Nur drei Schauspieler stehen auf der Zimmertheater-Bühne. Zwei davon (Lukas Kientzler und Nora Kühnlein) schlüpfen immer wieder in verschiedene Rollen, werden vom Christen zum Muslim, vom Ränkeschmied und Verführer zu dem, der Hilfe und nach dem richtigen Weg sucht. Und es scheint so schwer, diesen zu finden. Immer wieder fühlt der Zuschauer mit einer Person mit, um sich kurz darauf wieder von ihr abzuwenden. Gut und böse, richtig und falsch liegen eng beieinander. Nur Nathan (Meinolf Steiner) bleibt derselbe, ist wie ein Licht in dunkler Nacht und lenkt die Zwiegespaltenen so, dass sie selbst zur Erkenntnis gelangen.
Drei Menschen, drei Religionen, drei Ideologien, ein Kampf um der Wahrheit letzter Schluss. Nur liegt die darin, dass die drei gar nicht so verschieden, sondern vielmehr verwandt und Teil eines Ganzen sind.
Um das zu verdeutlichen, braucht es vor allem Worte ohne viel Beiwerk. Ein schwarzer Raum, ein Holztisch in der Mitte und drei Stühle, zwischen denen sitzend sich die Schauspieler bisweilen finden – es ist ein Stück, das sich nicht auf Requisiten oder prächtige Kostüme stützt. Die würden von dem ablenken, was ihm seine Bedeutung verleiht: von der Energie der hervorragenden Schauspieler, die Zerrissenheit und den Strudel aus Gedanken so authentisch auf die Bühne bringen, von den eindrücklichen Dialogen und der Botschaft. Auch die komödiantischen Elemente sind so fein eingestreut, dass das Ganze nicht plump wirkt.
Die Musik, live dargeboten von Dorin Grama, ist nur selten dominant. Vielmehr untermalt sie die Handlung, akzentuiert, will auch mal überschäumen, aber nimmt sich dann so plötzlich zurück, dass dem Zuschauer die Ernsthaftigkeit unvermittelt vor Augen geführt wird.
So ist das Stück des Zimmertheaters unter der Regie von Peter Staatsmann keines, von dem sich der Zuschauer sanft berieseln lassen kann. Vielmehr ist es so vielschichtig und eindrücklich, dass es auch lange nach Ende der Aufführung noch beschäftigt und die Frage aufwirft, ob man seit Lessings Plädoyer für Toleranz auch nur einen Schritt weiter gekommen ist.
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