Vor dem Abseilen: Vom Hochturm aus hat man einen tollen Blick über Rottweil.   Foto: Siegmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Wünsch dir was: Neunjähriger aus Wilflingen erlebt spannenden Nachmittag mit der Bergwacht

Mit seinen Eltern ist er viel in den Bergen unterwegs. Sogar Klettersteige habe er schon gemeistert, erzählt der neunjährige Leo Leibold aus dem Wellendinger Ortsteil Wilflingen.

Dabei sei er auch auf die Idee gekommen, die Bergwacht und ihre Aufgaben kennenlernen zu wollen, und habe sich bei der Aktion "Wünsch dir was" beworben, die der Schwarzwälder Bote mit Unterstützung der Kreissparkasse Rottweil organisiert.

Dass er einen Nachmittag voller Spannung und Nervenkitzel erleben würde, das ahnte der Neunjährige nicht, als Bergwachtleiterin Sabine Schlick ihn vor dem Alten Krankenhaus in Rottweil in Empfang nimmt. Zunächst darf Leo sich das Fahrzeug und die Ausrüstung der Bergwacht aus der Nähe anschauen und staunt nicht schlecht, dass in dem Auto sogar Personen transportiert werden können. Weiter geht es dann in die integrierte Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst, die im Alten Krankenhaus untergebracht ist.

Die beiden Leitstellendisponenten, die am Funktisch vor ihren Monitoren sitzen, sind beschäftigt. Ein Notruf nach dem anderen geht an diesem Nachmittag ein. Leo erlebt also gleich den Alltag und staunt. Andy Noth erklärt dem Neunjährigen die Bildschirme und die Arbeitsweise der Leitstelle: "Ich kann hier in Echtzeit sehen, wo sich die Fahrzeuge gerade befinden." Notrufe, die bei Noth und seinem Kollegen eingehen, kommen aus dem gesamten Kreis Rottweil. Und wenn es in den benachbarten Landkreisen Tuttlingen und Schwarzwald-Baar eng wird, hilft Andy Noth per Überlandhilfe aus. "Cool", findet Leo und strahlt.

Dann folgt ein richtiger Einsatz für Leo. Es gilt, eine Katze vom Hochturm zu retten. Mit Sabine Schlick eilt er zurück ins Auto, wo er sofort mit der Leitstelle per Funk Kontakt aufnimmt, um alles Wichtige zu dem Einsatz zu erfahren. Wo ist das genau? Was ist passiert?

Mit Blaulicht geht es an den Hochturm. Sabine Schlick stattet Leo noch mit einem Helm aus und schon geht es über 187 Stufen die 54 Meter des Turms hinauf. Oben wird Leo bereits von Markus Reinbold und Heiko Tscherter erwartet. Seile sind an den alten Balken des Turms befestigt. Und auch Leo wird gleich richtig angeseilt, denn schließlich müssen sich die Retter vom Hochturm abseilen, um das Kätzchen – in diesem Fall das Maskottchen des Rottweiler Jugendrotkreuzes – aus seiner misslichen Lage zu retten. Die Aufregung ist Leo anzumerken, wenngleich er doch wissen lässt, dass alles ok sei und er keine Angst vor dem Abseilen habe. Ein letztes Mal wird alles genau überprüft, denn "Sicherheit ist oberstes Gebot", wie Markus Reinbold betont. "Wir dürfen uns ja nicht selbst in Gefahr bringen." Gesichert wird immer mit zwei Seilen.

Gut acht Einsätze im Jahr absolvieren die Retter der Bergwacht, die wie die Feuerwehr ehrenamtlich im Einsatz ist. Dennoch muss wöchentlich geübt werden, schließlich geht’s meist in unwegsames Gelände, wenn die Bergwacht gerufen wird. "Da muss man schon fit sein", sagt Heiko Tscherter, während er über die Brüstung klettert.

Es kann losgehen. Zentimeter für Zentimeter seilen sich die beiden ab. Auch die vermeintliche Katze muss unterwegs noch eingesammelt werden, bevor es weiter in die Tiefe geht. "Das war ganz schön cool", sagt Leo als er nach ein paar Minuten wieder festen Boden unter den Füßen hat. Angst habe er nicht gehabt.

Während einer kurzen Verschnaufpause darf sich Leo den Notfallrucksack anschauen, in dem neben Medikamenten und einem Blutdruckmessgerät auch Kinderspielzeug, ein Fieberthermometer und alles, was man für die erste Hilfeleistung eben brauchen könnte, untergebracht ist. "Im Prinzip haben wir die gleiche Ausrüstung wie ein Rettungswagen, allerdings in Module aufgeteilt", erklärt Schlick und zieht die Gebirgstrage aus dem Fahrzeug.

Das zweite Highlight an diesem Nachmittag lässt nicht lange auf sich warten. Leo wird auf der Trage angeschnallt und zum Mädelesbrunnen abgeseilt. "Man ist hier ganz fest drin und kann sich fast nicht bewegen", berichtet er.

Die Arbeit der Bergwacht findet er sehr spannend. Doch bis er selbst aktiv werden kann, muss Leo noch ein paar Jahre warten. Mit 16 Jahren kann man die Sanitätsausbildung und die Anwärterprüfung machen, bevor es in den aktiven Dienst geht. 20 Aktive zählt die Rottweiler Bergwacht.

Für Leo dürfte der Nachmittag unvergesslich bleiben. Als seine Mama ihn wieder abholt, kommt er aus dem Erzählen gar nicht mehr heraus.