Wachhund in besonders schwerer Ausführung: der Prototyp des potenziellen neuen Sicherheitspollers. Foto: Otto

Hunde-Poller oder 08/15-Lösung? Bauausschuss berät, wie Stadt geschützt werden kann.

Rottweil - Wie kann man die Innenstadt bei Veranstaltungen vor Attacken sichern? Ein Thema, das vor Jahren noch niemand auf der Agenda hatte, rückt mehr denn je in den Fokus. Am heutigen Mittwochabend befasst sich der Bauausschuss mit der Sicherheitsfrage und muss entscheiden: Soll der Rottweiler Hund höchstselbst die Aufgabe übernehmen?

Die Verwaltung hatte einen Antrag der Freien Wähler vom Januar aufgegriffen und eine Alternative zu kostenintensiven versenkbaren Pollern - diese waren mit rund 150.000 Euro im Haushalt veranschlagt - gesucht. Im September wurde dann ein Prototyp aus dem Hut gezaubert: Sicherheitspoller in Form eines Rottweiler Hundes auf einem massiven Sockel sollen angeschafft werden, so der Vorschlag. Rund 75. 000 Euro werden für 15 Modelle fällig. Gleich vorneweg: Es gibt auch noch günstigere Lösungen.

Immerhin würde mit den Hunden in Rottweil eine ganz individuelle Lösung für ein drängendes Thema geschaffen: Veranstaltungen im öffentlichen Raum müssen gesichert werden. Mit dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016 hat sich für Veranstalter - und für die Ordnungsbehörden - "die Welt ein Stück weit verändert", wie es die Verwaltung formuliert. So hat man sich in Rottweil entschieden, bei außergewöhnlichen Veranstaltungen, die auch in einem größeren öffentlichen Rahmen stattfinden, wie der Narrensprung oder die Umzüge am Narrentag, das vergangene Turmfest, das Stadtfest oder auch den Weihnachtsmarkt, durch Poller für ein "Mehr an Sicherheit" zu sorgen.

Die Stadt Rottweil hat sich bisher mit geliehenen Betonpollern beholfen, die - in einfacher Bauweise ausgeführt und mit reflektierenden Warntafeln versehen - einen geringen Einfahrschutz bieten sollten. Andere Kommunen verwenden wassergefüllte Behältnisse, wieder andere greifen auf Sperrbarrieren zurück, wie man sie von Grenzübergängen her kennt.

Prototyp stößt auf positives Echo

Auch versenkbare Poller - wie sie beispielsweise beim Neubau der Synagoge am Nägelesgraben verbaut wurden - könnten zum Einsatz kommen. Allerdings ist dies die teuerste Variante, wie Fachbereichsleiter Bernd Pfaff in seiner Sitzungsvorlage ausführt. So wäre eine Absicherung der Fußgängerzone zwischen Hochbrücktorstraße und Schwarzem Tor mit versenkbaren Pollern sehr sicher - insbesondere auch, weil keine Freiräume für Rettungsfahrzeuge erhalten bleiben müssen - , aber auch sehr kostenintensiv. Ein erstes Angebot liegt laut Pfaff bei etwa 115.000 Euro. Kompliziert werde diese Variante zudem durch die nötigen Grabungsarbeiten. Gerade im Bereich der Fußgängerzone an der Schnittstelle zur Hochbrücktorstraße sei eine Vielzahl von Leitungen verbaut.

Und: Versenkbare Poller an dieser Stelle wären zwar beispielsweise für den Weihnachtsmarkt passend, bei Großveranstaltungen wie dem Narrensprung oder dem Narrentag, bei denen das ganze Hauptstraßenkreuz einbezogen ist, jedoch fehl am Platz. Die Verwaltung will deshalb auf mobile Sperrpoller setzen, die flexibel eingesetzt werden können - "auch wenn sie nicht diese hohe Schutzwirkung haben".

Hier kommt der Rottweiler Hund ins Spiel, ein laut Verwaltung "starker Werbeträger für die Stadt". Die Vorstellung des Prototypen aus Beton hatte bereits für ein großes - und überwiegend positives - Echo, auch auf unserer Facebook-Seite "Schwarzwälder Bote Rottweil", gesorgt. Die von Jürgen Knubben und in Abstimmung mit Künstler Ottmar Hörl gefertigten Rottweiler sehen laut Pfaff "pfiffig aus, erfüllen ein Stück weit den Abwehrschutz und können durch ihre Flexibilität vielseitig verwendet werden". Es sind Aufnahmepunkte für die Fahrzeuge des Betriebshofs vorhanden, so dass die "Rottweiler-Poller" entsprechend flexibel eingesetzt werden können. Außerdem gibt es Verankerungen für eine Verbindung der Poller untereinander. Für das Verbindungsmaterial und den Überfahrschutz werden weitere 2500 Euro benötigt.

Ein Poller kostet 5000 Euro

Der Stückpreis liegt bei 5000 Euro. Bei 15 benötigten Pollern ist also mit 75.000 Euro zu rechnen. Dabei verhehlt die Rottweiler Stadtverwaltung nicht, dass es auch billiger geht: Es liegt ein alternatives Angebot vor, wonach 15 einfache Anfahrschutz-Poller aus Beton mit einer Höhe von 80 Zentimetern und einem Durchmesser von 1,25 Metern rund 20.000 Euro kosten würden.

"Guter Rat ist teuer und die Potenziale einer möglichen Bedrohung sind immer nur schwer abzuschätzen", so die Einschätzung der Verwaltung. Die jüngste Vergangenheit hat wieder einmal gezeigt: 100-prozentige Sicherheit im öffentlichen Raum gibt es nicht.

Weitere Informationen: Der Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschuss tagt heute, Mittwoch, ab 17 Uhr im Sitzungssaal des Neuen Rathauses.