VHS-Dozentin Katsuko Schuster ist ebenso wie die Kursteilnehmer mit viel Spaß im Japanisch-Unterricht dabei. Foto: Seiss Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Ostasiatische Sprachen erfreuen sich besonderer Beliebtheit / Mangas und Anime Gründe dafür

Heidi, Nintendo und Sushi haben eines gemeinsam: Sie stammen aus Japan. Anime-Serien sowie kulinarische Leckerbissen erfreuen sich hierzulande immer größerer Beliebtheit. Mitunter deshalb ist auch an der VHS ein Trend zu erkennen.

Rottweil. Schon vor dem Unterricht löchern die Kursteilnehmer des Japanisch-Anfängerkurses VHS-Dozentin Katsuko Schuster mit Fragen zu Land und Leuten. "Die Kirschblütenzeit ist die schönste Zeit in Japan", schwärmt die gebürtige Tokioterin auf die Frage, zu welcher Zeit eine Reise nach Japan besonders empfehlenswert sei.

Urlaubspläne für die Inselnation im Pazifik sind einer von vielen Beweggründen der Kursteilnehmer. "Das ist meine fünfte Fremdsprache", erzählt eine junge Frau. Sowohl die Sprache als auch die Kultur hätten sie schon immer interessiert. Ähnlich geht es einer weiteren Frau, die in der vorderen Reihe sitzt. "Durch Mangas und Animes war der Bezug zu Japan da." Sie arbeitet als Übersetzerin und ergänzt: "Japanisch wäre eine nicht uninteressante Sprache für meinen Beruf." Zwei Kursteilnehmer, die an diesem Abend nicht da sind, arbeiten bei einer japanischen Firma, weiß Schuster. "Interessanterweise begeistern sich immer mehr junge Menschen für die japanische Sprache und die japanische Kultur", berichtet sie ihre Erfahrungen, die sie unter anderem als Dozentin im Zollernalbkreis sammelte.

Wie der Leiter der VHS, Andreas Frankenhauser, erklärt, seien die meisten Sprachen derzeit auf Wachstumskurs. Insgesamt 26 Sprachen bietet die Bildungseinrichtung in Rottweil an. Auch selten gelernte Sprachen, davon hat die VHS 21 im Angebot, hätten inzwischen ein ziemliches Gewicht. "Von Albanisch bis Ungarisch ist alles dabei."

Während mit der Flüchtlingswelle das Interesse an Arabisch-Kursen extrem wuchs, erleben derzeit ostasiatische Sprachen wie Japanisch, Chinesisch und Koreanisch einen Boom. Sie stellen mit sieben angebotenen Kursen einen neuen Höchstwert auf, sagt Frankenhauser.

Populär wurden sie insbesondere durch Mangas und Animes, die vor allem junge Europäer den Zugang zur japanischen Sprache suchen lassen, schildern der VHS-Leiter und die Japanisch-Dozentin. Auch kulinarisch gebe es immer mehr Speisen, die den Weg hierher finden. Schuster nennt als Beispiel das Sushi. "Der Boom der ostasiatischen Sprachen war so nicht vorherzusehen", erklärt der VHS-Leiter. Er fügt hinzu: "Diese Konjunkturen kann man oft nicht erklären."

Obwohl der Kurs noch am Anfang steht, wird schon viel Japanisch gesprochen. Katsuko Schuster stellt eine Frage. Die Kursteilnehmer antworten. Auch Rollenspiele, in denen Dialoge vorgelesen werden, sind Bestandteil des Unterrichts. Neben der Sprache an sich, bringt Schuster den Teilnehmern Hiragana und Katakana, die Schriftzeichen sowie die Kultur näher. Sie findet: "Die Schriftzeichen muss man lernen, Grammatik und Aussprache sind leichter als im Deutschen."

An der Tafel versuchen sich zwei junge Frauen an den Schriftzeichen "sa" und "ke". Schuster weist darauf hin, dass die Betonung des Wortes "sake" darüber entscheidet, ob es sich um den bekannten Reiswein oder um den Lachs handle. Nach lehrreichen eineinhalb Stunden ist es Zeit, "sayõnara" zu sagen. Schuster verabschiedet sich von ihrem Anfängerkurs. "Wir hoffen, dass wir diesen hohen Stand an angebotenen Kursen auch in Zukunft halten können", blickt Frankenhauser zuversichtlich in die Zukunft. Möglicherweise erlebt dann bald eine andere Sprache ihren Aufschwung.

Zur Person: Katsuko Schuster kam vor mehr als 30 Jahren aus der japanischen Hauptstadt Tokio nach Deutschland. Sie freut sich über das wachsende Interesse an ihrer Muttersprache und der japanischen Kultur. Alle zwei bis drei Jahre besucht sie ihre Schwester und andere Verwandte in Tokio. Die Zeit in Japan nutzt sie dann auch, um Kulturreisen zu unternehmen und das Land zu erkunden.