Der Unterhalt des Hauser-Areals auf der Saline kostet: Die Wohnpyramide des Künstlers muss für 400 000 Euro saniert werden. Wegen mangelnder Zinserträge und den hohen Sanierungskosten hat die Kunststiftung einen Zuschuss beantragt. Foto: Kunststiftung

100.000 Euro-Finanzspritze im Fokus. Rieber: Situation ein Ausnahmefall. Hoffen auf bessere Zinsen.

Rottweil - Es ist ein Ratsbeschluss, der teils auf Unverständnis stößt: Die Kunststiftung Erich Hauser erhält eine städtische Finanzspritze von 100.000 Euro für die Sanierung der Wohnpyramide auf dem Hauser-Areal. Vorstand Wilhelm Rieber spricht von einem Ausnahmefall – und hofft auf bessere Zinsen.

In vergangenen Jahren mussten Vereine der Stadt zum Teil hart um städtische Zuschüsse im niedrigen vierstelligen Bereich kämpfen. Nicht nur in der Gemeinderatsdebatte am Mittwoch war deshalb von "Unverhältnismäßigkeit" die Rede, als es um den Zuschussantrag der Kunststiftung ging (wir berichteten). Sieben Stadträte stimmten dagegen.

Auch der ein oder andere Bürger hinterfragt die Entscheidung. 100.000 Euro von der Stadt für die Pyramide auf der Saline – "und dann gleichzeitig die Gebühren für die Kindergärten erhöhen. Sehr kinderfreundlich unsere Stadt", lautet ein Kommentar unserer Leser.

Der städtische Fachbereichsleiter Marco Schaffert meint, dass man diese Dinge nicht gegenseitig aufrechnen sollte: "Wenn wir ausschließlich Pflichtaufgaben erfüllen wollten, könnten wir alle Gelder für Kunst, Kultur und Sport streichen." Die steigenden Kindergartenbeiträge dürfe man nicht aus dem Auge verlieren, sagt er, verweist jedoch auf die "eklatant hohen" und stetig wachsenden Ausgaben" in diesem Bereich. Er betont außerdem, dass die Stiftung überregional ein wichtiges kulturelles Aushängeschild der Stadt sei.

Dass es im Gemeinderat kritische Stimmen zum Zuschuss gab, kommt für den Vorstandssprecher der Stiftung, Wilhelm Rieber, nicht überraschend. "Natürlich haben viele keinen Zugang zu dem Thema, zur Kunst, zum Park", weiß er. Für die Stiftung sei dieser Antrag jedoch ein Ausnahmefall. Mehrere Faktoren kämen in der aktuellen Situation zusammen: zum einen die Dringlichkeit der Sanierung, zum anderen die derzeitige Zinsmarktsituation. "Die macht uns das Leben schwer", erklärt Rieber. Denn ohne diese Erträge nütze auch das ordentliche Stiftungskapital und die gute Vermögenssituation nichts. Zudem sei es rechtlich nicht möglich, auf andere Anlageformen wie Aktien oder Immobilien zu setzen. Die Erhaltung des Areals auf der Saline muss in erster Linie mit dem, was der Förderverein mit seinen rund 180 Mitgliedern aufbringt, bestritten werden. "Ohne den Förderverein ginge gar nichts", so Rieber.

Erschwerend komme hinzu, dass Erlöse aus Kunstverkäufen nicht in das operative Geschäft oder in eine Sanierung fließen dürfen. Das Regierungspräsidium habe da ein scharfes Auge drauf, so Rieber. Im Hinblick auf die Pyramidensanierung sei es "nach langem Kampf" gelungen, hier eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten. "Wir haben dafür ein Kunstwerk verkauft und auch einen guten Preis erzielt", so Rieber. Dennoch reichen die Mittel nicht.

Die Sanierung sei teurer als erwartet: "Das Ergebnis der Handwerkerausschreibung hat uns fast die Luft abgeschnürt", berichtet Rieber. Die Kosten seien mit 400.000 Euro fast doppelt so hoch ausgefallen, wie angenommen. Ohnehin hätten sich nur wenige Betriebe beteiligt. Die Handwerker sind ausgelastet. "Wir wollen die Sanierung dieses Jahr über die Bühne bringen – vorausgesetzt, die Handwerker kommen wirklich."

Die komplette Außenhülle der Wohnpyramide muss erneuert werden. Sie ist schon seit ihrem Bau 1992 konstruktionsbedingt undicht. Durch die Fenster dringt Wasser ein. Hier werde man nun langfristig Abhilfe schaffen können.

Vier Gebäude gibt es auf dem Areal, zudem müssen Park und Kunstwerke gepflegt, Veranstaltungen gestemmt werden. Kann die Stiftung all das langfristig leisten? Rieber ist "felsenfest" davon überzeugt, dass sich die Zinssituation auch wieder ändert. Schon mit leichten Zinserträgen würde die Stiftung wieder "gut hinkommen". In Teilen des Gemeinderats gibt es dagegen Befürchtungen, dass die Pyramide erst der Anfang eines längeren Zuschussgeschäfts ist.

Für Fachbereichsleiter Marco Schaffert ist wichtig, dass die Stiftung in der aktuellen Notlage unterstützt und die Bausubstanz der Pyramide erhalten wird. "Wäre das Areal in städtischer Hand, hätte man mit den selben Problemen zu kämpfen, die nun die Stiftung zu meistern versucht." Der Stiftungsrat habe sich zudem intensiv Gedanken zur Einnahmenerzielung gemacht, beispielsweise mit einer stärkeren Vermarktung des Areals und der Gebäude.

Die Finanzen über Eintrittsgelder aufzupäppeln, ist für Wilhelm Rieber allerdings keine Option. Dies würde zu geringerer Resonanz führen, ist er sich sicher. Und das Ziel der Stiftung sei schließlich satzungsgemäß, dass Hausers Kunst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll.

Dass es hier weiter Handlungsbedarf gibt, zeigen Kommentare im Netz, die die aktuelle Debatte begleiten: "100.000 Euro für einen Verein, das ist echt übertrieben. Und was für eine Pyramide überhaupt??"