Mit seinen Schächten ist der Kamineffekt im Test-Turm ein besonderes Thema. Foto: Nädele

Nach Problemen mit Panorama-Aufzug: Erklärungsversuche sprießen. Kamineffekt kein Auslöser.

Rottweil - Berichte von wiederholten Problemen mit dem Panoramaaufzug des Test-Turms machen die Runde. Thyssen-Krupp sieht indes keinen Grund zur Sorge vor einem Besuch der Aussichtsplattform. Es habe lediglich eine Justierfahrt gegeben, keinen Defekt.

Freitag, Samstag, Sonntag – an diesen drei Tagen ist die höchste Aussichtsplattform Deutschlands auf 232 Metern Höhe des Testturms jeweils für Besucher geöffnet. Mehr als 47.000 haben die Möglichkeit seit der Eröffnung bereits genutzt – und mit den Aussichten auf besseres Wetter dürfte das Interesse in den nächsten Monaten noch weiter wachsen.

Nachdem nun an zwei aufeinander folgenden Wochenenden Erzählungen von Problemen mit dem Aufzug die Runde machen, läuft die Suche nach möglichen Ursachen an – vielleicht auch bei den Technikern und Ingenieuren, ganz sicher aber unter den Besuchern. Nur, während am 24. Februar der Panoramaaufzug tatsächlich wegen eines falschen Signals ausgefallen war, habe es nun am 4. März keine Probleme mit den Aufzügen gegeben. "Es war auch nichts kaputt und die Technik ist nicht ausgefallen. Unser Panoramaaufzug hat am Sonntag lediglich einmal eine Justierfahrt vorgenommen. Heißt: Er hat kurz gehalten, sich selbst neu gestartet und war dann, als ein Techniker die Tür-Zu-Taste gedrückt hat, wieder im Einsatz. Das Ganze hat keine fünf Minuten gedauert", stellt Jasmin Fischer, Pressesprecherin von Thyssen-Krupp Elevator richtig. Im Panoramaaufzug stecke eben – wie in einem Computer – hochkomplexe Technik, die sich bei Dauerbelastung wie an den Wochenenden ab und zu neu sortieren müsse. "Das ist normal, und eine Sicherheitsgefährdung lag zu keiner Zeit vor."

Allerdings: "In der Tat mussten wir den Rettungsdienst ein Mal zum Turm rufen, weil einem älteren Herrn im Erdgeschoss unwohl war", schildert Fischer. "Wir hoffen, dass es ihm wieder gut geht – und laden ihn recht herzlich ein, seinen Besuch bei uns zu wiederholen, wenn er sich wohler fühlt."

Trotzdem sprießen natürlich die verschiedensten Erklärungsversuche, was die Technik durcheinander gebracht haben könnte. Ein Ansatz greift den Kamineffekt auf, der bei Temperaturunterschieden der Luft auftritt und der bei hohe Bauwerken zu berücksichtigen ist. Allerdings kann Thyssen-Krupp diesen physikalischen Effekt als Ursache für die Justierfahrt ausschließen – und das nicht nur, weil an diesem Sonntag die Temperaturen ausreichend hoch waren. "Deutlich spürbare Kamineffekte bemerken wir nur, wenn es kälter ist", berichtet die Unternehmenssprecherin.

Wichtiger indes ist die Tatsache, dass das Thema schon in der Planungs- und Bauphase intensiv diskutiert worden ist. So sind etwa in den oberen Stockwerken die Türen zum Treppenhaus mit einem Motor versehen, um trotz Sogwirkung geöffnet werden zu können. Und für den Besucherbereich haben sich die Ingenieure mit ihrer Forderung nach Drehtüren durchgesetzt, um hier den Kamineffekt auszuhebeln.

Für Thyssen-Krupp gibt es in dieser Hinsicht also keinen Anlass, die "Abläufe zu überarbeiten – auch wenn wir diese immer wieder prüfen", erklärt Jasmin Fischer. "Was wir angehen wollen, ist der mangelnde Wetterschutz am Haupteingang. Wir überlegen, diesen Bereich zum Schutz der Gäste vor Regen zu verglasen. Wir planen das Ganze zwar nicht als Windschleuse – aber natürlich würde dieses Schutzglas auch den Wind abhalten."

Auf die Sicherheit der Besucher hat das Unternehmen ein wachsames Auge: Am Sonntag wurde der Zugang zur Aussichtsplattform 30 Minuten später als sonst geöffnet, weil von der Turmspitze wegen des Tauwetters Eisstückchen fielen. "Da gehen wir kein Risiko ein." Und Ende Februar blieb oben der Außenring gesperrt, weil auf den vereisten Platten niemand stürzen sollte. Dort sorgt zwar eigentlich eine Fußbodenheizung dafür, dass nicht geschippt werden muss, doch die ist "gegen die Dauertieftemperatur von bis zu minus 20 Grad nicht angekommen", weiß Jasmin Fischer.