Eine große Waffenausstellung, wie hier im Museum in Suhl, wird es in Rottweil nicht geben. Der Gemeinderat hat der Rückgabe der Seemann-Schenkung über mehr als 1000 Schuss-, Hieb- und Stichwaffen zugestimmt.Foto: Reichel Foto: Schwarzwälder Bote

Rückzieher: Auch Gemeinderat spricht sich für Rückgabe der Seemann-Sammlung aus / Der Bezug fehlt

Mit Geschenken ist es so eine Sache. Die Freude ist im ersten Moment groß – bei näherem Hinsehen kann sich das Präsent aber auch als unpassend erweisen. Dass dies bei der Schenkung der Waffensammlung von Peter Seemann an die Stadt der Fall ist, gestand sich jetzt auch der Gemeinderat ein.

Rottweil. Das Sprichwort vom "Geschenkten Gaul", dem man in diesem Fall glücklicherweise doch gründlich ins Maul geschaut habe, kam in der Sitzung am Mittwochabend gleich mehrfach zur Sprache. Quer über alle Fraktionen hinweg machte sich geradezu Erleichterung breit, dass dieses schwere Erbe von Peter Seemann nun doch nicht angetreten werden muss. Der Waffennarr, der 2016 verstorben ist, hatte der Stadt seine Sammlung mit mehr als 1000 Exemplaren vermacht. Diese, so die Bedingung, müsse die Waffen innerhalb einer Frist – die nach einer Verlängerung nun noch bis September 2021 läuft – öffentlich ausstellen.

Die Verwaltung hatte nach mehrjähriger fachlicher Prüfung und Einordnung der Waffen nun überraschend den Vorstoß gemacht, die Schenkung zurückzugeben (wir berichteten).

"Bei Licht betrachtet geht der Bezug der Sammlung zu Rottweil gegen Null", fasste Oberbürgermeister Ralf Broß das Ergebnis der aufwendigen Prüfung, Inventarisierung und waffenrechtlichen Einordnung der Exponate zusammen. Dabei wisse er, dass die Sammlung Seemann für die Historische Bürgerwehr – einige Vertreter waren in der Sitzung dabei – ein ganz besondere Bedeutung habe. Seemann sei ein "Sammler mit Leidenschaft" gewesen. Doch die Stadt sei nicht Sammler, sie sei Museumsträger. Und museal, das hat sich jetzt gezeigt, passt es einfach nicht.

Bis zuletzt habe man gehofft, auf mehr zu stoßen, doch nur bei vier von mehr als 1000 Waffen lasse sich ein Bezug zu Rottweil herstellen, so Museumsleiterin Martina Meyr. Das sei zu wenig in Anbetracht der Folgekosten für die Präsentation, das erforderliche Personal und die Sicherheitseinrichtungen. Ganz abgesehen davon, dass man momentan gar nicht weiß, wohin damit. Die künftige Ausrichtung und der Standort des Stadtmuseums wären eng an die Sammlung verknüpft gewesen. Übersetzt: Eine riesige Waffensammlung unter allen erforderlichen Vorgaben zu lagern und auszustellen – das wäre für die Neukonzeptionierung schlicht ein Klotz am Bein gewesen.

"Ich bin der Verwaltung dankbar, dass noch rechtzeitig die Reißleine gezogen wurde", so Karl-Heinz Weiss von den Freien Wählern. Man sei zunächst von der Sammlung "erschlagen" gewesen, erinnerte Günter Posselt (CDU). Jetzt wisse man mehr. Die Sammlung sei für die Stadt doch nicht in dem Maße historisch von Bedeutung, wie erwartet. Bei den Grünen, so Ingeborg Gekle-Maier, sei man mehrheitlich der Meinung, dass die Rückgabe nicht zuletzt in Verantwortung für die Finanzen der Stadt unabdingbar ist.

Auch Gerhard Aden (FDP) räumte ein, dass er seine Meinung ändern musste. "Erst dachte ich, das ist ne tolle Nummer." Nun habe sich das Geschenk als belastend herausgestellt. Niemand fahre nach Rottweil, um sich Waffen anzusehen – das sei vielleicht eher was für Oberndorf. "Wir haben zu viele andere interessante Dinge."

Auch Arved Sassnick (SPD+FFR) glaubt nicht, dass es in Rottweil so viele "waffenaffine" Besucher gibt. Reimond Hoffmann (AfD) sah dagegen in der Sammlung Potenzial für die Stadt und stimmte als einziger gegen die Rückgabe. Hubert Nowack (Grüne) enthielt sich.

Fachbereichsleiter Marco Schaffert betonte, es gehe mit diesem Beschluss keineswegs darum, die Sammlung schlecht zu machen oder sie nicht zu würdigen. Er und OB Broß berichteten von einem Gespräch mit dem Bruder des Sammlers, Walter Seemann, bei dem man auf "große Akzeptanz" für die Entscheidung gestoßen sei. Dieser sei bereits dabei sich Gedanken zu machen, wie und wo es mit der Sammlung weitergehen kann.

Mehr als 1000 Waffen suchen nun einen adäquaten Platz. In der Rottweiler Museumslandschaft gibt es ihn nicht.