Ein weiterer finanzieller Mosaikstein zum Bau der Synagoge (von links) Marcus Keinath, Tatjana Malafy, Johannes Vöhringer und Wolfgang Weis. Foto: Schönfelder

Spende an israelitische Gemeinde. Alternativ-Standort für die Synagoge am Nägelesgraben aus dem Rennen.

Rottweil - Der Platz hinter dem Zaun liegt seit Monaten brach, der Bau der neuen Synagoge am Nägelesgraben stockt. Aber Tatjana Malafy ist weiter guten Mutes. Das Neujahrsfest des Jahres 5774 (25. September 2014) nach dem jüdischen Kalender will die israelitische Kultusgemeinde im neuen Gebäude feiern.

Im Augenblick sind der Geschäftsführerin der Rottweiler Gemeinde allerdings die Hände gebunden. Die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden, zu der auch Rottweil gehört, und die unter externer Verwaltung steht, seit es in Baden-Baden zu finanziellen Unregelmäßigkeiten gekommen ist, ist durch eben diese Maßnahme nicht handlungsfähig. Erst Mitte September soll ein neuer Oberrat gewählt werden, der dann die notwendigen Entscheidungen treffen könnte. Um die selbe Zeit werden auch die Architekten der Synagoge nach Rottweil kommen, um weitere Details zum Bau zu besprechen.

Dass das Bauvorhaben momentan stoppt, bedauert nicht nur die israelitische Gemeinde, sondern auch die katholischen und evangelischen Gemeinden der Stadt. Auch sie lassen dem Projekt viel Unterstützung zukommen. So gab es am 21. Juli im Rahmen der Sommerkonzerte unter der Leitung der Kantoren Johannes Vöhringer und Wolfgang Weis ein ökumenisches Benefizkonzert unter dem Titel "Shalom Israel" mit jüdischen Motetten und Klezmermusik. Rund 400 Zuhörer in der Prediger-Kirche brachten mehr als 2000 Euro für den Synagogenbau zusammen, den die Kirchengemeinden auf 2500 Euro aufstockten.

Froh und glücklich nahm Tatjana Malafy gestern die Summe zusammen mit einer Palme aus den Händen Vöhringers und Weis’ sowie des geschäftsführenden Pfarrers der evangelischen Gemeinde, Marcus Keinath, symbolisch am Bauplatz in Empfang. Keinaths katholisches Pendant, Martin Stöffelmaier, war verhindert.

Sie könne ihre Dankbarkeit kaum in Worte fassen, so Tatjana Malafy. Zuerst sei sie über die große Unterstützung "geschockt" gewesen, dann habe sich die gesamte Gemeinde sehr gefreut.

Marcus Keinath sah in der Spende ein "wichtiges Zeichen der Solidarität" über die Glaubensgrenzen hinweg. Sie zeige, dass sich alle wünschten, dass es mit dem Bau der Synagoge weitergehe, und dass man bald "Gas geben" könne. Und Malafy sekundierte: "In Rottweil hat es immer eine Synagoge gegeben, und es soll auch wieder so sein."

Aus dem Rennen ist inzwischen nach Malafys Worten der kurzzeitig ins Gespräch gebrachte Alternativ-Standort für die Synagoge am Nägelesgraben neben dem neuen Spital schräg gegenüber dem jetzigen Bauplatz. Die Synagoge werde auf dem Gelände des ehemaligen Waschplatzes entstehen, wie von Anfang an geplant, stellte sie gestern klar. Und, ist ein weiteres Benefizkonzert für den Synagogenbau geplant? Vöhringer und Weis mögen das nicht ausschließen, schließlich habe man nach dem ersten Konzert durchaus Anfragen bekommen, mit dem Programm "auf Tournee" zu gehen. Im Gedächtnis bleiben werden den beiden allerdings die vielen menschlichen Begegnungen rund um das Konzert.