"OnAir" in Aktion Foto: Schneckenburger

Berliner A-cappella-Band rockt Ferienzauber. Musiker stehen mit neuem Programm auf Bühne.

Rottweil - A-cappella-Acts haben bei den Sommer-Festivals ihren festen Platz. Auch der Ferienzauber macht da keine Ausnahme. Am Mittwochabend gab es Besuch aus Berlin: "OnAir" lieferten eine bemerkenswerte Show.

Wer sich an den Hymnen versucht, geht ein hohes Risiko ein. Das wissen die fünf Sängerinnen und Sänger nur zu gut – und wagen es dennoch. Können sie auch, wie sich gestern Abend im Ferienzauber-Zelt unterm Wasserturm schnell herausstellt. Dass ein bisschen technische Hilfe im Spiel ist, verschweigen sie nicht. Das Publikum solle sich nicht wundern, wenn es mehr Stimmen höre als Menschen auf der Bühne sind. Bestimmte Figuren werden live eingesungen und dann über den Looper zugespielt. Das macht eine Stimme dann wieder verfügbar für andere Aufgaben. Alter Hut, machen andere auch. Dass "OnAir" die Mittel offenlegen, um den Gästen ein bisschen Erklärungshilfe an die Hand zu geben, was viele andere nicht machen, mindert den Charme ihrer Songs kein bisschen. Im Gegenteil.

Eindrucksvolle Arrangements

Nicht nur stimmlich sehr gut disponiert, sondern mit Arrangements unterwegs, die sicher auch einfacher möglich, dann aber weniger eindrucksvoll wären, servieren sie bei der Vorpremiere ihres neuen Programms ein fein abgestimmtes Feuerwerk an Rock- und Pop-Klassikern. "Fein abgestimmt" insofern, als es ihnen gelingt, sich weit über erstens die Mindestanforderung Wiedererkennungswert und zweitens das Element Verblüffung nach dem Motto "Das sind nur Stimmen?" hinweg zu setzen. Sie gehen den Songs vielmehr richtig auf den Grund und schreiben sie gewissermaßen für sich neu – so, dass alle Qualitäten, die so ein Klassiker hat, herausgearbeitet werden. Damit laden sie, nebenbei, auch zum Nach-Hören ein, rücken die Originale wieder ins Bewusstsein.

Wie weit die Detailliebe geht, hören die Besucher beispielsweise an Songs wie "Stairway to Heaven", wo sogar das vokale "Gitarrensolo", ein bisschen mit Verzerrer bearbeitet, Ton für Ton setzt – und sitzt. "Vocal Legends", so der Name des Programms, ist also auch ein bisschen eine Entdeckungsreise, auf die das Ensemble die Besucher mitnimmt. Dabei riskiert es mit Intervallen, die nicht unbedingt naheliegend sind, wenn man polyphon ohne Netz und doppeltem Boden unterwegs ist, durchaus, den Effekt zu überreizen, oder eben, weil’s gar nicht mehr funktioniert, wenn es ein bisschen daneben geht, Schiffbruch zu erleiden. Dieser bleibt allerdings aus. Das noch recht junge Ensemble agiert ebenso souverän wie gekonnt, trägt vor, was auf hohem Niveau jederzeit sicher machbar ist, nimmt das Publikum mit, und empfiehlt sich für ein Wiedersehen.