Ein beeindruckendes Bild gibt die erste Freitags-Demo in Rottweil ab. Foto: Schwarzwälder Bote

Klimaschutz: Gut 500 Schüler ziehen bei erster Freitags-Demonstration vors Alte Rathaus

Ein eindrucksvolles Bild gaben gut 500 Schüler bei der ersten Freitagsdemonstration in Rottweil für den Klimaschutz ab. Mehrere Redner machten vor dem Alten Rathaus klar: Ihrer Meinung nach kann es so nicht weitergehen.

Rottweil. Es war ein Moment für Gänsehaut, als sich nach etwas mehr als einer Stunde vor dem Alten Rathaus das Ende des ersten "Fridays for Future"-Protestes abzeichnete – nicht weil das kalt-nasse Wetter eigentlich gar nicht dazu einlud, sich im Freien mit Pappschildern und Transparenten zu einer Demonstration zu treffen, sondern weil aus mehreren Hundert Schüler-Kehlen das Lied "We are the World" erklang.

Nach dem Warm-up im Stadtgraben am Musikpavillon war der stattliche Tross über die Hochmaiengasse in die Fußgängerzone gezogen – schon mit "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut"-Rufen und Trommelbegleitung. Ein Weckruf sollte es sein – das machten vor dem Alten Rathaus dann verschiedene Redner – darunter Jonathan Dom, Rosalie Bott oder auch Stefan Mauch von der Lokalen Agenda – deutlich. Denn den Schülerprotesten hatten sich in Rottweil in Aufrufen Agenda-Arbeitsgruppen und auch der BUND angeschlossen.

Die Botschaft: Die von der Schwedin Greta Thunberg initiierten Demonstrationen seien ein Beispiel, dass man auch als Einzelner Einfluss nehmen könne, ja bei sich anfangen müsse, das Konsumverhalten zu überdenken. Eine vegetarische Pizza statt Fast Food von der Burger-Kette, ein Bio-Apfel aus der Region statt Flugobst von Übersee, der Edelstahl-Thermobecher statt Einweg-Cups – die Schüler machten auf viele Ansatzpunkte im Kleinen aufmerksam, vergasen darüber aber auch die Profis in der großen Politik nicht. 40 Jahre seien seit der ersten Weltklimakonferenz mittlerweile vergangen, trotzdem steige der CO2-Ausstoß seither jedes Jahr.

Was die Schüler auf der Freitags-Demo davon halten, zeigen die zahlreichen Plakate und Transparente. "Unser Klima hat schlechtere Aussichten, als unser Mathe-Abi" ist da beispielsweise zu lesen. Oder auch die Frage: "Oma, was ist ein Schneemann?"

Viele Passanten in der Fußgängerzone hielten am Freitagmittag inne und verfolgten zumindest einen Teil der Redebeiträge. Ein Zaungast war der FDP-Landtagsabgeordnete und kommissarische Kreisvorsitzende, Daniel Karrais.

Nach der öffentlichen Kritik an den "Fridays for Future"-Protesten wollte er sich in Rottweil selbst ein Bild machen. "Ich unterstütze ausdrücklich, dass junge Leute aufstehen und Forderungen an die Politik im Bereich Klima und Umwelt stellen", erklärt Karrais anschließend in einer Pressemitteilung, denn es seien die jungen Generationen, "die mit den langfristigen Klimafolgen leben und umgehen müssen".

Über Mittel und Wege indes lasse sich trefflich streiten. Hier setze die FDP eher auf Anreize und Innovation, statt auf populistische Verbote. "Man muss kein Profi sein, um die Stimme für mehr Nachhaltigkeit zu erheben. Wer aber kein Profi ist, der muss für Sachargumente und Fakten zugänglich sein" und dürfe nicht nur der reinen Ideologie folgen.

Er hoffe, dass die Jugend die Lust am Demonstrieren und das Eintreten für ihre Interessen beibehält. Allerdings ist Karrais der Meinung, dass diese Demos außerhalb der Schulzeit stattfinden sollten. Der Wirkung täte das sicher keinen Abbruch.