Ein IC2 der Deutschen Bahn fährt auf der Gäustrecke. Foto: obs/DB/Jochen Schmidt

Wirtschaftsvertreter und Politiker bemängeln Fortschritt auf der Gäustrecke.

Singen/Rottweil - Der Ausbau der Gäubahn zwischen Stuttgart und Zürich kommt seit Jahren nur langsam voran. Für Wirtschaftsvertreter in den betroffenen Regionen ist das ein Ärgernis – sie fordern ein schnelleres Handeln.

Der Ausbau der Gäubahn zwischen Stuttgart und Zürich muss endlich vorangehen – das fordern Wirtschaftsvertreter an Hochrhein und Bodensee. Die Verbindung sei elementar für die Region, sagte der Präsident der dortigen Industrie- und Handelskammer, Thomas Conrady, am Donnerstag in Singen (Kreis Konstanz). Zwar stehe der Ausbau im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans und der Bundestag habe dafür bis 2030 rund 550 Millionen Euro eingeplant. Die Sorge sei aber groß, ob die noch anstehenden Maßnahmen in diesem Zeitraum realisiert werden könnten.

Finanzierung steht

Die Finanzierung für den Ausbau stehe – jetzt müsse gehandelt werden, sagte auch der Konstanzer CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Jung. Bund und Bahn müssten nun zunächst Klarheit über ein Betriebskonzept auf der Strecke schaffen. Bislang ist beispielsweise noch strittig, ob auch Neigetechnik-Züge – also Züge, die sich in die Kurve legen können – auf der Verbindung eingesetzt werden sollen. Der Singener Oberbürgermeister Bernd Häusler (CDU) forderte vor allem von der Bahn mehr Einsatz: Die Strecke sei wie ein "ungeliebtes Kindlein", alles gehe unglaublich langsam und schwerfällig voran, sagte er am Donnerstag.

Zuverlässigkeit eine Zumutung

Weiter nach Norden in Richtung Landeshauptstadt sorgt die Bahnstrecke ebenfalls für Unmut – und zwar bei Daniel Karrais. Der FDP-Landtagsabgeordnete (Wahlkreis Rottweil) hat erst kürzlich die mangelnde Zuverlässigkeit der Verbindungen angeprangert. Dabei bezog er sich auf die Antwort des Verkehrsministeriums auf eine von ihm gestellte kleine Anfrage. Was er dort lesen musste stimmte Karreis zornig: "Die IC2-Züge der Deutschen Bahn hatten bisher in 2019 an 15 Prozent der Bahnhalte Verspätungen von mindestens sechs Minuten", berichtet der Abgeordnete. Zwar nahm er die pünktlicheren Schweizer Intercity-Züge in Schutz. Dennoch: Die Zuverlässigkeit der Gäubahn sei "eine Zumutung für alle Pendler und Gelegenheitsreisende", hieß es weiter. Ein Ausbau der Gäubahn soll die Fahrzeit zwischen Stuttgart und Zürich von aktuell drei Stunden für Reisende verkürzen. Außerdem sollen der steigende Güterverkehr aufgefangen und die Straßen entlastet werden. Die Schweiz hatte ihren Anteil an der Strecke von Zürich bis zur Landesgrenze bereits 2014 doppelspurig ausgebaut. Auf deutscher Seite verläuft die Strecke auf rund 80 Kilometern zwischen Horb (Kreis Freudenstadt) und Hattingen (Kreis Tuttlingen) allerdings noch immer einspurig.

Im April hatten sowohl Bund als auch Bahn eine Finanzierungsvereinbarung für den Ausbau eines 5,8 Kilometer langen Abschnittes zwischen Horb und Neckarhausen geschlossen. "Der Baubeginn ist geplant für 2021", sagte eine Sprecherin der Bahn. "Wir gehen von einer Inbetriebnahme 2023 aus." Wann der zweigleisige Ausbau etwa zwischen den beiden weiteren Abschnitten Rottweil-Neufra und Rietheim-Wurmlingen (Kreis Tuttlingen) starten könnte, ist allerdings noch unklar.

Derzeit würden aktuelle Studien geprüft, sagte die Sprecherin weiter. Zwar sei ein schneller Ausbau auch im Interesse des Unternehmens. Dafür müssten aber die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sein. In einer Arbeitsgruppe berieten Bahn, Bund und Land derzeit in enger Abstimmung mit der Schweiz über das Projekt.