Amtsinhaber Ralf Broß ist einziger Kandidat für die OB-Wahl in Rottweil. Foto: Graner

Wahlen: In vier Städten bestimmen die Bürger am Sonntag den Rathauschef.

Rottweil/Pforzheim/Sindelfingen/Schwäbisch Gmünd - Sonntag ist Wahltag – und das gleich in vier Kommunen im Südwesten. In Rottweil, Pforzheim, Sindelfingen und Schwäbisch Gmünd sind die Bürger aufgerufen, den Oberbürgermeister zu bestimmen.

Am einfachsten dürfte es Ralf Broß in Rottweil haben. Der 50-jährige parteilose Oberbürgermeister ist der einzige Bewerber. Nach den ersten acht Jahren an der Spitze der Kommunalverwaltung kandidiert er erneut.

Es ist nicht das erste und nicht das letzte Mal in diesem Jahr, dass die Bürger der ältesten Stadt des Landes an den Wahlurnen ihre Meinung kundtun sollen. Erst Mitte März haben sie sich in einem Bürgerentscheid für ein Hängebrückenprojekt ausgesprochen, jetzt geht es um den Posten des Oberbürgermeisters, und im September steht dann die Bundestagswahl an.

Es ist in Rottweil ein Wahlkampf auf Sparflamme. Für Broß läuft es – nicht nur, weil ein zweiter Bewerber seine Kandidatur noch vor Ablauf der Frist zurückgezogen hat. Broß kann auf seine Erfolge mit bemerkenswerten Projekten und in Sachen Bürgerbeteiligung verweisen, um die ihn in der Region viele Kommunen beneiden: der Aufzugs-Testturm von Thyssenkrupp mit der höchsten Besucherplattform Deutschlands, bald die längste Fußgänger-Hängebrücke Europas und die positive Entscheidung zum Neubau des Großgefängnisses durch das Land. "Der Mann, der Großprojekte möglich macht" hieß es denn auch in einem Medienbericht über den Rathauschef in der knapp 25 000 Einwohner zählenden Stadt. Entsprechend stolz sind die Rottweiler, und Broß kann auf breiten Rückhalt in der Bevölkerung bauen. Gradmesser wird deshalb am Sonntag die Wahlbeteiligung sein.

In Pforzheim dagegen treten vier Bewerber um den OB-Sessel an – darunter der Amtsinhaber Gert Hager (52). Der Sozialdemokrat steht seit 2009 an der Spitze der rund 123 000-Einwohner-Stadt am Nordrand des Schwarzwaldes. Die gern als "Goldstadt" bezeichnete Kommune kämpft gegen allerlei Makel: 6,5 Prozent Arbeitslosenquote, rund 312 Millionen Euro Schulden, 650 fehlende Plätze für die Kinderbetreuung, Verkehrsprobleme. Für negative Schlagzeilen sorgte zudem die AfD, die bei der Landtagswahl 2016 24,2 Prozent und ein Direktmandat holte.

Epfendorfer mit guten Chancen

Als Hagers ernsthaftester Herausforderer gilt der Christdemokrat Peter Boch. Der 37-Jährige ist seit 2011 Bürgermeister in Epfendorf (Kreis Rottweil) – damals ließ der Neuling den Amtsinhaber hinter sich. Eigentlich strebte Boch eine Karriere als Balletttänzer an und besuchte die John-Cranko-Schule in Stuttgart. Wegen einer Verletzung musste er indes mit 17 Jahren den Tänzer-Traum begraben und wechselte zur Polizei. Dort war er unter anderem im Personenschutzkommando aktiv, das auch auf den aus Pforzheim stammenden Ministerpräsidenten Stefan Mappus (CDU) ein Auge hatte.

Als wenig chancenreich stufen Beobachter die beiden weiteren Bewerber ein: Andreas Kubisch (56), einst stellvertretender Vorsitzender des Gesamtelternbeirats Pforzheim, und Dimitrij Walter (34), aus Moskau stammender Russlanddeutscher. Walter glänzte aber mit der originellsten Wahlkampfidee: Nachdem die Bahn alle Toiletten im Hauptbahnhof geschlossen hatte, ließ er auf eigene Kosten vor dem Gebäude ein Dixi-Klo aufstellen.

Mit nur einem Herausforderer sieht sich Amtsinhaber Richard Arnold (58, CDU) in Schwäbisch Gmünd (Ostalbkeis) konfrontiert. Dem Designer Rudolf M. Scheffold werden indes keine Erfolgsaussichten eingeräumt.

Auch in der knapp 64 000-Einwohner-Stadt Sindelfingen (Kreis Böblingen) tritt der amtierende OB erneut an: Bernd Vöhringer (48). Der Christdemokrat muss sich der Jauch-Gewinnerin Friedhild Miller erwehren. Die Familienpflegerin wurde durch ihren Auftritt in der Sendung "Wer wird Millionär" bekannt, wo sie 32 000 Euro einstrich.