Im Fokus des Streits: Die Räume des Stadtjugendrings (links die Treppe zum Eingang) und der Parkplatz vor dem Kaufhaus (rechts). Seit 2008 hat der Stadtjugendring viel in die Räume investiert und zahlreiche Events gestemmt. Foto: Otto

Zehn Jahre lang viel in die Räume im Parkhaus investiert. Verwaltung bleibt bei ihrem Standpunkt.

Rottweil - Das aktuelle Posting des Stadtjugendrings auf Facebook drückt die ganze Stimmungslage aus: Mit Fotos und einem Statement wird an die vielen Renovierungsarbeiten in den Räumen im Parkhaus erinnert. Alles umsonst? Das drohende Ende des Mietvertrags sorgt für Frust.

"Seit 2008 haben drei Generationen ehrenamtlich das Parkhaus als kreative Anlaufstelle für Jugendliche aus der Region und Vereinsmitglieder aufgebaut. Wir hoffen, dass der Stadtjugendring für die Jugendkultur erhalten bleibt", heißt es im Statement der Verantwortlichen. Zahlreiche Bilder dokumentieren den großen Einsatz: der große Umbau 2008, stetige Renovierungs- und Verschönerungsaktionen, zuletzt 2015, und natürlich viele gelungene Partys, Konzerte und andere Events. Und jetzt?

Der Schwarzwälder Bote hatte vergangene Woche berichtet, dass sich Stadt und Parkhaus-Betreiber nicht auf eine Verlängerung des Vertrags einigen können. Der Parkhaus-Betreiber will daran eine Verlängerung des Pachtverhältnisses für den angrenzenden Parkplatz koppeln, die Stadt will das nicht. Der Mietvertrag läuft zum 31. Dezember 2018 aus.

Viel Unterstützung

Die Leidtragenden dieser Situation sind die Jugendlichen, die nun erstmal in der Luft hängen und abwarten müssen, wie es weitergeht. "Die Stadt Rottweil mietet für uns die Räumlichkeiten. Die Verhandlungen für die Vertragsverlängerung finden zwischen der Stadt und der Hausverwaltung statt. Da wir in die Verhandlungen nicht involviert sind, können wir euch dazu nichts sagen", erklärt der Stadtjugendring auf Facebook.

Seit der Berichterstattung im Schwarzwälder Boten schlägt das Thema hohe Wellen. In den sozialen Medien erfährt der Stadtjugendring viel Unterstützung: "Rottweil ohne den Stjr und den dazugehörigen Räumlichkeiten? Undenkbar", "Super Konzept, mega Team", "Hoffe auch dass es weiter geht, was ihr macht sollten noch mehr Städte anbieten" und "Lass uns ne Demo starten, für so was muss man kämpfen!" – viele solcher Kommentare sind zu lesen.

Der Stand der Dinge

Doch wie ist denn aktuell der Stand der Verhandlungen? Das wollte am Mittwochabend im Gemeinderat auch FWV-Stadtrat Hermann Breucha von der Verwaltung wissen. Marco Schaffert, Fachbereichsleiter Kultur, Jugend und Sport, sagt: "Als Kulturamt und KiJu sind wir ausdrücklich an einer Verlängerung des Mietvertrages für den Stadtjugendring interessiert, allerdings unabhängig von der Bindung an das Vertragsverhältnis zum Parkplatz." Kommt es nicht zu einer Einigung, muss der Stadtjugendring tatsächlich raus. Dabei sei klar, dass die Räume im Parkhaus "nach wie vor sehr gut geeignet sind". Im Übrigen sei der Stadtjugendring was die Räumlichkeiten angehe sehr verantwortungsvoll und engagiert, meint Schaffert mit Blick auf dem Vorwurf des Betreibers, dass man des Öfteren mit Scherben und ähnlichem zu kämpfen habe.

Schaffert betont: "Bisher haben wir als Kulturamt nicht gekündigt. Wir möchten eine Verlängerung für den Stadtjugendring bewirken." Das KiJu stehe in engem Kontakt mit dem Stadtjugendring, den man auch "nicht hängen lassen" werde.

Das Dilemma

Der Parkhaus-Betreiber möchte, wie berichtet, eine Verlängerung des Pachtverhältnisses für den vorgelagerten Parkplatz, auf dem auch die Kunden der im Parkhaus ansässigen Läden parken. Bisher ist das ein kombinierter Vertrag (Nutzung Räume Stadtjugendring + Parkplatzverpachtung an Betreiber), bestätigt Schaffert. Die Nutzung der Räume des Stadtjugendrings läuft jetzt zum 31. Dezember aus. Das Vertragsverhältnis Parkplatz laufe aber bereits bis Ende 2038, betont der Fachbereichsleiter. " Das sind jetzt schon 20 Jahre." Dem Wunsch von Seiten der Parkhausinhaber, mindestens solange zu verlängern, wie der Mietvertrag mit dem Stadtjugendring verlängert werden soll, könne die Stadt nicht nachkommen. "Das hieße bei fünf Jahren Verlängerung bis 2043 oder bei zehn Jahren bis 2048. "Jetzt einen Pachtvertrag für die nächsten 30 Jahre abzuschließen, hemmt jegliche Entwicklung auf diesem Gelände", so Schaffert. Die Stadtverwaltung schließe dies deshalb aus. Das habe man dem Parkhaus-Betreiber auch so mitgeteilt.

Notfalls Umzug

"Notfalls müsste der Stadtjugendring leider in andere Räume umziehen", sagt Marco Schaffert. Die Stadt habe nun ihrerseits beim Parkhaus-Betreiber nach einer Vertragsverlängerung nur für den Stadtjugendring (und nicht in Kombination mit dem Parkplatz) angefragt. "Bislang haben wir keine Antwort erhalten." Im März werde man erneut nachhaken. Schafferts Fazit: "Eine Einigung zum aktuellen Mietverhältnis kann es nur geben, wenn der Parkhaus-Betreiber von seiner Forderung abrückt."

Beim Rottweiler Stadtjugendring jedenfalls besteht noch Hoffnung, dass es zu einer Einigung kommt: "Drückt euch und uns die Daumen!"