"Wir sind hier, wir sind laut..." rufen die Aktivisten der Fridays-for-Future-Demo vor dem Alten Rathaus. Foto: Alt

Fridays for Future: Kritik an Schulleitern. Stadt lädt Organisationsteam ein. Müllsammler unterwegs.

Rottweil - Schon von weitem sind die Demonstranten am Freitagvormittag zu hören, als sie vom Stadtgraben hinauf ans Schwarze Tor ziehen. Dort angekommen, stimmen die "Fridays for Future"-Kids und ihre Unterstützer eine Volksweise an. "Hejo, spann den Wagen an", dessen Melodie übrigens aus dem 17. Jahrhundert stammt, haben die Streikenden mit einem neuen Text versehen. "Wehrt euch, leistet Widerstand, für mehr Klimaschutz in unser’m Land". Unter den Demonstranten – vornehmlich Jugendliche – sind auch Grundschüler und einige Senioren. "Oma for Future" prangt auf einem Schild, dass sich eine Frau um den Hals gehängt hat.

"Ich habe 220 Teilnehmer gezählt", sagt später einer der Organisatoren – knapp die Hälfte wie beim letzten Mal. "Das ist gut", betont Anna Albrecht im Gespräch. Immerhin seien einige Schüler der Demo ferngeblieben, weil sie Strafarbeiten, Nachsitzen oder gar einen Schulausschluss fürchten müssten.

Aber auch die rund 220 Teilnehmer vor den Rathaus reichen aus, um lautstark auf sich und ihre Botschaft aufmerksam zu machen. "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut" – donnert es auch am gestrigen Freitag durch die obere Hauptstraße. Jedoch: Die jungen Demonstranten sind durchaus fähig zur Selbstkritik. Anna Albrecht etwa mahnt am Mikrofon zu einem umweltbewussten Umgang mit Smartphone und Co. Melanie Butz übt Kritik an den vielen Elterntaxis und wirbt fürs Fahrrad und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Da sollten auch die Lehrer mit gutem Beispiel voran gehen.

Jonathan Dom ist es dann, der den Finger in die Wunde legt. Er thematisiert die Angst vor Sanktionen, für jene, die sich an der Klimademo während der Schulzeit beteiligen. So habe das Organisations-Team einen Brief an sämtliche Rektoren und Schulleiter der Rottweiler Schulen verfasst. "Und gerade einmal ein Rektor hat es für nötig gehalten, sich in irgendeiner Weise zu äußern", sagt Jonathan und erklärt: "Die streikenden Schüler setzen sich für die Zukunft ein."

Auf die selbe Reaktion stoßen die Demonstranten auch vor dem Alten Rathaus. Aus diesem kommt nämlich keine. "Ich finde das nicht in Ordnung, dass sich niemand von der Stadtverwaltung zeigt", sagt ein Passant. Das kritisiert auch Jonathan Dom. Wenngleich das nicht ganz richtig ist, denn am Rande schaut sich neben FDP-Landtagsabgeordnetem Daniel Karrais und GHV-Vorsitzendem Detlev Maier auch der städtische Wirtschaftsförderer André Lomsky die Kundgebung an.

Eine Einladung der Stadtverwaltung an die Organisatoren der Demonstration, die auch unsere Redaktion kurz vor der Fridays-for-Future-Demo per Mail erreicht, wird allerdings nicht persönlich ausgesprochen. "Wir haben diese Mail bekommen und werden natürlich teilnehmen", sagt Anna nach der Demo. Die Stadt lädt die jungen Aktivisten für Mittwoch, 8. Mai, zu einer Diskussion ins Rathaus ein. Dort sollen sie die Möglichkeit bekommen, ihre Anliegen dem Gemeinderat zu präsentieren.

Obwohl – so ganz unbeobachtet blieben die Demonstranten dann doch nicht. Eine Gruppe junger Müllsammler geriet dem städtischen Pressesprecher vor die Kameralinse. Die Hinterlassenschaft manches Demoteilnehmers im Stadtgraben und in der oberen Hauptstraße hatte zuletzt für Diskussionen, nicht nur unter unseren Lesern, gesorgt. Tobias Hermann jedenfalls lobt: "Der Platz vor dem Alten Rathaus dürfte nach der Demo vermutlich sogar etwas sauberer als vorher gewesen sein."