Sonnenenergie-Offensive: Großgärtnerei kombiniert Photovoltaik mit Speicherakku
Deißlingen (spr). Pflanzen benötigen Sonne und Wärme zum Wachsen. Viel Sonne. Und viel Wärme. Das kostet Energie. Viel Energie. Im Falle des Pflanzengroßhandels Schlenker Qualitätspflanzen mit angeschlossener Produktionsgärtnerei 250 000 Kilowattstunden Strom im Jahr. Deshalb hat Matthieu Duclaux, Geschäftsführer der Produktion, eine zukunftsweisende Anlage installieren lassen, um die Ökobilanz des Betriebs weiter zu verbessern und Kosten zu senken: Eine Photovoltaikanlage mit 180 kWpeak kombinierte er mit einem Speicherakku, der 102 Kilowattstunden Kapazität aufweist. Jeder kennt die riesige, drei Hektar große Anlage zwischen Autobahn und Staatsbahnhof.
In den weitläufigen Gewächshäusern reifen übers Jahr Millionen von Pflanzen heran, die Fachhändler in Deißlingen einkaufen, um sie in ihren Geschäften und auf Märkten im Südwesten sowie in den Grenzregionen der Schweiz und Österreichs an Endkunden abzugeben.
Mit vergleichsweise gut isolierten Gewächshäusern, einem 900KW Pelletsofen und der Nahwärmeversorgung durch einen benachbarten Energiehof liegt Schlenker Qualitätspflanzen ökologisch bereits weit vorne – mit der neuen Anlage setzt man Maßstäbe. "Ökologie und Ökonomie sind überhaupt keine Gegensätze, im Gegenteil. Selbst wenn die Energiepreise nur langsam steigen, wird sich die Investition in weniger als zehn Jahren rechnen", sagt der Unternehmer. "Wir gehen davon aus, dass Energie spürbar teurer werden wird", ergänzt Gerold Braun, Prokurist der Volksbank Deißlingen, die die im deutlich sechsstelligen Bereich angesiedelte Investition finanziert.
Die Genossenschaftsbanker setzen in ihrer Hauptstelle selbst auf eine vergleichbare, wenn auch deutlich kleinere Lösung aus Photovoltaik und Speicher und machen ebenfalls gute Erfahrungen damit.
Bei Schlenker lässt sich der Stromverbrauch für die Pumpen der Heizung, Bewässerung, Kulturenbeleuchtung, Klimaregelung oder die Topfmaschinen kaum noch minimieren – die Lösung lautet daher, den Strom selbst zu produzieren und möglichst viel davon auch selbst zu verbrauchen, da es für die 2015 ans Netz gegangene Anlage nur noch eine geringe Einspeisevergütung gibt. So kam der Akkuspeicher ins Spiel: "Hier gibt es unterschiedliche Förderprogramme mit verbilligten Zinsen oder Tilgungszuschuss, die helfen, die Amortisationszeit zu senken" so Braun. In sonnigen Jahren wird die Anlage bis zu 200 000 Kilowattstunden Strom liefern, bei viel Schnee und Nebel auch mal weniger. Aktuell läuft die Optimierungsphase.
Für Matthieu Duclaux stellt die Investition einen wichtigen Schritt zur Zukunftsfähigkeit des Betriebs dar, denn neben der Effizienzsteigerung "fragen Kunden durchaus nach, wie nachhaltig die Pflanzen erzeugt werden." Gerold Braun hofft, dass weitere Unternehmen die Vorteile kombinierter PV- und Speicherlösungen erkennen, zumal derzeit historisch günstige Konditionen verfügbar sind. "Vor allem wenn Erzeugungs- und Verbrauchskurven relativ parallel laufen winken hohe Einsparungen." Es mache keinen Sinn, über die stetig steigende EEG-Zulage zu lamentieren, "man muss sie nutzen." Kombiniert mit entsprechenden Förderprogrammen, die Braun stets im Auge behält, winkt gleichermaßen ökologischer und ökonomischer Gewinn.