Aktion Eine Welt feiert mit Tango und Walzer 40 Jahre ehrenamtliches Engagement.
Rottweil - Gut, dass Andreas den Kurs gemacht hat. In der Toskana. Neben der Weinprobe. Sonst hätten "Quadro Nuevo" bis heute "nur" einen Akkordeonisten und keinen Bandoneonspieler. Das heißt: Sie müssten sich weiterhin entschuldigen, weil sie "europäischen Tango" machen.
Dabei machen sie doch auch ganz andere Sachen und das Bandoneon hat in Sachen Tangotauglichkeit seine Blüte im Erzgebirge erlebt. Also mittendrin in Europa. Aber das ist eine andere Geschichte.
Diese Geschichte ist, dass das 25. Rottweiler Jazzfest gestern Abend in der Alten Stallhalle ein solchermaßen ausverkauftes Haus melden konnte, dass Mulo Francel, der auch beim Tango Saxophon spielt, gleich mehrfach auf das zahlreiche Publikum hinwies. Auch sonst hatte er einiges zu erzählen. Zum Beispiel über die Reisen und den Bildband, der die Stellen dokumentiert, an denen Andreas, mit Nachnamen Hinterseher, er selbst, Bassist D.D. Lowka und Harfenistin Evelyn Huber die Stücke eingespielt haben.
Nach genauer Analyse des Genius Loci übrigens. Diese Reise beginnt und endet nicht in Tango-Argentinien. Auch wenn sich aus dem Stand gestern gleich zwei Paare nicht zweimal bitten ließen, vor der Bühne Tango zu tanzen. Diese Reise ist der Idee verpflichtet, Musik unterschiedlichster Traditionen vorzutragen, zu untersuchen, in einen neuen Zusammenhang zu stellen. Und dieser Zusammenhang schließlich ist ein ausgesprochen stimmungsvolles, launiges Gebilde, das mal mehr in Richtung persischer Musik pendelte, dann wieder Musette anklingen ließ, in erstaunlich hermetischer Jazzakkordik mündete oder Musik vom Balkan zitierte.
Da schlug Huber übrigens nicht Zymbal, sondern zupfte Salterio. Damit ist die Bandoneon-Kurs-Geschichte auch hinfällig, und ein anderes Bild kommt: Musik aus einer Welt. Damit ist der Bogen geschlagen. Denn gestern Abend gab es keinen Abendsponsor, sondern einen Partner. Die Aktion Eine Welt feiert kleines Jubiläum. 40 Jahre, in denen rund acht Millionen Euro für Selbsthilfeprojekte auf der ganzen Welt zusammengekommen sind. Dafür gab es fast zwei Stunden Musikschätze aus aller Welt zurück.