Das Grundstück im Vordergrund ist für den Synagogenbau gedacht, das im Hintergrund neben dem Spital war aber plötzlich auch im Gespräch. Foto: Nädele

Bauplatzwechsel offenbar vom Tisch. Spatenstich nicht vor Mitte 2014. Gemeinde zum Warten verdammt.

Rottweil - Es hätte schön zum zehnten Jahr des Bestehens der israelitischen Kultusgemeinde in Rottweil gepasst: der Spatenstich für die neue Synagoge am Nägelesgraben. Doch das Projekt liegt vorerst auf Eis, und die Gemeinde ist zum Warten verdammt.

Tatjana Malafy, Geschäftsführerin der hiesigen Gemeinde, hängt in der Luft. Die Israelitische Religionsgemeinschaft (IRG) Baden ist vom Oberrat unter externe Verwaltung gestellt worden, nachdem in Baden-Baden 80.000 Euro verschwunden sind. Dadurch sind alle Gemeinden im Land betroffen – auch die hier in Rottweil und Villingen-Schwenningen, wo eigentlich auf Entscheidungen zum 1,8-Millionen-Euro-Projekt erwartet werden. Der ursprüngliche Zeitplan ist also längst über den Haufen geworfen. Für weitere Verwirrung sorgen Gerüchte, die hiesige Gemeinde überlege, die Synagoge mit Gemeindezentrum auf einem Alternativ-Grundstück zu bauen – schräg gegenüber an der Ecke Nägelesgraben/Oberndorfer Straße neben das Spital.

Jetzt, in diesem Sommer, hätten am Nägelesgraben auf dem Grundstück Nr. 24 eigentlich die Bagger zurückkehren sollen, nachdem dort bereits zum Jahreswechsel der Wasch- & Pflegepark abgerissen worden war. Mit dem Baubeginn rechnet die Gemeinde inzwischen nicht mehr vor Mitte 2014. Vielleicht verzögere er sich sogar noch weiter, sagt Tatjana Malafy von der israelitischen Kultusgemeinde Rottweil-Villingen-Schwenningen. "Wir sind sehr traurig und müssen eben geduldig sein", verweist sie darauf, dass der Oberrat Baden des Landesverbands derzeit für mindestens sechs Monate unter externer Verwaltung stehe. In dieser Zeit rechnet man hier in Rottweil nicht mit Entscheidungen zu dem Projekt.

Die Planungen seien zügig begonnen worden, blickt Malafy zurück und bestätigt damit indirekt, was in den vergangenen eineinhalb Jahren immer wieder berichtet worden war: Der Umzug des Waschparks an die Schramberger Straße, der Abriss des alten Gebäudes am Nägelesgraben, die Bauvoranfrage – hier in Rottweil stehen die Zeichen für einen zügigen Baubeginn seit langem auf Grün.

Indes: "Die Lage ist für unsere Gemeinde im Moment nicht ganz klar", berichtet Malafy. Der Zeitplan sehe derzeit für Mitte 2014 den Baubeginn vor. An der Architektur der Synagoge mit Gemeindezentrum habe sich nichts geändert, und auf dem Grundstück seien zehn bis zwölf Stellplätze vorgesehen. Soweit der Kenntnisstand der Rottweiler Gemeinde. "Doch das kann sich jetzt auch alles verzögern", macht Malafy deutlich, dass sie durch die kommissarische Verwaltung auf Landesebene etwas in der Luft hängt.

Ähnlich unklar ist der Stand der Dinge in Bezug auf das Alternativ-Grundstück. "Josef Peter hat das Grundstück vorgeschlagen", betont Malafy, dass die Überlegungen nicht von der Gemeinde Rottweil-Villingen-Schwenningen ausgegangenen seien. "Ich gehe aber davon aus, dass es beim ursprünglichen Grundstück bleibt", schätzt die Geschäftsführerin der israelitischen Kultusgemeinde. Abgesehen davon, dass das Peter-Eckgrundstück größer sei, seien die eigentlichen Gründe für diese Überlegungen der Gemeinde nicht bekannt.

Die IRG Baden hat das Grundstück Nr. 24 Mitte des vergangenen Jahres von der Stadt gekauft. Es umfasst 1500 Quadratmeter. Tatjana Malafy als stellvertretende Vorsitzende des Oberrates Baden und zugleich Geschäftsführerin der hiesigen Gemeinde und Rami Suliman, ebenfalls stellvertretender Vorsitzender des Oberrats, haben gemeinsam mit Oberbürgermeister Ralf Broß den Kaufvertrag unterzeichnet.