm nieder, Funken die mehr als 2000 Grad heiß werden können. Hunderte dieser Flecken befanden sich auf der Außenhülle, hat der Konzern vor Tagen eingeräumt.

Das alles war weder geplant, noch gewollt. Deshalb war auch nicht klar, wie mit diesen Brandflecken, Konzern-Sprecherin Jasmin Fischer nennt sie "Kontaktspuren", umzugehen sei. Ist nun der schlimmste Fall eingetreten und muss die komplette Membran ausgetauscht werden? Auch solche Gedanken schossen den Verantwortlichen durch den Kopf. Zu diesem Zeitpunkt fehlten noch 90 Meter der Außenhülle. Ein kompletter Rück- und Wiederaufbau hätte die Hüllenmontage, die bereits Monate über dem Zeitplan lag, weiter verzögert.

Sprecherin: kein Desaster

Das Gespräch am Donnerstag sollte aus Sicht des Aufzugspezialisten transparent machen, was am Turm vor Monaten geschehen war und was seitdem gemacht wird. Die Botschaft, die der Konzern dabei senden will, lautet: Es ist nichts Schlimmes vorgefallen. "Für uns ist es kein großes Thema, ist es kein Desaster", so die Sprecherin.

Um sich ein Bild des Schadens zu machen, – wobei TKE es tunlichst vermeidet, von einem Schaden zu sprechen –, wurde ein Gutachter beauftragt. Dieser stellte die Feuerwerks-Situation, das Sprenkeln der Textil-Membran mit heißen Feuerwerksfunken, in einem Steinbruch nach. Mitte Februar lag die Expertise vor. Damit versucht TKE darzulegen, warum man über das Malheur nicht schon früher öffentlich informiert habe, schließlich lag das Fest Monate zurück.

Das Ergebnis: Schäden an der Textur der Membran seien keine festgestellt worden, die Stellen auf dem Glasfasergewebe sollten vorsorglich neu versiegelt werden. Das wird seitdem gemacht. Die Hälfte ist geschafft. Bis Ende Juni, so die Einschätzung, sind die Arbeiten abgeschlossen. Mit Unterbrechungen werden dann vier Arbeiter vier Monate lang nichts anderes getan haben, als Brandstellen zu versiegeln.

Schadensersatzansprüche sind zu regeln

Da im Oktober noch keine Übergabe stattgefunden hatte, sind die mögliche Schadensersatzansprüche zwischen dem Membranspezialisten Taiyo und dem Feuerwerker, einer Firma aus Deilingen, zu regeln. Der Versicherungsfall ist noch nicht abgeschlossen.

Vielleicht wird dann auch klar sein, wie es überhaupt zu diesem Missgeschick hatte kommen können. Gab es keine Bedenken im Vorfeld? Was lief schief? Testturm-Projektleiter Hardy Stimmer sagt, man habe sich auf den Pyrotechniker verlassen. Diese habe in seinem Konzept bescheinigt, es könne nichts vorfallen. Das Feuerwerk sei extra in einer Neigung von zehn Grad weg vom Turm geplant gewesen. Stimmer sagt aber auch, dass der Wind in Rottweil extrem sein könne. So auch am Abend des Feuerwerks. Etliche Raketen verließen ihre vorgesehene Flugkurve und hinterließen ihre Fracht auf der Hülle.

Die Ausbesserungsarbeiten sind mit ein Grund, warum der Kran, der auf dem Turmdach steht, ngebraucht wird und noch nicht abgebaut wurde. Die Arbeiter sind von einer Gondel aus tätig. Diese wiederum hängt am Kranhaken.

Ein anderer ist, dass Taiyo die Ecken der einzelnen Membranfelder verstärken muss. So habe sich nach einem Sturm im Frühjahr gezeigt, dass diese Stellen nicht stabil genug seien, obwohl sie gemäß Berechnungen und Windgutachen, die im Vorfeld erstellt worden sind, angefertigt worden seien. Eine Membranecke war aufgerissen, insgesamt gab es 16 schadhafte Abschnitte. Nun sollen alle Ecken aufgedoppelt werden. Damit sei man bis Herbst beschäftigt. Vor dem Winter, so die Prognose, werde der Kran jedoch wegkommen.