Wo einst die Straße eben in Richtung Bettlinsbad führte, ist das Straßenniveau deutlich erhöht worden – zum Ärger der Anwohner der Oberen Ziegelhütte 4 und 6. Die Straße links führt hinauf in den Abschnitt "West" des Neubaugebiets Spital. Foto: Alt

Erweiterung von Neubaugebiet sorgt für dicke Luft. Stadt hebt Straßenniveau im Bereich Obere Ziegelhütte auf 20 Prozent an.

Rottweil - Für Familie Eggert, die ihr Häuschen direkt an der Erschließungsstraße zum Neubaugebiet Spitalhöhe Abschnitt "West" hat, hört der Ärger nicht auf. Die Stadt hat die Straßenführung verändert und den Eggerts vors Garagentor einen Berg mit rund 20 Prozent Steigung gesetzt.

Als vergangene Woche ein Gewitter Starkregen mit fast 24 Litern pro Quadratmetern brachte, blickte Eugen Eggert sorgenvoll zum neuen Berg vor seiner Garage. "Ich hatte die Befürchtung, dass meine Garage und mein Schopf überflutet werden", sagt er im Gespräch.

Nachdem die Eggerts wegen der Erschließung des Baugrunds vor ihrer Haustür ihre autarke Abwasser- und Wasserversorgung aufgeben und sich notgedrungen von der ENRW ans öffentliche Versorgungsnetz anschließen lassen mussten, ist der neue Hügel ein weiteres Ärgernis, das die Familie scheinbar hinnehmen muss. "Das, was hier mit mir und meiner Familie passiert, hat mit Bürgernähe, mit der die Stadt wirbt, absolut nichts mehr zu tun", sagt Eggert. Er fühlt sich und seine Sorgen von den Verantwortlichen und auch der Baufirma vor Ort nicht ernst genommen.

20 Prozent Steigung

Die Straße Richtung Bettlinsbad liegt im Bereich des Gebäudes Obere Ziegelhütte 4 seit Mitte April rund 1,50 Meter höher. Der Hügel läuft auf einer Länge von etwa rund acht Metern aus und soll die Einfahrt ins höher gelegene Neubaugebiet vereinfachen – zum Nachteil der Anlieger. Eggert schätzt die Steigung auf etwa 20 Prozent. "Wie sollen meine Familie und ich im Winter hier hoch kommen, wo die Straße ohnehin schlecht und zudem spät geräumt wird?" Eggert sei im Winter nicht selten mitten in der Nacht aufgestanden und habe den Straßenabschnitt von seinem Haus bis zum Kreisverkehr mittels Traktor und selbst gebautem Pflug selbst geräumt, damit er und seine Frau pünktlich zur Arbeit kamen. Auf den nächsten Winter blickt er mit Sorge. Er empfindet Willkür. Und auch die Jogger und Radfahrer, die von der Charlottenhöhe Richtung Bettlinsbad den neuen Hügel passieren, schütteln den Kopf.

Dabei hat dieser durchaus seine Berechtigung: Wie Tobias Efinger von der ausführenden Straßenbaufirma auf Nachfrage erklärt, hat die Anhebung des Straßenniveaus planerische und entwässerungstechnische Gründe.

Gute Gründe

Unter dem Hügel verlaufen Leitungen, die vom gerade entstehenden neuen Quartier des Neubaugebiets Spitalhöhe zur bestehenden Kanalisation führen. Zudem sorgt die Anhebung dafür, dass die Erschließungsstraße hinauf zur Spitalhöhe nicht gar so steil ist.

Den Anwohnern hilft das allerdings wenig. Die Eggerts sehen ihren Grund und Boden in Gefahr, entsprechend blank liegen die Nerven. Die Geduld, die Tiefbauleiter Roland Hönisch in seinem Schriftverkehr mit der Familie einfordert, der dem Schwarzwälder Boten vorliegt, können die Eggerts nicht aufbringen. Wenngleich Hönisch auch versichert, dass die Probleme Oberflächenwasser und Zufahrt zur Garage gelöst werden. So will die Stadt zusätzlich zur ursprünglichen Planung weitere Entwässerungseinrichtungen einbauen, um Oberflächenwasser in den Einmündungsbereich zwischen Erschließungsstraße und Feldweg abzuleiten.

Eggert betont im Gespräch, dass auch bei Vorortterminen eine solche Straßenführung nie angesprochen worden sei, vielmehr habe er sich seine Informationen selbst zusammensuchen müssen.

Anwälte eingeschaltet

Die Familie hat sich nun einen Anwalt genommen, der der Stadt bereits eine erste Frist gesetzt hat. Die Stadt wiederum hat sich mit Günther Posselt, Anwalt für Baurecht, Gemeinderatsmitglied und zweiter OB-Stellvertreter, ebenfalls juristischen Beistand geholt. Laut Tobias Hermann, Pressesprecher der Stadt, keine Besonderheit. Ein Interessenskonflikt oder gar eine mögliche Befangenheit zwischen Posselts Funktion als gewählten Gemeinderat und seinem Mandat für die Stadt bestehe nicht.

Wie’s weitergeht, ist offen. Da die zuständigen Sachbearbeiter sowie der Fachbereichsleiter Lothar Huber derzeit wegen Urlaubs oder Krankheit verhindert sind, stehen zumindest im Rathaus die Rädchen in dieser Angelegenheit vorerst still. Dennoch wolle man einen Gesprächstermin anbieten, so Hermann.