Ein solches Bild mit den PRoFI-Stadträtinnen Anne Probst und Marianne Wucher (von links) wird es nach der Wahl nicht mehr geben. Die Fraueninitiative kündigte gestern nach 15 Jahren im Rat an, am 25. Mai nicht anzutreten. Archiv-Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Rückzug nach 15 Jahren im Gemeinderat / Fraueninitiative will Energie sinnvoller in Projekte stecken

Von Patrick Nädele

Rottweil. Die Karten im Rottweiler Gemeinderat werden neu gemischt: Die Mitglieder der Politischen Rottweiler Fraueninitiative (PRoFI) haben sich am Donnerstagabend entschieden, für die Gemeinderatswahl keinen eigenen Wahlvorschlag einzureichen. "Ja, es ist eine Überraschung", sagt die Vorsitzende Ingrid Schatter zum vorläufigen Rückzug aus der Gemeinderatsarbeit, "aber wir hatten das Thema schon lange auf dem Schirm". Mit dem Ende dieser Wahlperiode scheiden also auf jeden Fall die beiden amtierenden Stadträtinnen Anne Probst und Marianne Wucher aus dem Gremium aus. Da es zudem neben dem Forum für Rottweil (FFR) eine Grünen-Liste geben wird, dürfte sich der Gemeinderat durch die Wahl am 25. Mai nicht nur in personeller Hinsicht verändern. Die Fraktionssprecher Günter Posselt (CDU), Walter Stegmann (FWV) und Arved Sassnick (SPD) sowie Heide Friederichs (FFR) zeigten sich gestern Nachmittag bei der Einführung des neuen Landgerichtspräsidenten (siehe Kreisseite) von dieser Nachricht völlig überrascht.

Im Gemeinderat war PRoFI seit 1999 vertreten – zunächst durch Andrea Crabu, die als erstes PRoFI-Mitglied in das Stadtparlament gewählt worden ist. Bei der zurückliegenden Kommunalwahl zogen dann Anne Probst und Marianne Wucher, derzeit Sprecherin der gemeinsamen Fraktion von FFRundPRoFI, in den Gemeinderat ein. Auf 15 Jahre im Gremium blickt die Gruppe also zurück.

Die Arbeit im Gemeinderat binde einfach zu viel Zeit und Energie – nicht nur für die beiden Mandatsträgerinnen, erklärt Schatter die Gründe. Die durch die Entscheidung frei werdenden Ressourcen sollen nun in das weitere Engagement einfließen, das wie gewohnt kreativ und zielgerichtet fortgeführt werde. Laut der Vereinssatzung, die ausdrücklich die Unterstützung der politischen Tätigkeit von Frauen und die Förderung der Beteiligung in politischen Gremien benennt, kündigen die Frauen an, sich weiter in der Stadt zu Wort melden zu wollen.

Der Schritt sei unter den Mitgliedern intensiv diskutiert worden, berichtet die Vorsitzende. Und auch die beiden amtierenden Stadträtinnen hätten gemischte Gefühle, da sie ihre Gemeinderatsarbeit mit Überzeugung leisten würden. Für die Neuausrichtung klinge bei den PRoFI-Mitgliedern also sowohl Bedauern als auch Verständnis mit. In der Abwägung, wo mit dem ehrenamtlichen Engagement größere Erfolge erzielt werden können, sei die Entscheidung auf die Arbeit an eigenen Projekten gefallen. Die Energie, die bislang durch den Gemeinderat gebunden ist, "wollen wir gerne mehr in die operative Seite investieren", sieht Schatter bei PRoFI noch viel Kreativpotenzial.

In den nächsten fünf Jahren wollen sich die Frauen deshalb auf dieser Basis einbringen. Ein Beispiel für ein konkretes Projekt: die Seminarreihe "Heimat ist – (auch) hier" (wir berichteten). "Wir rechnen daraus auch mit vielen Impulsen", kündigt Schatter an, dass die gesammelten Ideen in eine neue Konzeption der PRoFI einfließen werden.