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Drei neue stationäre Blitzer geplant. Sieben Gemeinden "gehen leer aus".

Kreis Rottweil - Fuß vom Gas, sonst wird es teuer – zumindest in Aichhalden, Seedorf und Eschbronn. Dort sollen stationäre Blitzer installiert werden. 28 Standortvorschläge von zehn Kreisgemeinden sind beim Landratsamt eingegangen.

Die konsequente Geschwindigkeitsüberwachung zeigt Wirkung – zumindest ist das Landratsamt davon überzeugt. Eine Ausweitung war deshalb Thema in der Sitzung des Verwaltungsausschusses im Kreistag.

Aus dem Verkehrsjahresbericht 2018 des Polizeipräsidiums Tuttlingen gehe hervor, dass es bei Unfällen, die durch nicht angepasste Geschwindigkeit eintreten, oft zu den meisten Verletzten kommt. Vergangenes Jahr hätten sich die Geschwindigkeitsunfälle reduziert, nachdem sie 2017 angestiegen waren.

Mit Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit im Kreis Rottweil habe man bereits 2012 begonnen, indem man die mobile Überwachung insbesondere innerorts ausgedehnt habe. Laut Straßenverkehrsamtsleiter Manuel Euchner wird die Geschwindigkeit – neben der mobilen Überwachung – mit 15 stationären Anlagen überprüft.

Neun Standorte werden mit der Messschleifentechnik betrieben: Dunningen (Schramberger Straße), Epfendorf (Adenauer Straße), Schenkenzell (Ortseingang aus Richtung Alpirsbach), Sulz (Montendre Straße), Sulz-Fischingen (Neckartalstraße), Wellendingen (Schömberger Straße), Deißlingen (Niedereschacher Straße), Oberndorf-Beffendorf (Schramberger Straße) und Sulz-Hopfau (Glatttalstraße).

2015 wurden neue Anlagen mit lasergesteuerter Messtechnik im Kreisgebiet installiert: in Deißlingen-Lauffen (Hauptstraße), Epfendorf-Talhausen (Rottweiler Straße), Fluorn-Winzeln (Rottweiler Straße), Oberndorf-Bochingen (Balinger Straße), Schiltach-Hinterlehengericht (Ortsmitte), Schiltach-Vorderlehengericht (Ortseingang Richtung Wolfach). Damit kann in beide Fahrtrichtungen gemessen werden.

Geschwindigkeit und Menge spielen eine Rolle

Vergangenes Jahr habe man nun mögliche Standorte für weitere Blitzer abgefragt. Zehn Städte und Gemeinden schlugen insgesamt 28 Standorte vor. Diese wurden von der Bußgeldstelle in Zusammenarbeit mit der Unteren Straßenverkehrsbehörde und dem Polizeipräsidium Tuttlingen unter verschiedenen Gesichtspunkten geprüft.

Zu den Kriterien zählte zum einen der V85-Wert, der die Geschwindigkeit angibt, die von 85 Prozent der gemessenen Fahrer eingehalten wird. Zudem war der durchschnittliche tägliche Verkehr ebenso ausschlaggebend wie das Vorhandensein besonderer Gefahrenstellen und Unfallschwerpunkte.

Die Auswertung ergab als Standort zunächst die Sulgener Straße in Aichhalden (Höchstgeschwindigkeit 50 Stundenkilometer). Dort seien täglich 4700 Fahrzeuge unterwegs. Der V85-Wert liege bei 60 Stundenkilometern. Dort gebe es Querungen im Bereich des Lebensmittelmarktes sowie im Schulwegeplan.

In Dunningen-Seedorf ist ein Blitzer in der Freudenstädter Straße geplant. Dort sind täglich 5500 Verkehrsteilnehmer unterwegs. Der V85-Wert liegt bei 59 Stundenkilometern statt der vorgeschriebenen 50. Gefährlich ist die Stelle laut Verkehrsbehörde wegen der Radroutenquerung, der Bushaltestelle mit Querungsstelle im Schulwegeplan und die Bäckerei.

Die dritte Radarfalle wird in der Hardter Straße in Mariazell installiert. 2250 Fahrzeuge sind dort täglich unterwegs bei einem V85-Wert von 65 Stundenkilometern, wohl bedingt durch den längeren, abschüssigen Straßenabschnitt mit einseitiger Bebauung.

220.000 Euro sind im Haushalt 2019 für die Geschwindigkeitsmessanlagen eingeplant. Das Angebot vom bisherigen Anbieter Vitronic liege bei 205.522 Euro, informierte Euchner. Für die Gemeinden werde mit 5000 Euro für den Stromanschluss und etwa 60 Euro jährlich für den Strom gerechnet. Die endgültigen Standorte würden bei einer Verkehrsschau bestimmt. Durch die zusätzlichen Anlagen sei mit einer Erhöhung der Fallzahlen zu rechnen. Dennoch könne man davon ausgehen, dass der erhöhte Arbeitsanfall mit dem derzeitigen Personal "gerade noch bewältigt werden" könne.

Die Vorschläge der Verwaltung trafen nicht überall auf Zustimmung. Dornhans Bürgermeister Markus Huber übte Kritik. "Ich hätte mehr Transparenz erwartet. Ich würde gern die Gründe wissen, warum andere Standorte nicht berücksichtigt werden", wünschte er sich eine genaue Aufschlüsselung der Bewertung. Schließlich müsse man die Entscheidung auch nach außen hin vertreten.

Das Auswahlverfahren sei sehr komplex, meinte Martina Bitzer, Dezernentin im Bereich Öffentliche Sicherheit, Verkehr und Recht, daraufhin. Kaum ein Standort habe alle Kriterien erfüllt. Sie könne den Gemeinden aber die Begründung zukommen lassen. "Um anständig diskutieren zu können, braucht man eine Tabelle", machte Huber seinen Standpunkt deutlich. Die Auswahl der Standorte, griff Landrat Wolf-Rüdiger Michel ein, sei Sache der Verkehrsbehörde. Für den Ausschuss seien die Kosten relevant.

Weiteres Aufrüsten bei der Überwachung nötig?

Gerhard Aden (FDP) stellte die Notwendigkeit der Investition an sich in Frage und deutete an, dass er hinter den zusätzlichen Blitzern ein wirtschaftliches Interesse vermutet. "Die Überwachung findet ja schon statt. Ist ein weiteres Aufrüsten nötig?", fragte er. Viele Gemeinden seien an das Landratsamt herangetreten, entgegnete Michel. Man komme nur einem Wunsch nach. "Es geht nicht ums Geld, sondern um Verkehrssicherheit", betonte er zudem.

Wellendingens Bürgermeister Thomas Albrecht meinte, wer den Blitzer kenne, der gehe doch ohnehin nur kurz vom Gas runter, um danach wieder drauf zu drücken. "Das mag sein, aber wenn dann zumindest im Bereich der Querungsstelle Schulweg langsam gefahren wird, dann ist das schon was", so Michel. Dem Vorschlag der Verwaltung wurde bei ein paar Gegenstimmen und Enthaltungen zugestimmt.