Für Andreas Hummer sind die Philippinen das Paradies. Die Schutzvorkehrungen vor dem Taifun kamen seiner Ansicht nach viel zu spät. Foto: Schmidt/Hummer

Andreas Hummer sucht neue Heimat auf den Philippinen. Warum haben Hilfskräfte nicht früher reagiert?

Rottweil - Andreas Hummer kam am Mittwoch von den Philippinen nach Rottweil zurück. Der Taifun "Haiyan" zog an ihm vorbei. Doch er wusste bereits vier Tage zuvor von der zu erwartenden Wucht des Wirbelsturms und erhebt Vorwürfe.

Die Zahl der Opfer steigt auf den ostphilippinischen Inseln Leyte und Samar weiter an. 4460 Tote bestätigt ein Sprecher der Vereinten Nationen schon letzte Woche, und berief sich dabei auf die philippinische Regierung. Mindestens zwölf Millionen Menschen seien von dem Taifun Haiyan betroffen, rund 700 000 Menschen verloren ihr Zuhause, und rund 80 Prozent der Infrastruktur wurden zerstört.

Der Rottweiler Andreas Hummer befand sich zu diesem Zeitpunkt auf der südwestlich gelegenen Insel Negros. In einer Kneipe konnte er mit anderen Gästen den Verlauf des Taifuns verfolgen. Die Satellitenbilder waren eindeutig, sagt Hummer. Bereits vier Tage zuvor sei der genaue Verlauf durch die Bilder bekannt, und auch die Schwere der Stürme erkennbar gewesen. Für ihn unverständlich, warum keine Vorkehrungen getroffen wurden. "Es waren ja noch vier Tage Zeit".

Selbst auf Negros richteten sich die Bürger darauf ein. Alle öffentlichen Einrichtungen wurden geschlossen, sagte Hummer. Obwohl klar war, dass der Taifun die Insel verschont. Warum also war es nicht möglich, weitreichendere Maßnahmen in den betroffenen Gebieten einzuleiten? Nun würden alle klagen, dass die Flughäfen zerstört seien, und die Hilfe nicht bei den Menschen ankäme. "Warum waren die Hilfsorganisationen nicht früher vor Ort?", fragt sich Hummer kopfschüttelnd.

Die Philippinen sind immer wieder Opfer schwerer Stürme. Und der Rottweiler weilte nicht als Tourist vor Ort, sondern er sucht in Negros eine neue Heimat. Der 56-Jährige will Deutschland schon lange verlassen. Er sucht die Wärme. Selbst während des Interviews im Haus behält Hummer seine Daunenjacke an. Sinke die Temperatur unter 25 Grad Celsius, empfinde er es als unangenehm.

Obwohl er zeitlebens von der Südsee träumte, entschied er sich im August für die Philippinen. Eine Internetrecherche ergab, dass es sich dort gut mit kleiner Rente leben lasse, erzählt Hummer. Kurzentschlossen begann er eine dreiwöchige Reise in das bislang unbekannte Land. Sein erstes Ziel brachte ihn in die Urlaubsregion Cebu. Wunderschön, aber für Hummer nicht das Richtige. Doch schon sein zweiter Versuch, war ein Volltreffer. Die Stadt Dumaguete auf Negros. Die 80 000 Einwohner zählende Stadt verfüge über eine Infrastruktur, die mit der in Deutschland vergleichbar wäre. Das ist Hummer sehr wichtig. Er will sein Lebensstil nicht verändern, sondern nur in wärmere Gefilde. Recht schnell fand er auch Anschluss. In der Kneipe eines Österreichers ließ er sich einen Schinkentoast schmecken, lernte den Wirt und andere Aussteiger kennen, und einen Italiener, der ihm sein Haus zur Miete anbot. Die Entscheidung war gefallen, schon im Januar will er Rottweil verlassen.

Das Haus sei zwar zu groß, aber von dort aus, werde er sich etwas Passendes suchen. Hummer schwärmt von den günstigen Lebenskosten und der "hervorragenden Gesundheitsversorgung", die ihm diesen Ausstieg ermöglichen. Sein Arbeitsvertrag sei bereits gekündigt, und die Freunde wissen Bescheid. Soziale Beziehungen wären ihm wichtig, und er hoffe, auch dort gute Freunde zu finden. Er habe keine Bedenken, erklärt er. "Ich kann ja jederzeit zurückkommen". Sein Visum laufe zwar vier Jahre und sei jederzeit zu verlängern, aber einmal im Jahr müsse er ausreisen. Und wenn ihn das Heimweh plage, besuche er einfach Rottweil. Seine Freunde jedenfalls beneiden ihn, und haben alle ihren Besuch angekündigt. Im März schon reise die Wirtin vom Russen-Stüble, seiner Stammkneipe, nach Negros, freut sich Hummer. Arbeiten will er auf den Philippinen nicht. "Ich habe 36 Jahre gearbeitet, und ich werde mich sicher nicht langweilen". Die Koffer jedenfalls sind schnell gepackt. Hummer nimmt nichts mit, außer Kleidung und Kommunikationsmittel. "Ich hänge an nichts, und ich freu mich jetzt nur noch auf das, was kommt", sagt der Auswanderer,