Wie der Turm aussehen wird, steht noch nicht fest, wo er in Stadt und Umland zu sehen sein wird, dagegen schon. Foto: Montage: Rörsch

Umweltbericht und Sichtfeldanalysen zum ThyssenKrupp-Projekt liegen vor. Am Freitag ist Bürgerversammlung.

Rottweil - Dass der ThyssenKrupp-Turm ein Riesenprojekt im wahrsten Sinne ist, steht seit langem fest. Welch umfangreiche Untersuchungen das Verfahren mit sich bringt, erfuhr der Gemeinderat gestern Abend eindrucksvoll. Mit allen Analysen kann es jetzt in die Öffentlichkeit gehen.

Die Stadträte fassten nicht nur den Beschluss zur Änderung des Bebauungsplans "Berner Feld", wo nun eben auch 246 Meter hohe Bauwerke zulässig sind, sondern gaben auch den Startschuss zur frühzeitigen Öffentlichkeits- und Bürgerbeteiligung. Sprich: Die gestern vorgestellten Analysen zur Beeinträchtigung des Bauwerks auf Stadtbild und Landschaft sowie auf Flora und Fauna werden bald für alle einsichtig sein. Erste Gelegenheit dazu besteht bei der morgigen Bürgerversammlung, in der die Planunterlagen vorgestellt werden.

Klar allerdings: Auch in der gestrigen Sitzung wurde das "Geheimnis" um die Architektur des Turms noch nicht gelüftet. Vielmehr zog ein großer roter Pfeil die Blicke auf sich. Der symbolisiert in den hochkomplexen Darstellungen des Büros "z&m 3D-Welt" den Turm. Von welcher Stelle der Stadt aus ist der Aufzugstestturm in welcher Dimension sichtbar? Diese Frage wird nun auf einen Blick in der »Sichtfeldanalyse« beantwortet: In einer dreidimensionalen Ansicht der Stadt sind im Untersuchungsgebiet alle Stellen blau hervorgehoben, die durch den Turm "belastet" sind, wie es der Fachmann interessanterweise ausdrückte. Große blaue Gebiete gibt es in der Innenstadt beispielsweise fast im kompletten Nägelesgraben, oberhalb des Schwarzen Tors und im westlichen Teil der Hochbrücktorstraße. Beim Blick von dort Richtung Kreuzung ragt der »rote Pfeil« deutlich hinter dem Zimmertheater empor. Da ging ein leises Raunen durch den Ratssaal und auch Oberbürgermeister Ralf Broß fand das Ergebnis der Berechnungen »eindrucksvoll«.

Fast schon entwarnende Züge trägt der Umweltbericht des Büros "365 Grad freiraum + umwelt", der sich auf 60 Seiten den Auswirkungen des Testturms widmet. Das grobe Fazit der Analyse: Für Tiere und Pflanzen gibt es "keine zusätzlichen Auswirkungen" zum bereits bestehenden Status im Gewerbegebiet. Weder brüten geschützte Vogelarten in dem Bereich, noch halten sich Fledermäuse in entsprechenden Höhen auf. Für Zugvögel bilde der Turm ein relativ schmales Hindernis. "Es wird angenommen, dass es zu keinen erheblichen Verlusten durch Kollisionen kommt." Dauerhafte nächtliche Beleuchtung sei allerdings zu vermeiden, da die Vögel die Orientierung verlieren könnten. Und auch spiegelnde Fassadenflächen würden sich negativ auswirken. Für den zweifellos entstehenden Eingriff ins Landschaftsbild wird eine Ausgleichsabgabe berechnet, die rund ein bis fünf Prozent der Baukosten betragen wird. Zum Ausgleich seien "Maßnahmen zur Aufwertung der Landschaft um Rottweil" das Ziel, so die Planerin.

All das und vieles mehr wird nun den Behörden zur Bewertung dargelegt. "Unser Zeitplan bleibt sportlich", so Stadtbaumeister Lothar Huber. Die öffentliche Beteiligung laufe bis 9. Mai, am 9. Juli soll der Offenlagebeschluss fallen und in der Oktobersitzung sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden.

FFRundPRoFI allerdings geht das – wie so oft – zu schnell. Marianne Wucher beantragte gestern Abend die Vertagung des Beschlusses "für weitere Vorberatungen". Bei den anderen Fraktionen biss sie damit auf Granit. "Wir müssen jetzt in die Bürgerbeteiligung starten", hieß es unisono. Beim Infoabend morgen ab 19 Uhr im "Kapuziner" wird diese also ganz konkret.