Ausstellung: Verein Ehemalige Synagoge erinnert an Pogrom

Rottweil. Im Alten Rathaus wurde die Ausstellung "Vom Schutzjuden zum Rottweiler Bürger" eröffnet. Sie thematisiert die Entstehung und Entwicklung der zweiten jüdischen Gemeinde in Rottweil. Der Verein Ehemalige Synagoge Rottweil hat die Ausstellung erarbeitet aus Anlass des 80. Jahrestages der Reichspogromnacht.

Kulturamtsleiter Marco Schaffert bezeichnete in seiner Begrüßung die Ausstellung als einen Beitrag zur Rottweiler Erinnerungskultur. Er verwies auf die Stätten jüdischen Lebens in Rottweil und würdigte etwa das Wirken des Arbeitskreises um Werner Kessl oder die Forschungen von Winfried Hecht.

Die Historikerin und stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Gisela Roming, erläuterte in ihrem Vortrag die Konzeption der Ausstellung: Das Alte Rathaus sei selbst Teil der Erinnerungskultur, denn im frühen 19. Jahrhundert hätten die Stadträte mit allen Mitteln versucht, den Zuzug von Juden abzuwehren. Später hätten hier Vollstrecker der NS-Politik gesessen. Die Ausstellung mache deutlich, welch hohes Gut das Bürgerrecht der Stadt für die Juden darstellte, wie beharrlich die Gründerväter der jüdischen Gemeinde gegen Abweisungen seitens des Magistrats kämpften.

Im Obergeschoss sind gegenüber dem Wandgemälde mit den Namen der Gefallenen des Ersten Weltkriegs zwei Ehrentafeln zu sehen. Darauf sind die Namen der Kriegsteilnehmer und Gefallenen aufgeführt, die sich als deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens für das Vaterland eingesetzt haben. Damit ist der letzte Aspekt der Ausstellung thematisiert: Die Nachbildungen dieser Tafeln sind ebenso zerbrochen wie Mobiliar und Harmonium – Symbole für die Zerstörung der Inneneinrichtung des Betsaals am 9. November 1938.

An den Schluss ihres Vortrags stellte Gisela Roming ein Beispiel menschlicher Größe. Das in der Eingangsvitrine ausgestellte Gemälde des Mandeltors in Jerusalem ist ein Geschenk an die Stadt von der Künstlerin Sofie Manneberg, die 1920 in Rottweil geboren wurde und 1935 Rottweil verlassen musste.

Inna Daisel fügte der Ausstellungseröffnung mit ihren Liedvorträgen eine weitere Dimension jüdischer Kultur hinzu.  Die Ausstellung ist bis zum 6. September zu besichtigen. Donnerstags um 17 Uhr wird eine Führung angeboten (keine Anmeldung erforderlich).