Goldschmiedin Sabine Hoffmann raut die Oberfläche des Rings mit einer Feile an. Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder Bote

Vom Entwurf über das Einschmelzen bis zum fertigen Einzelstück – Sabine

Vom Entwurf über das Einschmelzen bis zum fertigen Einzelstück – Sabine Hoffmann übt im Herzen des Rottweiler Neckartals den Goldschmiede-Beruf aus.

Mit Muskelkraft, Fingerfertigkeit und einer großen Portion Leidenschaft rücken Handwerker ihren Werkstücken zu Leibe – und das, teilweise auch heute noch, ganz traditionell. Einigen von ihnen haben wir über die Schulter geschaut.

Rottweil. Wenn Sabine Hoffmann mit ihren wertvollen Materialien arbeitet, dann muss sie Vorsicht walten lassen. Eine falsche Bewegung, einmal zu viel Kraft, eine schlechte Entscheidung, und das Schmuckstück ist ruiniert. Seit acht Jahren ist die Rottweilerin Kunsthandwerkerin und insbesondere Goldschmiedin aus Leidenschaft. In die Fußstapfen ihrer Großmutter und der Tante zu treten, habe sie schon immer gereizt, sagt die 45-Jährige.

Was ihr an diesem Beruf besonders gefällt, ist dessen lange Tradition. "Die Menschen begannen schon früh, sich zu schmücken", erklärt Hoffmann. Früher hingen sie sich Muscheln oder Knochen an die Ohren, um den Hals oder das Handgelenk. "Im Barock und Rokoko wurde es dann prächtig mit großen funkelnden Steinen. Dann kamen klare Formen im Klassizismus. Erst seit den 1940er-Jahren ist die Form des Schmucks relativ frei", so die Kunsthandwerkerin.

Ihre Schmuckstücke sind Unikate – zarte Ringe, Halsketten, Ohrringe und Armbänder aus Gold und Silber mit edlen Steinen. Alle Produktionsschritte liegen in ihrer Hand. Hoffmann fertigt auf Bestellung, hat aber auch eine eigene Kollektion. "Es ist schwer zu sagen, wovon ich mich dazu inspirieren lasse. Am meisten vermutlich vom Stein", sagt die Rottweilerin.

Wie sie bei der Produktion vorgeht, zeigt die 45-Jährige anhand eines Rings – des ersten Schmuckstücks, das sie – damals noch im Praktikum – selbst gemacht hat. Zunächst muss die Ringschiene gefertigt werden. Dazu nimmt Hoffmann ein Stück Silberdraht und walzt es per Hand. Schließlich werden die Enden zusammengelötet.

Bevor es weitergeht, bearbeitet sie den Ring mit einer Feile. Anschließend formt sie eine Fassung, in die der Stein gelegt wird. Dann geht es an die kniffligste Aufgabe: das Fassen. Der Stein muss genau sitzen, damit er nicht herausfällt. Mit Hammer und Punzen wird die Fassung mit kleinen Schlägen angepasst, so dass der Stein fest sitzt. Nur etwas zu viel Kraft, und er wird zerstört.

Bis einer ihrer Ringe fertig ist, dauert es etwa sechs bis acht Stunden. Und Hoffmann muss jederzeit konzentriert bei der Sache sein. Hinter den zarten Schmuckstücken steckt viel harte Arbeit, die Hoffmann geradezu archaisch mit Säge, Hammer, Bohrer und Feile erledigt.

Bei den Kunsthandwerkern gebe es wie bei den Malern verschiedene Techniken. Jeder habe seine eigene Art und damit eine einzigartige Handschrift. Neben der Fingerfertigkeit und der Begabung im Handwerklichen braucht es aber vor allem Geduld und eine ruhige Hand, weiß die 45-Jährige.

Am liebsten arbeitet sie mit Gold, das sie zuvor selbst eingeschmolzen hat. "Es steht für die Sonne und ist wohl ein kosmisches Material, wie sich Wissenschaftler mittlerweile einig sind", sagt sie. Demnach soll vor knapp vier Milliarden Jahren ein Schwall von Meteoriten auf die Erde niedergegangen sein, der verschiedene Edelmetalle mit sich brachte. "Für mich ist es auch ein Zeichen von Beständigkeit und Sinnlichkeit. Es läuft nicht an und ist ein angenehmer Werkstoff", sagt Hoffmann.

Den altbackenen Touch habe Gold nur aufgrund der hochglanzpolierten Schmuckexemplare. "Ich raue die Oberfläche gern mit der Feile an oder mache eine Legierung mit Silber, um das zu umgehen", verrät die Rottweilerin. Schließlich soll jedes Teil zum Liebhaberstück werden.