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Narrenzunft: Zahl der Narrensprungteilnehmer schadet der Fasnet /  Generalversammlung gestern Abend

Noch einmal klang der "Narradag" 2017 ganz groß nach – in Form des Kassenberichts der Historischen Narrenzunft . Die hatte am gestrigen Freitagabend ihre Generalversammlung. Dabei ging es auch um die Zukunft der Rottweiler Fasnet.

Rottweil. Die Appelle des Vorstands sind nicht neu. Narrenmeister Christoph Bechtold äußert vor vollem Haus im Kapuziner die Sorge, die nicht nur ihn umtreibt: Die Fasnet habe sich in den vergangenen Jahrzehnten in eine Richtung entwickelt, die bedenklich sei. Zwar sei die Qualität der registrierten Narrenkleider – inzwischen sind es 8864 an der Zahl – auch dank der Arbeit des Kleidleausschusses gut, die Qualität des Narrens indes nicht. Von der Vielzahl der Narren, die sich vor allem beim Sprung am Fasnetsmontag durch die Stadt bewegen, ganz zu schweigen. Bechtold erinnert an von Vätern und Großvätern überkommenes Erbe, an eine Fasnet, die viel mit Brauchtum und Tradition zu tun habe, aber "rein gar nichts mit Erlebnis- oder Eventcharakter". Und Regeln, das fängt nicht erst beim richtigen Anlegen des Narrenkleides an, "sollten eigentlich für jeden, das am Fasnetsmontag hinter dem Schwarzen Tor steht, eine Selbstverständlichkeit und keine Last sein", sagt der Narrenmeister und erntet spontan großen Applaus. Und er erklärt, dass auswärtige Narren eben nicht nur der Rottweiler Fasnet keinen Gefallen tun, sondern auch dem Fastnachtsbrauchtum ihrer Heimatdörfer schaden.

Die Zunft ist deshalb dabei, Maßnahmen zu entwickeln, um der Entwicklung Einhalt zu gebieten. Ein erster Schritt ist, dass an den Stempelstellen keine Narrenkarten mehr verkauft werden. Und der zweite Narrenmeister Georg Hauser wird später noch einmal Neuerungen verkünden, die mit dem Sonntagsumzug zusammenhängen: Kein scharfer Alkohol, auch aus Sicherheitsgründen der Appell, auf Likörfläschchen zu verzichten, und ab 2019 keine Kinderrössle mit geschnitzten Larven mehr: Es sind erste Schritte, die die Zunft umsetzt.

Sie schaut natürlich auch zurück, und da ist 2017 ein besonderes Jahr. Schon wegen des Narrentags. Dieser ließ sogar Zunftsäckelmeister Stefan Roth fast euphorisch vortragen: Einnahmen von 190 000 Euro stehen 2017 Ausgaben von 126 000 Euro entgegen, rechnet man das Projekt "Narradag" über den gesamten Zeitraum ab 2015, kommt man bei Ausgaben von 169 000 Euro auf einen Überschuss von gut 100 000 Euro. Und auch das normale Vereinsjahr sorgte bei einem Volumen von gut 100 000 Euro dafür, dass die Kasse sich weiter positiv entwickelt hat. Doch noch etwas ist 2017 besonders: Das Darlehen, das die Zunft für Kauf und Renovierung des Zunfthauses Hauptstraße 1 aufnehmen musste, wurde im vergangenen Jahr zurückgeführt. Damit ist ein weiterer Prozess abgeschlossen.

Zunftschreiber Frank Huber lässt das Jahr launig Revue passieren, widmet sich intensiv den Schmotzigengruppen und der Fasnet in den Seniorenheimen, was der Zunft ein wichtiges Anliegen ist, berichtet von den Sitzungen und der Arbeit des Ausschusses. Und er erklärt, weshalb im Kleidleausschuss manchmal schwer arbeiten ist. 21 Narrenkleidle habe dieser übrigens zurückgewiesen, 105 zugelassen, davon an Weißnarren ganze drei Gschell.

Einige Zeit in Anspruch nehmen die Wahlen. Der Versuch, nach der von Helmut Sauter nonchalant moderierten Entlastung 13 Ausschussmitglieder und den Zunftschreiber per Akklamation neu- beziehungsweise wiederzuwählen, scheitert. So wird geheim abgestimmt. Huber wird mit 187 von 189 abgegebenen Stimmen bei einer Enthaltung bestätigt. Im Ausschuss bleiben Hans-Jörg Busch, Steve Frank, Karsten Hansmann, Jochen Hugger, Michael Marschall, Axel Saile, Markus Schellhorn, Martin Weiss, Bernhard Wenzler und Joachim Wollstädt. Neu hinzu kommen Benjamin Butz, Gabriel Welsch und Christian Österle.