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Jüdische Gemeinde feiert morgen die Silvesternacht des hebräischen Kalenders / Tatjana Malafy (Foto) erklärt Feiertag

Shana Tova, heißt es in der Mail, die mich bereits am Donnerstagnachmittag erreicht. Shana Tova ist hebräisch und bedeutet wörtlich übersetzt "gutes und süßes Jahr".

Rottweil. Die Israelitische Kultusgemeinde Rottweil/VS feiert am morgigen Sonntag Rosch ha-Schana – den Jahreswechsel nach dem hebräischen Kalender. In der Synagoge laufen am heutigen Samstag die Vorbereitungen.

Tatjana Malafy, die Geschäftsführerin der Jüdischen Gemeinde in Rottweil, hat alle Hände voll zu tun. An die 100 Gäste werden zu Rosch ha-Schana in der Synagoge erwartet. Gefeiert wird zwei Tage lang. Vielfältige Speisen wird sie mit ihrem Küchenteam vorbereiten.

Im Judentum spielt das Essen im Alltag und besonders an Schabbat oder den vielen Feiertagen eine große Rolle. "Das gemeinsame Mahl bringt Menschen zusammen", sagt Malafy. An Rosch ha-Schana gibt es bestimmte Speisen, sie heißen Simanim – Symbol. Jede Speise hat eine eigene Bedeutung. "Wir tunken beispielsweise Apfel in Honig, damit das neue Jahr süß wird", erzählt Malafy. Zudem spielt der Granatapfel eine wichtige Rolle. "Wir wünschen dabei, dass unsere guten Taten und glücklichen Momente im neuen Jahr so groß sein mögen, wie die Samenkerne des Granatapfels. Alle Speisen stehen für den Segen, um den wir bitten", erklärt sie und zeigt auf ein rundes Hefegebäck, Challa genannt, das köstlich duftet. "Alle Speisen sollen rund sein, damit das neue Jahr rund läuft". Verwendet wird nur Honig, kein Zucker. Salz darf nicht auf den Tisch. Das bringe Unglück. "Wir müssen so gut kochen, dass niemand Salz benötigt", sagt Malafy lächelnd. Beim Kochen darf Salz verwendet werden.

Der Jahreswechsel in der jüdischen Gemeinde ist symbolreich. Rosch ha-Schana ist der Beginn des Jahres. Die Zeitrechnung des hebräischen Kalenders ist anders als unsere. Es wird das Jahr 5779 begonnen. "Wir leben hier aber nach dem üblichen Kalendersystem, der jüdische Kalender ist nur in Israel offizieller Kalender."

Aber während sich die allgemeine Zeitrechnung am Sonnenjahr orientiert, richtet sich der jüdische Kalender nach den Mondphasen. Aus diesem Grund verschieben sich auch die Feiertage. So findet Rosch ha-Schana im nächsten Jahr erst Ende September statt. "Das Neujahrsfest ist für uns besonders", erzählt Tatjana Malafy weiter. Während es am Sonntag nur ein kurzes Gebet gibt, und dann das Essen im Mittelpunkt steht, ist der zweite Tag dem Gebet gewidmet. "Der Gottesdienst dauert dann vier Stunden".

Gebetet werde für ein gutes Jahr. Im jüdischen Glauben zählt das Fest auch als Tag des Gerichts. Nach jüdischem Glauben entscheidet Gott für jeden Menschen, ob er es ein gutes oder ein schlechtes Jahr haben wird. "Ob sein Name im Buch des Lebens, oder im Buch des Todes stehen wird". Aber man könne noch mit ihm handeln, sagt Malafy und setzt ein Lächeln auf.

Mit guten Taten, Spenden und dergleichen, habe man da wohl gute Chancen. Auf das Neujahrsfest freut sich Malafy sehr, und auch darüber, "dass wir inzwischen so viele Freunde für unsere Gemeinde gefunden haben". Beinahe jede Woche am Schabbat habe sie Gäste zum gemeinsamen Schabbatmahl und auch zum Gottesdienst. "Ich hätte nie gedacht, dass wir von den Kirchen, der Stadt, den Gemeinden so viel Unterstützung erhalten. Ich bin sehr dankbar", so Tatjana Malafy.

Aus der Küche duftet es zwischenzeitlich köstlich nach frischem Hefegebäck. Roch ha-Schana – ein Fest für alle Sinne. Fast ein bisschen wie Silvester bei uns...