Finden nicht immer den Zugang zueinander: BI-Chef Henry Rauner (links) und OB Ralf Broß im Eingang des Kapuziners. Foto: SB-Archiv

Kapuziner-Spende schlägt Wellen. Bürgerinitiative fühlt sich angegriffen. OB lobt und kritisiert.

Rottweil - Die Reaktion auf unsere Berichterstattung über die Spende der Bürgerinitiative (BI) Kapuziner an die Stadt folgt auf den Fuß. Die BI fühlt sich und ihr Engagement falsch dargestellt und kritisiert die Stadtverwaltung. Und überhaupt: Zahlen und Schlussfolgerungen seien falsch.

Henry Rauner ist erbost. Der Vorsitzende der BI beschwert sich in einer E-Mail an Oberbürgermeister Ralf Broß über die Darstellung der Spende und die erbrachten Arbeitsleistungen der Kapuziner-Initiative in der Ausschusssitzung. Er kündigt an, sein künftiges ehrenamtliches Engagement zu überdenken.

Der Kassierer der BI, Hans-Peter Faißt, verschafft sich in einem Leserbrief im Schwarzwälder Boten Luft. Faißt äußert darin, die genannten Zahlen und Schlussfolgerungen seien "schlichtweg falsch". Die Mitglieder der BI hätten in den vergangenen sechs Jahren mehr als 350.000 Euro erwirtschaftet. Nachträgliche Kosten ordnet er "Planungsfehlern, Vergabeversäumnissen beziehungsweise fehlenden Haushaltsansätzen für notwendige Einrichtungen" zu. Faißt stand früher an der Spitze der Bauverwaltung. Er machte im September 2006 Thomas Burzan Platz, der inzwischen die Verwaltung verlassen hat.

"Es gibt keine Planungsfehler"

Oberbürgermeister Ralf Broß weist die Kritik an der Verwaltung in einem Brief an Rauner und in einer Stellungnahme für den Schwarzwälder Boten zurück: "Es gibt keine Planungsfehler. Die von Herrn Rauner angesprochenen ›Planungsdefizite‹ beziehen sich auf Einrichtungs- und Ausstattungsgegenstände, die für den Betrieb des Kapuziners laut Bürgerinitiative benötigt werden. Die Notwendigkeit dieser Einrichtungsgegenstände zeigte sich erst im Rahmen des laufenden Betriebs. Sie konnten daher auch in der Ursprungsplanung nicht enthalten sein."

Einerseits lobt Broß das Engagement der BI. Sie habe viel geleistet und durch das Engagement von Rauner und der BI sei der Kapuziner das geworden, was er heute ist. Andererseits verhehlt Broß nicht, dass ihm lieber gewesen wäre, er wäre rechtzeitig informiert worden, dass die BI den Barzuschuss nicht in vollem Umfang leisten könne.

Über die Spende der BI, die Teil der Finanzierung des 7,8-Millionen-Euro-Projekts ist, wurde seit geraumer Zeit in der Stadt gesprochen. Zu Beginn des Jahres hat Rauner dem OB symbolisch einen großen Scheck in Höhe von 300.000 Euro überreicht. Danach meldete sich Rauner mit unterschiedlichen Angaben zur Summe in der Öffentlichkeit. Im Januar, bei der Eröffnung des sanierten früheren Klosters, waren es 248.000 Euro, die bereits zusammengekommen seien. Auf der siebten ordentlichen Mitgliederversammlung Ende Mai berichtete er, über einen Betrag von 288.000 zu verfügen.

Jetzt, als die Stadtverwaltung aus haushalterischen Gründen auf die Übergabe der Geldspende drängte, waren es zunächst 160.000 Euro, Tage später wurde die Summe um 20.000 auf 180.000 Euro nach oben korrigiert. In der Vorlage der Verwaltung für den Ausschuss werden darüber hinaus Eigenleistungen der BI in Höhe von knapp 134.000 Euro erwähnt, die die Stadtverwaltung aber nur zu einem Teil buchhalterisch akzeptiert (wir berichteten).

Im Ausschuss selbst fiel kein kritisches Wort über den Vorgang, der den Haushalt mit 146.000 Euro zusätzlich belastet. CDU-Fraktionschef Adelbert Hugger spielte ihn als einen rein formalen Vorgang herunter.