Thomas Sterzing (linkes Bild, links), Arzt aus Göllsdorf, organisiert die neuen Schwerpunktpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung, die Arbeit geht Hand in Hand mit dem Leiter des Gesundheitsamts Heinz-Joachim Adam und seinem Team. Unter Vollschutz nimmt Arzt Max Müller im Testzentrum im Fünf-Minuten-Takt Abstriche ab, unterstützt von Nenad Vidovic vom DRK. Foto: Otto

An drei Standorten Ambulanzen eingerichtet. Großes Fieberzentrum soll im Berufsschulzentrum entstehen.

Kreis Rottweil - Drei Corona-Schwerpunktpraxen im Landkreis haben am Dienstag den Betrieb aufgenommen. Die "große Lösung" ist in Planung: Im Berufsschulzentrum in Rottweil soll ein so genanntes "Fieberzentrum" entstehen, wie es auch in anderen Landkreisen bereits läuft.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Im Gesundheitsamt in Rottweil nimmt die Zahl der Hinweisschilder zu: Rechts herum geht es zum Corona-Testzentrum, links zur neuen Corona-Ambulanz. Der Unterschied: Im Testzentrum werden lediglich Abstriche vorgenommen. In der Ambulanz finden auch Untersuchungen statt, die bislang der Hausarzt vor Ort übernommen hat.

Nur mit Termin

Fälle, die schwere Symptome zeigen, werden hier vom Hausarzt angemeldet. Ist es Influenza oder Corona? Muss eine stationäre Aufnahme erfolgen? "Hier entscheiden wir, wie es medizinisch weitergeht", so Thomas Sterzing, Arzt aus Göllsdorf und Koordinator im Kreis Rottweil für die Kassenärztliche Vereinigung. In der Ambulanz könne ressourcenschonender als in den Hausarztpraxen gearbeitet werden. Der geringe Bestand an Schutzkleidung sei nach wie vor ein Problem. Das bestätigt auch Heinz-Joachim Adam, Leiter des Gesundheitsamts. Man warte seit Wochen auf Nachschub.

Weitere Schwerpunktambulanzen haben in Sulgen und in Oberndorf den Betrieb aufgenommen. Sterzing betont, dass die Ambulanzen nur nach telefonischer Terminvereinbarung über den Hausarzt aufgesucht werden können. Die Termine werden auf 15 Minuten getaktet.

Derweil wird im Corona-Testzentrum im Untergeschoss des Gesundheitsamts im Fünf-Minuten-Takt gearbeitet: Arzt Max Müller nimmt – ebenso wie die anderen Mitarbeiter trotz der Anspannung gut gelaunt – unter Vollschutz einen Abstrich nach dem anderen, Nenad Vidovic vom DRK unterstützt ihn. Vor dem Haus stehen die Menschen wartend bereit, bei denen ein Abstrich vorgenommen werden soll – zum Beispiel weil sie Kontakt mit einem Corona-Infizierten hatten und ebenfalls Symptome zeigen. Eine Untersuchung erfolgt hier aber nicht.

Ergebnis jetzt schneller

Zwischen 50 und 60 Abstriche, so Adam, seien am Dienstag erfolgt. Die Zahl habe gesteigert werden können, weil sich die Laborkapazität erhöht habe. Es sei ein weiteres Labor hinzugezogen worden – "und dann ging's plötzlich auch bei den anderen schneller". Ein bis zwei Tage müsse man nun auf das Ergebnis warten. Das wird per Fax hereingeschickt. Ist es positiv, informiert eine Ärztin den Betroffenen umgehend per Telefon und leitet die weiteren Schritte ein. Auch sonst laufen alle Telefone im Amt heiß. Für Bürgerfragen und zur Benachrichtigung und Beratung von Betroffenen und Kontaktpersonen werden die Gesundheitsamts-Mitarbeiter von Studenten und pensionierten Ärzten unterstützt. Meist geht der Betrieb bis gegen 21 Uhr, sagt Adam.

Thomas Sterzing lobt die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt, das den Hausärzten eine enorme Stütze sei. Nun sei es höchst wichtig, "dass die Allgemeinbevölkerung sich an die Bestimmungen hält", appelliert er.

Das Fieberzentrum im Berufsschulzentrum, in dem mehr Menschen mit Symptomen – auch ohne Überweisung – getestet werden können, nehme "bald" den Betrieb auf. Sterzing und Adam, das ist ihnen anzumerken, sehen die Einrichtung kritisch. "Wir wollen nicht testen auf Teufel komm raus, sondern da, wo es Sinn macht", sagt Adam und nimmt damit Bezug auf die Kritik, in Rottweil würde zu wenig getestet. Doch die Massentests würden oft viel zu früh erfolgen und so eine falsche Sicherheit bei den Bürgern bringen.

22 wieder gesund

Inzwischen gibt es im Kreis 150 bestätigte Infizierte. Die Helios-Klinik Rottweil teilt am Dienstag mit, dass 21 Corona-Patienten auf der Isolierstation liegen, fünf Patienten beatmet auf der Intensivstation. Und noch eine gute Nachricht: Das Landratsamt vermeldet aktuell 22 Menschen, die die Corona-Infektion überstanden haben und wieder gesund sind.