Der Kapellenhof wird zur Freiluft-Fahrrad-Werkstatt. Foto: Lokale Agenda 21 Foto: Schwarzwälder-Bote

Engagement: Helfer sind bei Reparatur-Café unter freiem Himmel gefordert / Autos als Wermutstropfen

Der Kapellenhof hat sich kürzlich in eine große Open-Air-Radwerkstatt verwandelt. Dort bot das Reparatur-Café der Lokalen Agenda 21 einen "Frühlings-Rad-Check" an.

Rottweil. Erstaunlich viele kamen, um ihre Räder von engagierten Fachleuten prüfen zu lassen. Bei Bedarf legten diese auch kundig Hand an und machten etliche Zweiräder wieder fit für einen sicheren Start in die neue Radsaison, heißt es in einer Mitteilung. Es sei ein ungewöhnliches Schaffen und Machen gewesen, wie am frühen Morgen vor der Kapellenkirche die ersten Montageständer und Werkzeugtische aufgebaut wurden. Anlass für die Open-Air-Werkstatt war das "City Life & Style"-Event des Gewerbe- und Handelsvereins.

Als Blickfang diente ein Hochrad, das an die Frühzeit des Fahrrads erinnerte. Gleich daneben standen E-Bikes und moderne Anhänger als Zeichen der Gegenwart und Elektromobilität. Ein anderer Hingucker war ein Info-Wagen, der für die Vision einer "Rad-Kulturstadt Rottweil" warb. Die Akteure wollten nämlich nicht nur Räder flottmachen, sie wollten auch ein wenig an der verkehrspolitischen Zukunft Rottweils basteln. Schon vor der offiziellen Eröffnung der Werkstatt konnte eine junge Frau es kaum erwarten, ihr Rad wieder in Schuss zu bekommen. Zehn Jahre stand es ungenutzt herum. Nach etlichen Handgriffen konnte sie ihre ersten Runden drehen.

Ab 9 Uhr belebte der Kapellenhof sich schnell. Warteschlangen entstanden, die die Tatkraft der Monteure herausforderten. Doch keiner von ihnen jammerte über Stress. Technische Schwachpunkte waren laut Aussagen der Experten vor allem Bremsen und Schaltungen. Als um 12 Uhr die Werkstatt programmgemäß schließen sollte, genügten ein paar Blicke und wenige Worte: "Wir geben eine Zugabe!"

Beim Reparieren, Warten und Zuschauen wurde immer wieder übers Radfahren in Rottweil geplaudert. "Wir radeln so gerne in unserer Freizeit, aber in der Stadt ist es uns zu unsicher", habe ein Paar gemeint, wie es weiter heißt. Mehr Sicherheit scheint das A und O zu für eine künftige Radkultur hier zu sein. Oft sind es Details: etwa Querungen, die zum Schutz vor Rechtsabbiegern deutlich markiert sein müssten. Am auffallendsten sei aber folgende Forderung gewesen: Die Achse von der Altstadt in die historische Innenstadt müsse eine einladende Radstrecke werden. Dann werde auch öfter mit dem Rad eingekauft – befreit von nervender Parkplatzsuche. Als die Werkzeuge wieder verstaut waren, schienen die Akteure des Reparatur-Cafés hochzufrieden. Einen Wermutstropfen gab’s: Alle hätten den Vormittag über noch nie so penetrant die Überlastung der Innenstadt mit Autos gespürt.