Auf dieses Bild müssen Schüler und Lehrer noch eine Weile verzichten. Foto: Murat Foto: Schwarzwälder Bote

Corona-Krise: Schwestern berichten, wie es ist, zu Hause zu sein und da zu lernen / Lehrer teils sehr aktiv

Rottweil. Keine Schule, viel Freizeit und teils sommerliche Temperaturen. Andererseits kein persönlicher Kontakt mehr zu Freunden, Klassenkameraden und Großeltern und die komplizierte Anforderung, sich quasi selbst unterrichten zu sollen. Die durch die Corona-Krise begründete momentane Situation ist für Kinder und Jugendliche natürlich durch keines der genannten Extreme zu beschreiben, sondern liegt irgendwo dazwischen.

Wir sind drei Schwestern, die das Leibniz-Gymnasium besuchen (Unterstufe und Oberstufe) beziehungsweise im vergangenen Jahr dort Abitur gemacht haben und jetzt durch die Schulschließungen und ein ausgesetztes Praktikum zu Hause gemeinsam sehr, sehr viel Zeit verbringen dürfen.

Zunächst kann man unseren Lehrern durchaus zugutehalten, dass zumindest einigen von ihnen unsere Bildung so sehr am Herzen liegt, dass einer etwaig aufkommenden Langeweile mit genug Arbeitsmaterial für den Ersatzunterricht zu Hause vorgebeugt wird.

Das Pensum ist trotzdem aber auch ohne Umfunktionierung unserer Eltern zu Hilfslehrern zu bewältigen und bringt immerhin etwas Struktur in die ansonsten sehr unverplanten Tage.

Vorteilhaft an dieser Form des Wissenserwerbs ist, dass wir unsere Zeit freier einteilen können, dass die Zeit, die sonst auf die ermüdende Busfahrt entfällt, anders genutzt werden kann und dass wir nicht schon um 6 Uhr aufstehen müssen. Bei manch einem Lehrer kommen sogar ungewohnte digitale Fähigkeiten zum Vorschein, wenn individuelle Lernvideos erstellt, Sportübungen in Videos vorgemacht oder mithilfe vieler Internet-Links Unterrichtsmaterialien verbreitet werden.

Abgesehen von den unvermeidbaren schulischen Beschäftigungen versuchen wir, die Situation so angenehm wie möglich zu gestalten, wenn auch anders als vor der Corona-Krise. Die Regeln einiger Karten- und Brettspiele haben wir inzwischen wieder parat und auch unser Klavier dürfte verwundert sein, dass neuerdings so häufig auf ihm geübt wird.

Wir konnten auch schon belustigt feststellen, dass die räumliche und soziale Begrenzung einen auf ganz neue Ideen bringt, für die im normalen Alltag keine Zeit und auch oft gar nicht genug Energie da wäre. Sei es ein improvisierter Fußball-Parcours im Garten, eine nicht gekannte Ordnungsliebe im eigenen Zimmer, die freiwillige Mithilfe im Haushalt oder eine spontane Marshmallow-Grill-Aktion am Lagerfeuer.

Bis wir zur Normalität zurückkehren können, halten wir den Kontakt zu Freunden und Familie aufrecht, indem wir Nachrichten schreiben, telefonieren und skypen und trotz allem froh sind, dass wir gemeinsam und nicht alleine zu Hause sind.