Die Schüler zeigen, was sie können. Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: 18 Schüler entwickeln Hip Hop-Stück / Feueralarm während der Aufführung

Jugendliche der Rottweiler Konrad-Witz-Schule und der Grund- und Werkrealschule Villingendorf haben am Zimmertheater eine Hip-Hop-Aufführung auf die Bühne gebracht.

Rottweil. Jugendliche in lässiger Kleidung schlendern zu akkurat gestellten Stühlen in einem neutralen, weißen Teil des Raums. Das Bühnenbild ist spartanisch gehalten. Der Lehrer kommt herein, aber es wird schnell deutlich, dass niemand Lust auf Unterricht hat. Die Antworten der Schüler bringen das Publikum zum Lachen. Das Stück besteht nicht nur aus Hip Hop, sondern auch zu einem großen Teil aus Komödie. Als der Lehrer am Verzweifeln ist, kommen zu allen Übel auch noch zwei neue Schüler in die Klasse, die von Unterricht ebenso wenig halten, wie die übrigen. Sie entfachen aber einen Ehrgeiz der ganz anderen Art in den vermeintlich faulen Jugendlichen: Die Leidenschaft für den Hip-Hop.

Trainer auf Straße entdeckt

Tropische Temperaturen im Spielraum des Zimmertheaters halten die 18 Jugendlichen zwischen zwölf und 15 Jahren nicht davon ab, die Bühne mit rasanten Tanzschritten zu erobern. "Seit Dezember treffen sich die Teilnehmer einmal pro Woche", sagt Theaterleiterin Bettina Schültke. Das Projekt sei durch das Bundesprogramm "Kultur macht stark" gefördert worden. "Kinder, die sonst keinen Zugang zu Kunst und Kultur haben, sollen sich in Projekten einbringen." Und davon profitieren sie sehr, ist Schültke sich sicher. "Sie konnten das Stück selbst mitgestalten, haben Durchhaltevermögen gezeigt und am Ende steht das Erfolgserlebnis."

Anfangs sei noch nicht klar gewesen, in welche Richtung sich das Projekt entwickelt. "Die Jugendlichen wollten ein wenig Theater spielen, aber hauptsächlich wollten sie tanzen", erinnert sich Schültke. Als Tanztrainer, die passende Choreografien entwickelten, betätigten sich Ronaldo Barjami und Zeki Keder. "Die beiden jungen Männer haben wir auf der Straße entdeckt", sagt die Theaterleiterin. "Wir haben sie tanzen gesehen und dann engagiert." Für sie sei das Projekt auch etwas Besonderes, weil sie in die Rolle des Lehrers schlüpfen und mit Kindern arbeiten können, meint sie.

In einigen Szenen stürmen Barjami und Keder zu zweit die Bühne und zeigen, was sie können. Ihre Muskeln scheinen nicht von den Köpfen, sondern allein von der Musik gesteuert zu werden. Es wird deutlich, dass sie viel Arbeit hinter sich haben, ebenso wie ihre 18 Schüler, die bei den beiden Aufführungen zeigen, was sie gelernt haben.

"Zur Premiere am Sonntag waren 120 Leute da", sagt Schültke. "Die Stimmung war großartig." Und auch die zweite Aufführung am Montag, bei der die Schulkollegen von der Konrad-Witz-Schule da sind, ist gut besucht. Das einzige, was das Stück stört, ist ein Feueralarm, der etwa zur Halbzeit der Aufführung ertönt. Dass dieser nicht Teil der Hip-Hop-Musik ist, wird einigen erst klar, als diese verstummt. Von der Sirene lassen sich die jungen Schauspieler jedoch nicht ablenken und bringen ihre Aufführung zu einem gelungenen Abschluss.

Einsatz beim Nachbar

Gleich anschließend verlassen alle vorsichtshalber aber doch das Gebäude. Draußen steht bereits die Feuerwehr bereit. Es stellt sich heraus, dass das Problem beim Blumenladen nebenan liegt, wo Plastik auf dem Herd zur Rauchentwicklung geführt hat. "Wir müssen das Gebäude belüften", erklärt Stadtbrandmeister Frank Müller. "Schade, dass so etwas ausgerechnet jetzt passiert, aber den Schülern ist umso höher anzurechnen, dass sie trotzdem eine so gute Leistung gebracht haben", sagt Schültke.