Gibt es 2021 wieder eine Fasnetsveranstaltung des Seniorenrats im Kapuziner? Das steht noch in den Sternen. Foto: Jäger

Vorsichtig zurück in Normalität. Harter Einschnitt für Mitglieder des Seniorenrats. Sorge um gesundheitliche Risiken groß.

Rottweil - Gesellige Treffen, sportliche Aktivitäten und gemeinsame Ausflüge - all das musste der Rottweiler Seniorenrat im März wegen der angespannten Corona-Lage auf Eis legen. Für viele Mitglieder war das ein harter Einschnitt, denn die meisten sind über 70 Jahre alt, manche leben ganz allein.

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"Die Menschen vermissen diese Begegnung, die wir schaffen", weiß Johannes Jäger, der Vorsitzende des Seniorenrats. "Andererseits gehören wir logischerweise zur Risikogruppe", fügt er hinzu. Es ist aktuell die größte Herausforderung in der Seniorenarbeit, einen Weg zu finden, um die Begegnung zu ermöglichen und gleichzeitig die gesundheitlichen Risiken zu minimieren.

"Klar ist die Corona-Pandemie für alle Menschen schlecht. Aber gerade für Ältere, die alleine sind und in ihrer Wohnung bleiben müssen, ist die Situation ganz besonders schwierig", betont Jäger.

Mitglieder halten Kontakt aufrecht

Er macht deutlich: Während die jüngere Generation mit den alternativen Digitalangeboten ganz gut klarkommt, erreicht man damit unter den Älteren kaum jemand. "Die allerwenigsten von unseren Mitgliedern haben einen PC. WhatsApp benützen sie in der Regel nicht, höchstens ein einfaches Handy, das sie mitnehmen, wenn sie spazieren gehen, und mit dem sie im Notfall anrufen können", schildert er.

Nun versuchen die Mitglieder des Seniorenrats Rottweil, den Kontakt - so gut es geht - per Telefon aufrechtzuerhalten. "Es ist natürlich ein Tropfen auf den heißen Stein. Das ersetzt die Begegnung nicht", ist Jäger überzeugt.

Jetzt will man vorsichtig zurück in die Normalität. Am 10. Oktober startet der beliebte Treff aktiv im Refektorium des Kapuziners wieder. "Dort können wir genügend Abstand halten und haben auch die gesamte Infrastruktur mit Masken und Desinfektionsmitteln", erklärt Jäger. Er bleibt zuversichtlich, dass das Konzept aufgeht, dass sich die Mitglieder wieder trauen, zu kommen, um einander wieder zu sehen und sich miteinander auszutauschen. Auf das gemeinsame Singen werden die Senioren aber vorerst verzichten müssen.

"Wir versuchen einfach, langsam in die Gänge zu kommen. Unser Samstagstreff ist eine wichtige Anlaufstelle. Wir werden wieder starten und gemeinsam beraten, was wir noch tun können", sagt der Vereinsvorsitzende.

Wie es dagegen mit den anderen Angeboten des Seniorenrates in den kommenden Monaten aussehen wird, weiß noch keiner. "Die Adventsfeier wird sehr wahrscheinlich nicht stattfinden", stellt Jäger fest. Aber: "Das allerletzte Wort ist hier noch nicht gesprochen." Fasnet, Ausflüge, Wanderungen - dahinter stehen große Fragezeichen.

"Manchmal sind die Hürden hoch, sich an den Seniorenrat zu wenden"

Dem Verein tut diese lange Pause nicht gut, das weiß Jäger genau. "Es gibt eine ganz große Befürchtung, dass unser Verein irgendwann einschläft, wenn man sich lange nicht mehr trifft", erklärt er. Auch vor der Corona-Krise sei es nicht so einfach gewesen, neue Mitglieder zu gewinnen.

Den Mitgliederschwund verdeutlicht der Vorsitzende mit den folgenden Zahlen: Waren es vor sieben Jahren 160, sind es heute 119 Senioren, die dem Verein angehören. Manchmal sind die Hürden hoch, sich an den Seniorenrat zu wenden: "Wenn der Ehepartner stirbt, trauen sich nicht alle, allein zu uns zu kommen", sagt Johannes Jäger.

Was trotz Corona fast wie gewohnt weiterläuft, ist die Vorsorge-Beratung des Seniorenrates. "Die Beratungsgruppe ist aktiv und kann ja alles per Hausbesuch machen. Das können wir gut bewältigen", betont der Vorsitzende. Diese kostenlose Beratung durch ausgebildete und zertifizierte Kräfte sei ein ganz wichtiger Baustein der Seniorenarbeit im Verein.

"Die Corona-Pandemie betrifft unsere ganze Gesellschaft. Wir sind alle im Zwischenbereich zwischen Hoffnung und Bangen", weiß Jäger. Das gelte auch für den Seniorenrat und für den Samstagstreff: "Es kann natürlich sein, dass am 10. Oktober bloß drei Leute zum Treff kommen. Monatelang hatten wir Pause. Ist die Bereitschaft noch da? Das weiß ich nicht. Aber es ist wichtig, zu starten."