Hündin Gina kümmert sich liebevoll um ihren Nachwuchs. Foto: Seiss

Seit viereinhalb Jahren sind Sven Keller und Gino ein echtes Team. "Die Beziehung muss stimmen."

Rottweil - Sven Keller öffnet die Tür. Neben ihm steht ein stattlicher Rottweiler mit gutmütigem Blick und wedelnder Rute. Sein Name ist Gino, eigentlich Gin vom Uhustein. Im Umgang miteinander wird schnell klar: Sven und Gino – das ist ein besonderes Duo.

Sven Keller schenkt sich einen Kaffee ein. Auf der einfarbigen Tasse zeichnet sich das Konterfei eines Rottweilers ab. Seit seiner Jugend – seit 25 Jahren schon – ist er ein waschechter Rottweiler-Fan. "Meine Mutter hat damals im Vereinsheim des Hundevereins bewirtet", erinnert er sich. Bald darauf hat er mit dem Turniersport angefangen.

Seit etwa viereinhalb Jahren sind Sven Keller und sein Rottweiler-Rüde Gino ein echtes Team. "Gino ist mein ein und alles. Er steht an erster Stelle", stellt der 36-Jährige klar. Die Verbundenheit zu seinem Vierbeiner zeigt ein Tattoo auf Kellers Unterarm. Diesen ziert der Schriftzug "Gino", veredelt durch den Abdruck einer Hundepfote – der Pfote von Gino. Während Keller erzählt, kommt Gino zu ihm gelaufen, legt sich zu ihm hin, als würde er das Gesagte demonstrieren wollen.

Gemeinsam haben die beiden schon je zwei Mal bei Deutschen Meisterschaften sowie Weltmeisterschaften teilgenommen. Auf die Prüfungen, die er und Gino absolviert haben, ist der Hundetrainer ein Stück weit ziemlich stolz. Insbesondere auf die Leistung von 280 Punkten bei der Qualifikationsprüfung zur deutschen Meisterschaft – "da hat alles gepasst", erinnert er sich mit einem Strahlen im Gesicht. Und auch für dieses Jahr haben Rottweiler Gino und Sven Keller vor kurzem die Teilnahme für die Deutsche Meisterschaft klar gemacht. Zum dritten Mal in Folge, betont Keller erfreut.

Er geht zum Schrank. Gino folgt ihm. Seine Rute wedelt. Er scheint zu wissen, was Sven Keller vor hat. Die beiden können sich gegenseitig lesen, sagt er. Das heißt: Ist er nervös, spürt Gino das. Was er aber zeigen will, ist etwas anderes. Ein neu gelernter Trick nämlich. Gino macht einen aufmerksamen Eindruck, als ob er nur darauf wartet, zeigen zu können, was er drauf hat. Keller legt Gino ein Leckerli auf die Nase. Erst auf sein Kommando darf es sich der treue Vierbeiner schmecken lassen. "Mit Futter kann man richtig schön arbeiten. Wenn ein Kommando kommt, dann freut er sich."

Keller geht durch seine Wohnung. Im Flur hängen Urkunden und Bilder von Wettkämpfen. Im Wohnzimmer glänzen Pokale und Medaillen. "Wenn er gesund bleibt, dann hoffe ich, dass wir noch zwei Jahre an Wettkämpfen teilnehmen können." Keller ist aber nicht nur was den Hundesport angeht, begeisterter Rottweiler-Fan. Dieses Jahr will er seine eigene Hundeschule eröffnen.

Bei der Erziehung von Gino hat Sven Keller Wert darauf gelegt, dass er umgänglich und sozial ist. Das wird vor Ort deutlich. Gino ist ein verschmuster Rottweiler, der auf sein Herrchen hört. "Er braucht seine Streicheleinheiten", grinst Keller. Gino kommt zu ihm gelaufen, will gekrault werden. Die beiden können auch miteinander raufen, fügt Keller amüsiert hinzu. "Er weiß aber genau, wo seine Grenzen sind", stellt Keller klar. Er kniet sich auf den Boden und "kämpft" mit Gino. Teils wird es wilder, aber nur so, dass keinem der beiden etwas passiert. Dass Gino mit Bedacht bei der Sache ist, erkennt man.

"Die Beziehung muss stimmen", weiß Keller. Er zieht sich Schuhe und Jacke an. Auf dem Weg nach draußen erzählt er, was ihm an der Rasse so gut gefällt. "Das Erscheinungsbild ist einzigartig. Meiner Ansicht nach ist der Rottweiler der schönste Hund. Er strahlt so viel Kraft und Treue aus", schwärmt Keller.

Auf dem Feld hinter dem Haus, am Ende der Straße, darf sich Gino austoben. Mit dabei: ein Ball. Aufmerksam wartet der Rüde, bis sein Herrchen den Ball wirft. Auf Tricks fällt er dabei nicht rein. Der Ball fliegt. Gino jagt ihm hinterher. Keller pfeift. Zack, nimmt Gino den Ball in die Schnauze und kommt angeprescht. Aufgeregt wartet er, bis er dem Ball wieder hinterherjagen kann. "Rottweiler müssen geistig gefordert werden", erklärt Keller. Er zeigt eine andere Übung. Denn auch das mit dem Bellen auf Kommando hat der Rottweiler Rüde drauf. Und das kann ganz schön laut werden.

Genug getobt, es geht wieder nach Hause. Einige Fußgänger laufen am Feld vorbei. Sven Keller gibt Gino zu verstehen, dass er bei Fuß bleiben soll. "Konsequenz ist das A und O bei der Erziehung von Hunden." Wenn man einen Hund konsequent erzieht, dann habe man keine Probleme mit ihm, betont Keller. Wichtig sei es, den Hund zu respektieren und seine Grenzen zu kennen. Keller erklärt das am Beispiel eines Knochens. Wenn er Gino einen Knochen gibt, dann nimmt er ihn nicht weg, wenn er damit beschäftigt ist.

"Wir haben jeden Morgen unsere Rituale", verrät Keller. Beispielsweise, wenn er sich die Socken anzieht. Dann nämlich, will sein Rottweiler gekrault werden. Natürlich demonstrieren die beiden auch, wie das aussieht. Gino stützt sich an den Schultern seines Herrchens auf, sodass Sven Keller an seinen Bauch kommt, um diesen zu kraulen. Wie immer an diesem Nachmittag wird dabei fleißig mit der Rute gewedelt.

"Gino ist meine große Liebe. So etwas wird es nicht noch einmal geben", betont Keller. "Wenn er einmal nicht mehr da ist, werde ich schon sehr traurig sein." Kellers Miene wird nachdenklich, er wirkt betrübt. Dass er ein besonderes Verhältnis zu seinem Rottweiler hat, wird erneut deutlich. Gino schaut ihn an, mit seinen treuen Augen und dem gewohnt gutmütigen Blick – und Sven Keller lächelt wieder. Seit Gino acht Wochen alt ist, lebt er bei Sven Keller. Seither sind die beiden unzertrennlich. "Der Hund ist alles für mich. Jeder der uns kennt, weiß das. Das passt einfach."

Info: Eine Rasse, viele Gesichter

Große Hunde, zu denen man getrost auch den Rottweiler zählt, erschienen meist dann in den Schlagzeilen, wenn etwas Schwerwiegenderes passiert ist. Entsprechend angekratzt kommt auch das Image der Rasse daher. Wie wäre es mit einem kleinen Test: Was sind Ihre ersten Assoziationen, wenn Sie an einen Rottweiler denken?

In unserer Serie "Eine Rasse – viele Gesichter" haben wir das wohl bekannteste Wahrzeichen des Städtchens genauer unter die Lupe genommen. Und wie der Titel schon sagt: Rottweiler sind ganz schön vielfältig – und weltweit beliebt.

In unserem zweiten Teil stellen wir Sven Keller und seinen Rottweiler Rüden Gino vor. Die beiden sind ein echtes Team, sowohl im Hundesport als auch Zuhause.

Seite 3: Welpen der Römerstadt Rottweil

Rottweil (lis). Leises fiepsen ist zu hören. Eng an das Muttertier gekuschelt liegen die kleinen Fellknäuel. Agaton, Archilles, Alexandra, Amelia, Andorra, Arwen, Athene, Atlantis und Aurora: So heißt der A-Wurf der Römerstadt Rottweil.

Stolz berichtet Sven Keller von seinem ersten Wurf. Neun Welpen, davon zwei Rüden und sieben Hündinnen, brachte Gina, die Schwester von Gino, innerhalb von drei Stunden zur Welt. "Das ist ein guter Wurf", stellt Keller zufrieden fest. Alle Welpen seien gesund und munter. Und er lobt die Hündin: "Es ist super, wie sich Gina um die Welpen kümmert."

Die Nachfrage nach den Welpen sei sehr groß, berichtet der Rottweiler-Fan. Er betont aber, dass er die künftigen Hundehalter seiner Schützlinge mit Bedacht auswählt. "Ich muss mir zu 100 Prozent sicher sein." Den Rüden Agaton wird Keller behalten. "Die Rüden sollten auf jeden Fall in den Hundesport kommen", das ist ihm wichtig.

Doch bis die Welpen der Römerstadt Rottweil ihr Muttertier verlassen, vergeht noch etwas Zeit. Und diese verbringen sie mit Muttermilch und vielen Kuscheleinheiten.