Foto: Janek Schreider

Nur wenige von Jessica Skandys Tätowierungen waren geplant. Immer neue Ideen.

Rottweil - Eine Liebschaft in London, ein Party-Souvenir und etwas Verträumtes – hinter den Tattoos von Jessica Skandy aus Rottweil stecken mitunter recht verrückte Geschichten, von denen sie aber keine bereut.

Sie lernten sich bei einem Auslandsjahr in London kennen und lieben. Einen Tag, bevor Jessica Skandy wieder zurück nach Hause flog, ließen sie sich in Brighton ein Tattoo am Handgelenk stechen. "Das war schon so eine richtige Lovestory mit einer Schnapsidee am Ende", sagt sie.

Beide ließen sich den Buchstaben "S" tätowieren, der gleichzeitig eine Schlange darstellt. "Das steht zum einen für den Anfangsbuchstaben unserer Nachnamen, aber auch für die Zeit. Das war 2013 – im chinesischen Kalender das Jahr der Schlange", erklärt die 25-Jährige. Zudem stehe das Tier dafür, sich immer wieder zu erneuern und Altes zurück zu lassen.

Der Morgen danach

Auch ihr zweites Tattoo – ein Jahr darauf und diesmal im Maori-Stil – entstand eher spontan. Es zeigt ein Auge mit einer aufgehenden Sonne, Tränen und einen Speer. Ein Freund und sie hatten es gemeinsam entworfen und nach einer durchzechten Nacht am Morgen spontan entschieden, dass der richtige Moment gekommen war.

Das erste geplante Tattoo mit Terminvereinbarung ließ die Rottweilerin sich im vergangenen Jahr stechen – ein großes geometrisches Einhorn auf den Oberschenkel. Die Lust auf etwas Größeres hatte sie überkommen, sagt Skandy. Als sie auf das Aquarell eines Pferdekopfes stieß, dachte sie: Das will ich. Und am Ende kam es doch anders. Das Fabelwesen, das sie nun trägt, soll für das Verträumte stehen.

Richtiger Adrenalin-Kick

Im selben Jahr kamen noch zwei weitere Motive an den Rippenbögen hinzu. Zum einen finden sich da Sonne und Mond im geometrischen Stil, zum anderen der englische Schriftzug "Sky above me, earth below me, fire within me" ("Himmel über mir, Erde unter mir, Feuer in mir"). Es soll bedeuten, dass es keine Grenzen für die Träume gibt (angelehnt an "The sky is not the limit"), Bodenständigkeit trotzdem wichtig ist und man sich die Leidenschaft bewahren sollte. "Das sind die Ziele, die ich im Leben verfolgen möchte", sagt Skandy.

Ideen für weitere Motive hat die Groß- und Außenhandelskauffrau viele, doch wenn sie alle verwirklichen würde, gäbe es keinen freien Fleck mehr auf ihrer Haut, sagt die Rottweilerin.

Vor ihrer ersten Tätowierung hätte jeder ihr geraten, sich wegen der Jobsuche nicht tätowieren zu lassen. Doch Jessica Skandy hat das nicht von ihrem Entschluss abgehalten. "Das ist für mich kein Grund. Ich möchte nicht auf das Äußerliche reduziert werden."

Auch der Schmerz habe sie nicht abgeschreckt. Mittlerweile habe sie ihn lieb gewonnen. "Ich mag ihn. Es fühlt sich an wie ein Kratzen auf der Haut, und du weißt, dass etwas entsteht, was so schnell nicht mehr weggeht – etwas Bleibendes. Das gibt einen richtigen Adrenalin-Kick." Man sei eben "fürs Leben gezeichnet".

Bereuen tut die 25-Jährige nichts. "Die Liebe ging vorbei, aber jedes einzelne Tattoo ist ein Teil von mir. Auch wenn es nicht perfekt ist, der Moment, in dem es entstand, war perfekt."

Tattoo-Serie

Sommer, Sonne, nackte Haut – wer mit offenen Augen durch die Straßen geht, sieht viel Körperkunst. Ob chinesische Schriftzeichen, Tribals, Portraits oder Schriftzüge – wir blicken in unserer Serie "Das geht unter die Haut" auf die Geschichte hinter der Körperkunst. Wer aus Rottweil oder Umgebung kommt und etwas Besonderes mit seinen Tattoos verbindet, der kann sich per E-Mail an redaktionrottweil@schwarzwaelder-bote.de melden.