Roland Eckhardt, Matthäus Reiser und Christian Kienzel (von links) vor der neuen Kammerer-Installation im Treppenaufgang. Foto: Alt Foto: Schwarzwälder Bote

Sanierung: Nach dem Umbau präsentiert sich der neue Kreissparkassensitz modern und durchdacht /Baukosten von 25 Millionen Euro

Von Alexandra Alt

Bunte Kojen als Rückzuginseln, Arbeiten auf dem Sofa oder Besprechungen in bunten Kuben. Die Mitarbeiter am Kreissparkassen-Hauptsitz in der Rottweiler Königsstraße dürften sich nach dem Umbau ein wenig wie im Silicon Valley fühlen. Dafür hat der Vorstand auch tief in die Tasche gegriffen.

Rottweil. Schon allein die Kundenhalle ist ein Hingucker. Adrette Damen kümmern sich an einer riesigen, nierenförmigen Empfangstheke um die Kunden. Speziell für die Kreissparkasse designte Beratungstische sorgen in den Beratungszimmern für einen völlig neuen Kundenkontakt. "Beratungserlebnis", nennt das Vorstandsmitglied Christian Kinzel. Und in den neuen Großraumbüros sorgt ein durchdachtes an den Arbeitsabläufen orientiertes Raum- und Möblierungskonzept mit Besprechungskuben, Rückzugskojen und Co. für ein Arbeiten, wie man es sich bei namhaften Firmen wie Google oder Yahoo vorstellt – und das mitten in Rottweil.

Dem Vorstandsteam der Kreissparkasse Rottweil um den Vorsitzenden Matthäus Reiser, Roland Eckhardt und Christian Kinzel ist mit dem Umbau des aus den 70ern stammenden Verwaltungsteils ein Coup gelungen. Der Stolz ist den dreien beim Pressegespräch deutlich anzumerken. Und das nicht nur, weil die Ausstattung mit so vielen Finessen aufwarten kann, sondern weil die umfangreiche Planung und manchmal auch nervenaufreibende Umsetzung am Ende eine Punktlandung waren. 25  Millionen Euro wurden investiert, die Bauzeit sogar unterschritten. "Wir wollten am 15. November betriebsbereit sein und haben bereits am 11. November für unsere Kunden geöffnet", sagt Reiser stolz.

Hinter ihm und seinen Vorstandskollegen liegen vier arbeitsintensive Jahre, in denen das Ausweichquartier in der Marienstraße für die Zeit des Umbaus erst einmal bankenfit gemacht werden und der Umbau und die Erweiterung des Hauptstandorts an der Königsstraße bis ins kleinste Detail durchdacht werden mussten. "Das Gebäude wurde von innen nach außen geplant. Uns war es wichtig, dass dabei der Mensch im Mittelpunkt steht – der Mitarbeiter und der Kunde", fasst Reiser zusammen. Und: Der Neubau sollte zum bestehenden Baukörper passen, eine Einheit bilden. "Die Architekten mussten dabei erst einmal erfahren – wie funktioniert Bank überhaupt", erklärt Reiser. Da sei auch die Mitarbeit der Angestellten – immerhin 150 im Gebäude – gefragt gewesen, deren Bedürfnisse dokumentiert wurden.

Doch bei all den gebotenen Finessen – die Entscheidung für einen Umbau hatte einen ernsten Hintergrund, wie Reiser betont. Der Brandschutz des alten Gebäudeteils habe den heutigen Anforderungen nicht mehr entsprochen. "Wir hatten hier Brandschutzklasse F0", gibt Eckhardt zu bedenken. "Das entspricht null Minuten Zeit, um das Gebäude zu verlassen." Die Blechwände, deren Dämmung in sich zusammengefallen sei, habe im Jahr 63 Prozent der Energiekosten aller Kreissparkassengebäude im Kreis Rottweil ausgemacht. "Wir haben die Luft rund um das Gebäude gewärmt", sagt Reiser. Dafür gab’s für die Klimaanlage im Sommer keine Ersatzteile mehr. Hinzu kamen Wassereinbrüche an Dach und Wänden und das Ende des Erbpachtvertrags mit dem Landratsamt, wo die Technische Zentrale der Kreissparkasse untergebracht war. Handlungszwang in allen Belangen, könnte man zusammenfassen. Nun sei man sowohl energetisch, als auch brandschutztechnisch auf dem neuesten Stand. Nachhaltigkeit werde groß geschrieben, betonen die drei.

Das Herzstück dieser Nachhaltigkeit ist allerdings gar nicht zu sehen. Es liegt tief unter dem Kundenparkplatz und verrichtet dort unbemerkt seine Arbeit: ein Eis-Energiespeichersystem, das im Grunde wie ein Eiskeller funktioniert. "670 000 Litern Wasser wird Wärme entzogen bis es vollständig zu Eis wird, und im Sommer wird dem Eis die Kühle entzogen, bis es wieder zu Wasser geworden ist", erklärt Eckhardt das Prinzip. Menschliche Wärme und die IT gäben im Winter das ihre hinzu und heizten die 5190 Quadratmeter Nutzfläche, also vom Kasino unterm Dach bis zum Fitnessraum im Keller. n Wer sich vom neuen Hauptsitz der Kreissparkasse selbst ein Bild machen möchte, der kann das beim Tag der offenen Tür am Sonntag, 24. November, von 13 bis 17 Uhr tun. Es locken außerdem Streetfood auf dem Kundenparkplatz sowie Kaffee und Kuchen in der Tiefgarage. Offiziell eingeweiht wird die neue Kreissparkasse mit geladenen Gästen zwei Tage zu vor am 22. November.