Design-Präsentation bei der Bürgerversammlung: So soll er aussehen, der ThyssenKrupp-Aufzugstestturm auf dem Berner Feld. Am 9. Juli wird die zweite Beteiligungsrunde gestartet. Foto: Kahnert

Verwaltung legt Protokoll zur Bürgerversammlung vor. Erinnerungen gehen auseinander. Ergebnisse fließen ein.

Rottweil - Wie war es nochmal, bei der großen Bürgerversammlung zum geplanten ThyssenKrupp-Turm im April? Die Wahrnehmungen gehen da ein bisschen auseinander, zeigte sich gestern Abend im Gemeinderat, als die Verwaltung das Protokoll vorlegte.Immerhin: Den Grundtenor der Versammlung wollte niemand am Ratstisch bestreiten, es ging um Feinheiten. Aber auch die tragen nunmal zum Gesamtbild bei.

Wir erinnern uns: Am 11. April hatten die Architekten Jahn und Sobek im vollbesetzen Sonnensaal des Kapuziner den mit Spannung erwarteten Entwurf für den 246 hohen Aufzugstestturm auf dem Berner Feld vorgestellt. Dessen Bild ist klar: Ein in sich gedrehter, schlanker Turm, dessen Außenhaut aus Glasfasergewebe besteht, soll entstehen. Der zweite Teil der Bürgerversammlung bot dann mehr Spielraum für "unterschiedliche Wahrnehmungshorizonte", wie es Arved Sassnick (SPD) formulierte. Der Bebauungsplan wurde vorgestellt, im Anschluss konnten die Bürger Fragen stellen – ausdrücklich als Teil der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung. Und das macht das Protokoll so wichtig. Es fließt, wie in der Sitzung betont wurde, in das Verfahren mit ein.

Das zehn Seiten umfassende Schriftstück sei aber, wie Marianne Wucher (FFRundPRoFi) monierte, "nicht immer neutral geschrieben". So werde erwähnt, dass "nach der Präsentation des Films minutenlanger Beifall der Bürgerinnen und Bürger" folgte, mit keinem Wort dagegen werde erwähnt, dass Kritiker wie Winfried Hecht oder Bernhard Pahlmann durch Buh-Rufe unterbrochen worden seien, so Wucher. Auch ein von Karl Hezinger genanntes Zitat fehle. Und die kritische Stimme von Ute Bott sei ebenso wenig richtig wiedergegeben wie die Antwort von Oberbürgermeister Ralf Broß auf Hechts Frage nach den Kosten.

Broß verwehrte sich dagegen: "Ich weiß noch genau, was ich gesagt habe." Er habe deutlich gemacht, dass der Stadt durch die Herstellung des Turms keine Kosten entstehen, darüber hinaus aber wohl Kosten entstehen könnten, "die sich aus der Anbindung des Turms an die Innenstadt ergeben", wie es im Protokoll heißt. Diese Differenzierung hatte Marianne Wucher so nicht mehr in Erinnerung. Eine von ihr geforderte Änderung des Protokolls stand aber nicht zur Debatte.

Bürgermeister Werner Guhl zitierte aus der Gemeindeordnung: Man sei nicht verpflichtet, ein Wort-Protokoll zu führen, vielmehr seien nur Vorschläge und Anregungen zu dokumentieren, die für das Verfahren wichtig sind. Dazu gehöre "minutenlanger Applaus" aber nicht, so Wucher.

Ute Bott hatte sich zuvor in der Bürgerfragestunde erkundigt, wann der städtebauliche Vertrag mit dem Investor im Gemeinderat zur Debatte stehen wird – und ob überhaupt? Ja, aber nicht vor der Sommerpause, erklärte dazu Stadtbaumeister Lothar Huber. Nächster wichtiger Termin ist die Gemeinderatssitzung am 9. Juli: Dann wird mit dem Offenlagebeschluss eine zweite Beteiligungsrunde gestartet. Hier werden alle Pläne sowie die Anregungen von Behörden und Bürgern aus der ersten Runde öffentlich gemacht. u Das Protokoll zur Bürgerversammlung kann im Ratsinfosystem der Stadt unter www.ris-rottweil.de/buergerinfo bei den Gemeinderatsvorlagen eingesehen werden.