Nicht akzeptabel oder notwendiges Übel? Mülltonnen in der Innenstadt. Foto: Otto

Tonnen dürfen nicht auf städtischem Grund stehen. Bei Rottweilern in der Innenstadt ist die Empörung groß.

Rottweil - Wenn ein Auto im Parkverbot steht, wird es im schlimmsten Fall abgeschleppt. Dass das auch mit Mülltonnen passieren kann, weiß man in Rottweil seit vergangener Woche: Wer seine Tonnen in der Innenstadt vor dem Haus stehen hat, wurde Opfer einer städtischen Mülltonnen-Beseitigungsaktion. Die Tonnen waren plötzlich einfach weg. Der Aufschrei bei den Betroffenen ist groß, die Suche nach einer Lösung gestaltet sich schwierig.

Da ist auf der einen Seite der städtische Ordnungsamtsleiter Jörg Alisch, der eben von Amts wegen die Aufgabe hat, in der Stadt für Ordnung zu sorgen. Gerade in der historischen Innenstadt ist das nicht immer einfach. Enge Gassen, Parkprobleme, das heikle Thema Brandschutz in der alten Bausubstanz - und dann auch noch die Mülltonnen. Die werden von jedem gebraucht, doch nicht jeder hat Platz, sie unterzustellen. Und deshalb stehen sie manchmal eben vor dem Haus, auf städtischem Grund. Für den Ordnungsamtsleiter ist das nicht hinzunehmen. Und statt weiterhin zu ermahnen, ließ er rund 20 störende Tonnen jetzt kurzerhand abtransportieren. Sie wurden in die Tiefgarage des Neuen Rathauses verfrachtet, sobald die Bewohner sich meldeten, bekamen sie die Tonnen zurück - verbunden mit der Auflage, sie auf ihrem eigenen Grundstück unterzubringen.

Auf der anderen Seite, bei den betroffenen Rottweilern, ist die Empörung groß. Denn wer die Häuser der Innenstadt kennt, weiß, dass bei deren Bau vor etlichen hundert Jahren nicht an Mülltonnen-Stellplätze gedacht wurde. Nicht jeder hat einen Innenhof, oft ist schlichtweg kein Platz.

"Ich weiß nicht was ich machen soll, heute war Herr Alisch wieder da und hat gesagt, ich habe zwei Tage Zeit, mir was zu überlegen", sagt ein verzweifelter Geschäftsinhaber. Auf die Frage, wo er die Tonnen denn hinstellen soll, habe er zur Antwort bekommen: "Das interessiert mich nicht." Wer er nicht handle würden die Tonnen erneut abtransportiert. "Hilfe bekommt man da nicht", beklagt er das Verhalten der Stadtverwaltung. Und immerhin stünden die Tonnen da seit Jahrzehnten. Warum die plötzlich stören, sei ihm ein Rätsel.

"Es war an der Zeit, ein Zeichen zu setzen", kontert Ordnungsamtsleiter Alisch. Man habe mit der Aktion auf einen "vielfach beklagten Missstand" reagiert. Seien es früher noch einige Tonnen gewesen, über die man hinwegsehen konnte, würden sie heute ganze Straßenzüge verschandeln. Wöchentlich erhalte man Anrufe von Besuchern und von Innenstadtbewohnern, die selbst teilweise großen Aufwand betrieben hätten, um ihre Mülltonnen auf dem eigenen Grundstück unterzubekommen.

Gründe für die strenge Regelung gebe es genug: neben der Verschandelung des Stadtbilds seien die Rettungswege erschwert, außerdem spiele der Brandschutz eine Rolle. Einen Fassadenbrand in der Engelgasse habe es durch einen unerlaubt abgestellten Eimer bereits gegeben.

Ob man die Tonnen-Abräumaktion inzwischen bei der Stadt bereut? Dazu gibt es von Alisch ein klares: "Nein. Rückmeldungen aus der Bevölkerung bestätigen uns, dass wir richtig gehandelt haben."

Das hilft so manchem Innenstadtbewohner allerdings wenig. Die Frage bleibt: Wohin mit den Tonnen? Betroffene können sich laut Alisch an das Abfallwirtschaftsamt wenden. Die Behörde komme dann ins Haus und zeige "Möglichkeiten" auf. Darauf darf man nun gespannt sein. Ein "Anbau wegen Mülltonnenunterbringung" dürfte es im Innenstadtgebiet ebenfalls recht schwer haben.