In Bad Herrenalb läuft bis zum 10. September die Gartenschau. Die Grundidee in der Gemeinde im Nordschwarzwald: Der umgestaltete Stadtkern mit den neuen Daueranlagen solle die Lebensqualität für Bürger und Gäste spürbar und vor allem dauerhaft steigern. Ebenso solle das Flüsschen Alb wieder besser erlebbar gemacht werden. Foto: Gartenschau Bad Herrenalb

Landesregierung verlängert Förderprogramm. FDP-Rat Michael Gerlich erneuert Vorstoß.

Rottweil - Steigen die Chancen für Rottweil auf eine "kleine" Gartenschau? Die Landesregierung jedenfalls hat gerade erst das Programm verlängert. Für FDP-Rat Michael Gerlich die Gelegenheit, das Projekt zu forcieren. Hinter den Kulissen wird gearbeitet.

Keine Frage, Rottweil liegt mitten im Grünen. Ebenfalls fraglos: Dieses grüne Potenzial wird kaum genutzt. Michael Gerlich, der für die FDP im Gemeinderat sitzt, ist dieser Zustand – Pardon – schon lange ein Dorn im Auge. Er erinnert sich, wie er schon vor rund 15, 20 Jahren die Idee eines Grünprojekts ins Spiel gebracht habe, wie sie damals im Gemeinderat auch besprochen worden sei. Dann sei die Sache im Sande verlaufen.

So etwas ist Gerlich jüngst beinahe wieder passiert. Denn es war vor drei Jahren, im Mai 2014, dass er, nun als Stadtrat, der Stadtverwaltung einen Antrag zukommen ließ. Darin forderte er die Verwaltung auf, die Umsetzung einer sogenannten kleinen Gartenschau zu prüfen. Getan hat sich nicht viel. Die Begründung der Verwaltung: Das Programm der Landesregierung "Natur in Stadt und Land", das bis 2025 aufgelegt war, sei bereits ausgebucht.

Die Motivation der Stadtverwaltung, hier Geld und Zeit zu investieren, hielt sich in Grenzen. Auch die Ratskollegen, im November 2015 wurde über Gerlichs Antrag diskutiert, zeigten sich alles andere als euphorisch. Zumal in jener Zeit ein ganz anderes Thema das Tagesgeschehen in Rottweil bestimmte: der Bau des Testturms von Thyssen-Krupp Elevator.

Nun scheint sich das Blatt zu wenden. Im Juli hat das Land entschieden, das Programm um fünf Jahre zu verlängern. Bis 2030 können im Wechsel große und kleine Gartenschauen stattfinden. Diese werden mit bis zu 50 Prozent, maximal zwischen zwei und fünf Millionen Euro, unterstützt.

Jetzt muss es ziemlich schnell gehen, denn das Land erwartet entsprechende Förderanträge bis zum Ende des Jahres, so Gerlich. Er hat noch vor den Sommerferien mit Lothar Huber, dem Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung, ein Gespräch geführt. Dieser habe ihm zugesagt, das Thema aufzugreifen, und gleich nach der Sommerpause im Gemeinderat vorzubringen. Ein Planer, der die Machbarkeitsstudie anfertigen und die Bewerbung begleiten könnte, wäre zur Stelle: Planstatt Senner aus Stuttgart. Gerlich ist eine frühzeitige öffentliche Diskussion wichtig. Denn er möchte, dass die Bürger bei diesem Thema mitgenommen werden und dass sie sich einbringen können. Da eine Umsetzung frühestens 2027 in Betracht käme, wäre auch die finanzielle Belastung tragbar. Man hätte genügend Zeit, mehr als zehn Jahre, um Rücklagen zu bilden.

Vom Erfolg einer Gartenschau ist Michael Gerlich überzeugt. Er führt zig Gemeinden an, die über ein solches Grünprojekt einen Schritt nach vorne gemacht hätten. Gartenschauen wirkten nachhaltig, so Gerlich. "Viele Städte und Gemeinden um uns herum haben ein solches Projekt bereits realisiert und sehr gute Erfahrungen gemacht", so Gerlich. Und die Nachbarstadt Balingen bereitet sich auf die Schau im Jahr 2023 vor.

Gerlich ist nicht allein. Erst vor Kurzem hat das Bürgerforum Perspektiven Rottweil dieses Thema im Rahmen einer Podiumsdiskussion aufgegriffen. Sprecher Henry Rauner mahnte im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten: Rottweil dürfe die Situation nicht verschlafen. In einem weiteren Punkt sind sich Rauner und Gerlich einig. Der Neckar müsse als Erlebnisraum mit einbezogen werden. Für Gerlich ist klar: "Das wäre eine einmalige Chance für die Stadt."