Chicko wartet seit fast zwei Jahren auf ein neues Zuhause. Sein Spitzname: "Schmusekälbchen". Foto: Tierheim Rottweil

Rottweiler verlor Rute in verbotener Kupierungsprozedur. Kein Familienhund. Neue Halter sollten Erfahrung haben.

Kreis Rottweil - Er ist schmusebedürftig, sitzt auch gern mal auf dem Sofa gemütlich mit dazu – doch das Sofa muss groß sein: Rottweilerhund "Chicko" wiegt stattliche 50 Kilogramm und wird im Rottweiler Tierheim deshalb liebevoll das "Schmusekälbchen" genannt. Dass er nun schon fast zwei Jahre lang im Tierheim vergeblich auf ein neues Zuhause wartet, bricht den Betreuerinnen das Herz. Sie hoffen, dass "Chicko" ähnlich wie Sorgenkind "Agent K." und andere, die wir an dieser Stelle vorgestellt haben, erfolgreich vermittelt werden kann.

Rute in schmerzhafter Prozedur kupiert

Der stattliche Rottweilerhund ist sieben Jahre alt und hat einen polnischen Pass, er kam als Welpe aus Polen nach Deutschland. Wie sein Weg letztlich ins Tierheim Rottweil führte, kann nicht mehr genau nachvollzogen werden. Klar ist jedoch, dass der Hund schon einiges erleiden musste. Ihm fehlt seine Rute. Diese wurde kupiert. Bei diesem Eingriff wird die Haut zirkulär mit einem Skalpell eingeschnitten und zurückgezogen und der Schwanz wird zwischen den Wirbeln abgeschnitten. Eine Tortur, die seit 1998 in Deutschland verboten ist und gegen das Tierschutzgesetz verstößt. "Das ist tierschutzwidrig und strafbar, wenn keine medizinische Indikation vorliegt", erklärt Karen Fischer vom Tierheim. Bei Chicko sei der damalige Besitzer dafür extra ins Ausland gefahren.

Der kupierte Schwanz benachteiligt das Tier nun in Gesten wie der Verständigung und schränkt ihn auch beim Laufen durch Kurven oder beim Springen ein. Und Karen Fischer weiß, dass die "einschüchternde Optik" von Chicko und sein Gewicht von fast 50 Kilogramm viele abschrecken.

Formel für Halter: Hundegewicht mal zwei

Klar ist: Was die Gewichtsklasse angeht, muss das neue Herrchen Chicko deutlich übertrumpfen. "Man sagt, das Hundegewicht mal zwei ist optimal", sagt eine der Tierheim-Mitarbeiterinnen. Denn wenn Chicko sich richtig in die Leine hängt, dann "fliegen" seine Betreuerinnen förmlich hinterher.

Und es sollte ein erfahrenes Herrchen sein, was den Umgang mit Hunden angeht. Grundgehorsam sei bei Chicko absolut vorhanden, aber beschäftigen müsse man sich schon mit ihm. Andere Hunde findet er nicht so toll – und Fahrräder findet er manchmal ziemlich doof. Die Pfleger vom Tierheim werden ihn außerdem nicht an Familien mit Kindern vermitteln.

"Einen starken Freund zu finden, der ihn mit all seinen Fehlern nimmt und auch die nötige Kraft mitbringt, falls er Faxen machen will, das wäre sein größtes Glück", sagt Karen Fischer. Und auch wenn Chicko zu Beginn seiner Zeit im Tierheim sehr misstrauisch gewesen sei, mache er nun seinem Spitznamen "Schmuskälbchen" wirklich alle Ehre.

Weitere Informationen: Tierheim Rottweil, Telefon 0741/1 39 59, Mail: info@ tierschutzverein-rottweil.de