Es knirscht im Gebälk zwischen den Landkreisen Tuttlingen, Rottweil und dem Schwarzwald-Baar-Kreis. Der Grund ist die Entwicklung der Berufsschulen. (Symbolfoto) Foto: Pixabay

Es knirscht im Gebälk zwischen den Landkreisen Tuttlingen, Rottweil und dem Schwarzwald-Baar-Kreis. Der Grund ist die Entwicklung der Berufsschulen. Rottweil preschte ohne Abstimmung vor. Der Kreistag verabschiedete eine Resolution, die an das Regierungspräsidium gerichtet ist.

Schwarzwald-Baar-Kreis - In den vergangenen Jahren hat der Schwarzwald-Baar-Kreis viel Steuergeld in die Infrastruktur der Berufsschulen gesteckt. Das Regierungspräsidium Freiburg ist bezüglich der Berufsschulen sozusagen in zwei Bereiche aufgeteilt. Da gibt es die Rheinschiene und die Ost-West-Achse mit Schwarzwald-Baar-Heuberg und Konstanz.

Aufgrund eher rückläufigen Schülerzahlen bei mehreren dualen Ausbildungsberufen waren in den vergangenen Jahren immer wieder Bereinigungen der Schulstandorte notwendig. Stefan Löffler, Leiter des Schulamts nannte die Situation in der Mechatronik unbefriedigend und warf dem Kreis Rottweil "keinen guten Stil" vor. Dort Beschloss man eine Berufsschulklasse in Schramberg aufzubauen – ohne Absprache mit dem Schwarzwald-Baar-Kreis.

"Schwieriges Geschäft"

Insgesamt nannte Landrat Sven Hinterseh die Koordination der Berufsschulklassen "ein schwieriges Geschäft", man will sich hier aber die Butter nicht vom Brot nehmen lassen. Denn Tuttlingen streckt ebenfalls seine Fühler aus und will Berufsschulklassen an sich ziehen. "Für die Gewerbeschule würden – wenn das alles umgesetzt werde, bis zu 16 Klassen im Schwarzwald-Baar-Kreis verloren gehen. Das ist zuviel", kommentierte Hinterseh die angestrebte Entwicklung.

Es sind nicht nur die Mechatroniker, die Sorgen bereiten, sondern auch die sogenannten Fleisch-Berufe sprich Metzger und Metzgereifachverkäuferin und auch die Mehl-Berufe wie Bäcker und Konditor, für die in anderen Landkreise Bemühungen laufen, sie an sich zu holen. Man sieht im Schwarzwald-Baar-Kreis den Paragrafen 30 des Schulgesetzes für Baden-Württemberg ausgehebelt.

In diesem wird die regionale Schulentwicklung geregelt. Inhalt ist eine nachhaltige Sicherung eines regional ausgewogenen Bildungsangebot in zumutbarer Erreichbarkeit. Zusätzlich ist die Planungssicherheit für den jeweiligen Bildungsträger genannt. Und hier sehen einige Kreisräte in ihren Redebeiträgen eine gewisse Steuerverschwendung und begründen dies: An den hiesigen Schulen habe man in den vergangenen Jahren Millionen investiert, auch in die Infrastruktur. Somit wurde ein funktionierendes System geschaffen.

Infrastruktur aufgebaut

In den Nachbarkreisen müsste nun für viel Geld eine ähnliche Struktur aufgebaut werden – für weniger Schüler, beziehungsweise diese Infrastruktur würde zwei Mal vorgehalten für jeweils weniger Schüler an einem Standort. Langfristig könnte man zusätzlich Klassen verlieren, wenn man mehr als drei Jahre unter der Mindestzahl an Schüler sei.

Die Innungen haben ebenfalls ein Wörtchen mitzureden. Raimund Kegel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, kommentierte die Vorgänge mit "die regionale Schulentwicklung läuft aus dem Ruder". Bei den Innungen ist man bestrebt, das funktionierende System aufrecht zu erhalten, denn auch die Erreichbarkeit sei wichtig. An anderen Stellen im Land habe es sich gezeigt dass eine Verlagerung und schlechte Erreichbarkeit, beispielsweise bei Metzgern, zu Lehrabbrüchen führte, da diese Auszubildenden meist noch nicht 18 Jahre alt und auf den ÖPNV angewiesen seien.

Einstimmig verabschiedet

In der einstimmig verabschiedeten Resolution zeigt man auf, wie viel Geld man investiert habe in die Infrastrukturen der Schulen, in der Digitalisierungsstrategie waren es rund zwölf Millionen Euro. Trotz Pandemie konnte der Distanzunterricht gewährleistet werden, es flossen zusätzliche 20 Millionen in die Gebäudeinfrastruktur und in die Ausstattung, ist in dem Papier zu lesen. Man will den Fortbestand des Schulstandortes für die Ausbildungsbereiche Mehl und Fleisch sichern. Zusätzlich soll für den Mechatroniker und für den Bereich Fachinformatik die Kompetenzzentren im Schwarzwald-Baar-Kreis bestehen bleiben.